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Liliths Hexentanz

Liliths Hexentanz

Titel: Liliths Hexentanz
Autoren: Jason Dark
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Der Dämon war nackt!
    Gerade wegen dieser Nacktheit sah er widerlich und abstoßend aus.
    Sein überaus heller Körper glich dem eines Albinos, nur kam bei ihm noch das ebenfalls helle Fell hinzu, das seinen gesamten Körper, vom Kopf bis zu den Füßen, mit einem hellen Flaum bedeckte und auch das Gesicht nicht verschonte. Es war eins mit den Haaren, denn am hinteren Kopf wuchsen das Fell und die Haare zusammen, wobei er die langen, hellen Fransen zusammengeknotet hatte, damit sie nicht störten.
    Seine Hände waren sehr groß und wirkten knorrig. Aber auch auf ihnen wuchs dieses helle Fell, bis hin zu den Fingernägeln, die lang und spitz wie Messer waren, damit der Dämon seine Beute besser reißen konnte.
    Er wartete auf Beute. Er war hungrig. Er hockte in der Mulde, wo ihn keiner sah, und er bewegte sich in einer fürchterlichen und schrecklichen Welt, die für Menschen nur den Tod bringen konnte.
    Es war eine Vorhölle. Ein totes Land. Ohne Wasser, ohne Wälder, dafür von dicken Rauchschwaden durchzogen, die bestialisch stanken, denn überall in dieser Dimension wurde das Fleisch der Opfer gebraten.
    Hier zählten nur die Gewalt und das Überleben. Das wußte der Dämon mit dem weißen Fell. Er war hungrig, und der Hunger wühlte in seinen Eingeweiden. Als hätte ein Tier seinen Weg durch die Bauchdecke geschafft, um ihn von innen her aufzufressen.
    Das aber wollte er.
    Fressen!
    Heisch zerreißen, um die blutigen Klumpen roh zu verzehren. Er sah nicht nur widerlich aus, er war es auch. Und sein Gesicht wirkte so, als hätte es sich bei der Entstehung weder für einen Menschen noch für ein Tier entscheiden können.
    Öffnete er sein Maul, zeigte er seine messerscharfen Zähne.
    Er hockte noch immer in seinem Versteck und wartete. Manchmal strich er mit den Krallenhänden über sein Fell, als wollte er sich die hellen Haare büschelweise herausreißen.
    Das tat er nicht.
    Er kratzte den Boden auf. Trockener Staub wölkte hoch. Eine Zunge drang aus seinem Maul. Sie war lang und grau. Er leckte damit um sein Maul, und er dachte daran, daß es sehr lange her war, als er sich zum letztenmal so richtig satt gefühlt hatte.
    Tiere gab es genug.
    Er aber wollte etwas anderes.
    Menschen!
    Bestimmte Menschen!
    Welche, die einmal seinem Herrn gehört hatten, dann aber zu einer anderen Person übergelaufen waren. Das hatte sein Herr und Meister nicht verkraftet, aber er konnte sich auch nicht offen gegen diese Person stellen, weil sie einen überaus mächtigen Verbündeten hatte, den mächtigsten überhaupt. Wer ihm in die Quere kam, war verloren, der verschwand von der Bildfläche, denn er wurde verdammt.
    Der Dämon knurrte. Seine Zunge zuckte wieder zurück. Genau in dem Augenblick vernahm er den hellen Schrei, der wie ein Signal über das unfruchtbare Land hallte. Er schrak zusammen. In seinem Innern tobte die Wut, und er drosch mit den Krallen auf das Gestein, weil er so hungrig war und die anderen sich satt essen konnten.
    Die Wut verrauchte zwar nicht, aber er drängte sie zurück und dachte nach.
    Den Schrei hatte er in der Nähe gehört. Zumindest war er deutlich genug gewesen. Das hieß, daß es nicht weit entfernt von seiner Mulde jemanden geben mußte, der eine Beute gefangen hatte. Beute, dachte er.
    Auf einmal glühten seine Augen. In dieser Dimension herrschte das Recht des Stärkeren. Wenn er stärker war als derjenige, der die Beute gefangen hatte, dann gehörte sie ihm.
    Das Gesetz der Wildnis, und der Dämon richteten sich aus seiner hockenden Haltung auf. Er streckte seinen Körper. Er ruderte mit den Armen. Sein helles Fell sträubte sich, bevor er sich gut fühlte und mit heftigen und gleitenden Bewegungen den Hang hochglitt, um die Mulde zu verlassen.
    Hier unten hatte er nur hören, aber nichts sehen können. Witternd wie ein Tier hockte er sich am Rand der Mulde hin und bewegte seinen Kopf von einer Seite zur anderen.
    Er konnte kaum etwas sehen, weil der Dunst wie gelbliche Schwefelgase über die öde Landschaft hinwegtrieb. Menschen wären daran erstickt, nicht aber die Dämonen, die diese Welt bevölkerten. Für sie war es der reinste Balsam.
    Auch für den weißfelligen Jäger. Seine kräftige Nase bewegte sich schnuppernd. Er saugte die Luft ein, er öffnete den Mund. Wieder erschien seine Zunge für einen kurzen Augenblick, als wollte er auch noch schmecken, was er da eingesaugt hatte.
    Der Dämon wußte Bescheid.
    Langsam richtete er sich auf. Seine nackte, fellbesetzte Gestalt hob sich
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