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Todesqual: Thriller

Todesqual: Thriller

Titel: Todesqual: Thriller
Autoren: Robert Ellis
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    S ie wälzte sich im Bett herum, schmiegte die Wange in einen Zipfel ihres Kopfkissens und kuschelte sich noch tiefer hinein. Träumen. Schlafen. Beine und Füße tasteten nach den kühlen Stellen unter dem sauberen Laken und der zusätzlichen Decke.
    Durch einen Nebel aus Trägheit hörte sie die Vorhänge rascheln. Feuchtkalte Meeresluft drang durch das offene Fenster herein. Laut Wetterbericht würde es der Sonne erst am morgigen Nachmittag gelingen, ein Loch in die Wolkendecke zu brennen.
    Es war April in Los Angeles – Nikki Brants Lieblingsmonat. Das Leben war zur Zeit so schön. Schöner als je zuvor.
    In der Dunkelheit griff sie nach dem zweiten Kopfkissen, kuschelte sich hinein und tat, als sei sie nicht allein im Bett. Sie träumte von ihrem Geheimnis. Ihrem ganz besonderen Geheimnis. Dem, das ihre Ärztin ihr erst heute kurz nach dem Mittagessen eröffnet hatte. Der Satz hatte mit einem einzigen Wort begonnen.
    Glückwunsch.
    Den Rest hatte Nikki gar nicht mehr richtig mitbekommen. Nach diesem Wort spielte nichts mehr eine Rolle, denn ihr Herz schlug so schnell, dass die Welt um sie herum vor Glück verschwamm. Angefangen hatte es in dem Moment, als die Ärztin das Untersuchungszimmer betreten hatte, ein Funkeln in den Augen, das nur das eine bedeuten konnte.
    Allerdings hatte ihre Ärztin Nikki nur bestätigt, was sie in ihrem Innersten bereits gewusst hatte.
    Sie drehte sich um und öffnete mühsam die Augen, da sie spürte, dass jemand ins Schlafzimmer gekommen war. James, der wieder einmal spätnachts aus dem Büro zurückkehrte. Nikki sah seine dunkle Gestalt. Die Leuchtanzeige des Radioweckers tauchte seinen Körper in einen neonblauen Schein. Er schien sie vom Fußende des Bettes aus anzustarren, während er das Sakko auszog und die Krawatte lockerte.
    Irgendwo in der Nachbarschaft begann ein Hund zu bellen.
    Nikki tippte auf den kleinen weißen Terrier drei Häuser weiter, war sich aber nicht sicher. Die Ärztin hatte ihr etwas gegen die Übelkeit verschrieben, das hundertprozentig nicht schädlich sei, sie aber schläfrig machen könne. Als der Hund verstummte, warf Nikki James noch einen kurzen Blick zu, ließ sich dann zurücksinken und nickte wieder ein. Eine wohlige Müdigkeit ließ ihren Körper schwer werden.
    Vor drei Jahren hatten sie sich über einen gemeinsamen Freund an der University of Oregon kennengelernt. James war eher der nervöse Typ und wirkte auf sie zunächst schwer durchschaubar. Er studierte im letzten Jahr Wirtschaft am Lundquist College of Business, während Nikki gerade an ihrer Doktorarbeit in Kunstgeschichte saß. Für das kommende Jahr hatte sie bereits eine Stelle als Dozentin an einem kleinen College in Pasadena in Aussicht. Damals kam es ihr so vor, als ähnelten sie und James zwei einander fremden Planeten, die rasch auseinanderdriften würden. Doch er hatte nicht lockergelassen, bis sie sich irgendwann an ihn gewöhnte. Sein Lächeln hatte das gewisse Etwas. Ebenso anregend war das Gefühl, das er in ihr auslöste, wenn er ihr einen seiner geschmacklosen Witze erzählte und sie dabei aus großen braunen Augen ansah. Schon ein halbes Jahr später zogen sie zusammen. Und am ersten Jahrestag ihrer Begegnung wurde geheiratet. Keine Flitterwochen, denn sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, ihren Hausstand zusammenzupacken: Sie hatten ein Haus im Westen von Los Angeles ergattert. In Laufnähe zum Strand.
    Wann sollte sie ihm ihr Geheimnis nur anvertrauen?
    Wieder schlug Nikki die Augen auf. James stand immer noch am Fußende des Bettes. Sie fragte sich, wie lange sie wohl geschlafen hatte, konnte aber die Zeit nicht ablesen, weil er ihr die Sicht zum Radiowecker auf der Kommode versperrte. Nach einer Weile zog er das Hemd aus der Hose und fing an, es aufzuknöpfen.
    Wann sollte sie es ihm sagen?
    Das war die große Frage, denn sie wollte genau den richtigen Augenblick erwischen.
    Seit zehn Tagen schon arbeitete James bis zum Morgengrauen und kam nur nach Hause, um ein paar Stunden zu schlafen, zu duschen und sich umzuziehen, bevor er wieder ins Büro fuhr. Er war Chefbuchhalter eines kleinen Unternehmens, das gerade im Begriff war, sich mit einem größeren zusammenzuschließen. Ein junger Mann in einer noch jüngeren Firma, mit deren Erfolg eh nie jemand gerechnet hatte. James beaufsichtigte die Buchprüfung, die nötig war, um den Vertrag in trockene Tücher zu bringen. Obwohl es sich – seinen Worten nach – um eine freundliche Übernahme handelte,
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