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Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Titel: Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln
Autoren: Dan Shocker
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Hinter dem mit dornigem Gestrüpp bewachsenen Erdhügel
lagen drei Menschen.
    Sie schliefen.
    Vor einem hohen schwarzen Stein, der wie verloren zwischen
Büschen und Erdhügel aus dem Boden ragte, hockte eine
dunkelgekleidete Gestalt. Auf ihren Knien lag eine brüchige
Pergamentkarte, die das Land Xantilon zeigte.
    Der Himmel war bewölkt, hin und wieder blinkten vereinzelte
Sterne zwischen den dunklen Wolken und spendeten schwaches Licht.
Aber es reichte dem Wächter in der Dunkelheit offensichtlich, um
auf der Karte das zu erkennen, was er sehen wollte.
    Evonts ganze Aufmerksamkeit galt keineswegs dem Studium der Karte
allein, in die er mit einem fingerlangen Stift eine Markierung
setzte.
    Der Mann, der sich durch seine schwarze Kleidung von der Nacht
kaum abhob, ließ immer wieder von unten herauf seinen Blick in
die Umgebung schweifen und lauschte auf jedes Geräusch. Alles
war aber gleichbleibend. Das monotone Rauschen des nahen Flusses
beruhigte, erweckte jedoch nur das Gefühl der Stille und
Friedlichkeit.
    Genau das Gegenteil war der Fall, und so war es verständlich,
weshalb der Mann mit dem rostroten Vollbart neben sich einen Speer in
den Boden gerammt hatte und unter der Karte auf seinen angewinkelten
Knien ein breites Kampfschwert lag.
    Überall lauerte die Gefahr.
    Geister und Dämonen waren unterwegs, die Brandschatzer
Kyrtas, der Stadt, die in Flammen aufgegangen war und Tausenden den
Tod gebracht hatte.
    Die rechtzeitig den Flammen entkommen konnten, waren in alle
Himmelsrichtungen geflohen.
    Evont hatte sich mit seiner Frau, seinem Sohn und Bruder nach
Süden gewandt. Sie hielten sich nach anstrengendem Marsch an der
Biegung des sogenannten ›Dunklen Wassers‹ auf. Bei
Tagesanbruch wollten sie ihren Weg weiter nach Süden
fortsetzen.
    Jenseits der Kristallfelsen, so erzählte man sich, lag so
etwas wie ein verheißenes Land, wo relativ Ruhe und Frieden
herrschten. Die Dämonen und unheimlichen Geschöpfe der
Finsternis, die sich wie die Pest über das Land ausdehnten,
sollten dort kaum oder gar nicht in Erscheinung treten. Im Norden des
Landes wäre Außergewöhnliches passiert, dort hatten
sich finstere Mächte etabliert, die die Ankunft eines
großen Führers ihres Reiches erwarteten.
    Er folgte seinem Gefühl. Was wirklich war – wußte
niemand. Die Zeiten waren unsicher geworden. Mörder gingen um,
menschliche und dämonische, und niemand wußte ob sie nicht
hinter der nächsten Wegbiegung auf der Lauer lagen.
    Man konnte es nicht mehr wagen, in diesen unsicheren Zeiten
unbewaffnet zu gehen.
    Leise, kaum hörbares Rascheln schreckte ihn auf.
    Er faltete die Karte zusammen und steckte sie in die Innentasche
seines Mantels.
    Evont blickte in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
    Der Fluß lag nur eine Steinwurfweite von dem Erdhügel
entfernt, in der sie nach dem Marsch immer am Flußlauf entlang
ihre erste Lagerstätte errichtet hatten. Die Reste der
Feuerstelle am Rand der Mulde waren noch zu sehen. Gebratenes duftete
wie ein Hauch in der Luft.
    Evont erhob sich. Seine kräftige Hand umspannte den Griff des
Schwertes, die andere zog mechanisch den Speer aus dem Boden.
    Der Mann aus Kyrta verließ langsam den Platz, begab sich
lautlos und geduckt auf den Hügel und spähte hinüber
zum Flußlauf. Das Wasser wälzte sich träge durch das
breite Bett.
    Leises Rauschen und Schwappen, wenn die Flüssigkeit in eine
Mulde oder einen Stein übersprang.
    Evonts Blicke schienen die Dunkelheit zu durchdringen.
    Er konnte nichts Außergewöhnliches feststellen und doch
wurde er das Gefühl nicht los, daß da etwas war.
    Er spürte die Gefahr beinahe körperlich. Es lag etwas in
der Luft.
    Unheil wehte ihn an, und er vermochte nicht zu sagen, woher es
kam.
    Er mußte die anderen wecken.
    Doch es war schon zu spät.
    Der schwarze Boden vor seinen Füßen bewegte sich wie
ein lebender Teppich – und stieg in dieser Sekunde blitzartig
vor ihm in die Höhe.
    Zu spät zum Schreien!
    Wie ein feuchtes, schmutziges Tuch legte sich etwas auf seinen
Mund, sein Gesicht, erstickte jeden Laut.
    Evont sah nichts mehr, setzte sich aber zur Wehr.
    Er stieß sein Kampfschwert nach vorn und rammte den Speer
gleichzeitig in den Boden vor seinen Füßen, weil er
wußte, daß die Gefahr wie ein schleichender Schatten
durch die Nacht und aus dem Fluß gekommen war.
    Blindlings stieß er um sich und merkte die
weichfließende, schwammartige Masse, in der Schwert und Speer
versanken.
    Er traf den Angreifer!
    Aber – der
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