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059 - Homunkula, Luzifers Tochter

059 - Homunkula, Luzifers Tochter

Titel: 059 - Homunkula, Luzifers Tochter
Autoren: Larry Brent
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den nach Idealmaßen
gestalteten Leib. Eine Unzahl von hauchdünnen Fäden und fingerdicken Kabeln
füllte die angesetzten Glieder und liefen bis in die Kuppen der Fingerspitzen.
    Nancy Watson
beugte sich weit vor und wagte es sogar, gleich darauf drei Schritte aus ihrem
Versteck herauszugehen und bis zum Mauervorsprung zu schleichen, um alles zu
sehen.
    Wenn sie das
hier beschrieb und erwähnte, niemand würde ihr glauben!
    Das Blut
hämmerte in den Schläfen der mutigen Journalistin. Ihre Erregung wuchs von
Sekunde zu Sekunde.
    Das Innere
Homunkulas bestand aus einem Kabel-Gewirr. In Magenhöhe etwa befanden sich zwei
kleine quadratische Kästchen, von denen das linke einen sackähnlichen Anhang
hatte. Dieser Sack bewegte sich rhythmisch. Krampfte sich zusammen und
entspannte wieder. Er funktionierte wie ein Herz. Eine Pumpe.
    Nancy Watson
konnte nicht wissen, daß diese Pumpe eine wichtige Doppelfunktion erfüllte. Das
aufgenommene Blut wurde hier in das Hauptkabel gepumpt, das direkt das
organische Gehirn versorgte. Blut war ein wichtiger Lebensträger. Es versorgte
die Gehirnzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff. Das verbrauchte Blut kehrte in
einem zweiten Kabel, einer künstlichen Ader, in den zweiten Kasten zurück. Dort
sammelten sich die Schlacken an, die durch Turnblogh von Zeit zu Zeit entfernt
werden mußten.
    Nancy Watson
wurde nicht bewußt, daß sie mit dem Kopf schüttelte.
    Es gab keine
anderen künstlichen Organe, keine Leber, keine Nieren, keine Galle. Nur die
Pumpe, die ein Mittelding zwischen Herz und Magen darstellte. Und dennoch
könnte dieses künstliche Wesen leben? Es war ungeheuerlich und unbegreiflich.
    Turnblogh
schaltete ab. Der Röntgenschirm wurde dunkel.
    „Alles in
Ordnung“, sagte der Herr von Blackstone Cottage. „So weit ich es jedenfalls
beurteilen kann.“
    Edward
knipste die Deckenbeleuchtung wieder an. Turnblogh warf einen Blick auf seine
Uhr.
    „Ich komme so
nicht weiter. Nicht durch reine Vernunft. Sie haben mir den Weg versperrt“,
sinnierte er vor sich hin. Mit zitternder Hand strich er sich über die faltige
Stirn. Er machte einen niedergeschlagenen Eindruck. „Die Druiden...“, fuhr er
leise fort, „ich muß sie anrufen, muß hören auf die innere Stimme... Ich werde
Morley anbieten... bleibt mir nur die Hoffnung, daß sie akzeptieren.“
    Abrupt erhob
er sich. Nancy Watson war von der plötzlichen Reaktion so überrascht, daß sie
erschreckt einen Schritt zurückwich und dabei eine unbeherrschte Bewegung
machte.
    Das Unheil
war nicht mehr aufzuhalten.
    Die
Journalistin stieß mit dem Ellbogen gegen das schmale, selbstgezimmerte Regal,
in dem mehrere Glasbehälter lose aufeinandergestapelt lagen.
    Der Lärm
schlug ein wie die Detonation einer Bombe.
    Tumblogh
wirbelte herum. Der alte Butler zuckte zusammen, als hätte ein Peitschenschlag
ihn getroffen. Nur eine handelte geistesgegenwärtig: Nancy Watson.
    Sie warf sich
herum. Die Flaschen und Gläser in dem Regal verloren durch die heftige
Fluchtbewegung nun auch noch den letzten Halt.
    Es donnerte,
krachte, splitterte, und in dem Gewölbe hörte es sich an, als ob ein Elefant
durch einen Porzellanladen stürme.
    Nancys Ziel
war der Ausgang. Wenn sie den Treppenaufgang hochstürmte und ihre Verfolger
abschütteln konnte, würde es ihr auch gelingen, das Haus zu verlassen. In der
letzten Nacht hatte sie bereits eine Verfolgung durch die Bluthunde erfolgreich
hinter sich gebracht. Ob sie diesmal allerdings noch mal glimpflich davonkam,
war fraglich.
    Es war kein
Blacker in der Nähe!
    Trotz des
Ernstes der Lage schlich sich ein verstohlenes Lächeln auf ihre Lippen, als sie
an den jungen sommersprossigen Amerikaner von gestern abenddachte.
    Tumblogh
hatte vorhin etwas davon gesagt, daß er Blacker erwarte. Vielleicht war er
schon in der Nähe, und sie brauchte nur wieder in den Mini-Cooper zu schlüpfen ...
    Wie gierige
Krallen griff er nach ihr. Doch es war weder Turnblogh noch der Butler, der sie
erreichte. In der Eile und der Hektik blieb sie an einer überragenden Spitze
des Gestells hängen.
    Es schepperte
und dröhnte durch das Kellergewölbe, als die großen Kolbenflaschen platzten,
als die schillernden Flüssigkeiten sich über sie hinweg ergossen, Zischend
verlöschten die Bunsenbrenner.
    Nancy Watkins
schrie gellend auf. Ihr Kleid zerriß, als sie versuchte weiterzurennen. Den
schweren Wettermantel hatte sie in der Krone des Baumes zurückgelassen.
    Der dünne
Stoff des Minikleidungsstückes riß so
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