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059 - Homunkula, Luzifers Tochter

059 - Homunkula, Luzifers Tochter

Titel: 059 - Homunkula, Luzifers Tochter
Autoren: Larry Brent
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Welt vergessen. Ich habe dich lieb,
erst jetzt weiß ich, was Liebe überhaupt ist!“
    Er kniete vor
ihr auf dem flauschigen Teppich, und seine Hände glitten durch ihr langes,
seidiges Haar, das ihr vornehm-bleiches, wie aus weißem Marmor gemeißeltes
Gesicht rahmte.
    Ihre feuchten
Lippen öffneten sich und dufteten verführerisch. Weiße, blitzende Zähne
schimmerten wie auserlesene Perlen.
    Sie lächelte
nur und sagte kein Wort.
    Henry Dragger
schüttelte den Kopf. „Warum schweigst du? Sag doch nur mal ein Wort, ein
einziges Wort!“
    Sie lächelte
wie eine schöne, große Puppe. Aber sie war mit Leben erfüllt. Ihr Fleisch war
warm und lockte.
    „Wie heißt
du? Sag mir wenigstens deinen Namen!“ Henry Dragger sprach leise.
    Als Antwort
wieder nur dieses stille, unergründliche Lächeln. Ihr Gesicht näherte sich dem
seinen. Seine Hände lösten sich von ihrem schwarzen Haar, schoben sich zärtlich
über die nackten, makellosen Schultern und streichelten die festen Oberarme.
    Das Unglück
brach über Henry Dragger herein, als sein Geist und seine Seele von ganz
anderen Stimmungen erfüllt waren.
    Die Hand der
geheimnisvollen Schönen, die eben noch liebevoll seinen Nacken kraulte, wurde
zur tödlichen Waffe. Blitzartig fuhr die Rechte gegen Draggers Halsschlagader.
Dieser heimtückische Karateschlag warf den keineswegs schwächlichen Mann auf
die Seite. Erstaunen, Verwirrung, Ratlosigkeit und Entsetzen spiegelten sich im
Blick des Engländers. Kein Laut kam mehr über seine Lippen. Es wurde ihm schwarz
vor Augen.
    Das schöne
Gesicht beugte sich über ihn. Mordgier stand in diesen Augen zu lesen.
    Ein kleines
Messer lag wie durch Zauberei plötzlich in der Hand der Frau. Mit einem kurzen
Ruck war Draggers Halsschlagader durchschnitten.
    Die
unheimliche Mörderin war so geschickt, daß nicht ein einziger Tropfen des
dunkel und schnell hervorquellenden Blutes auf den Teppich floß oder die
Kleidung des Toten benetzte. Sie hatte Erfahrung in diesem seltsamen und
grausamen Ritual.
    Ihre feuchten
Lippen legten sich wie ein Saugnapf auf die Schnittwunde, und das Blut des
Opfers füllte ihren Mund.
     
    ●
     
    Gegen zehn
Uhr herrschte im Moor- House lebhafter Betrieb. Nahezu alle Tische waren
besetzt. Unter den Stammgästen, die fast ausschließlich aus dem Ort stammten,
befand sich auch Ryan Cohen, ein alter Säufer, dem man schon zum Frühschoppen
hier begegnen konnte. Es sah ganz so aus, als ob Cohen im Moor-House
einquartiert sei.
    Er war Mitte
Fünfzig, wirkte aber älter. Durch seine Adern floß mehr Alkohol als Blut. Er
rühmte sich wegen seiner Trinkfestigkeit, und er konnte in der Tat ’ne ganze
Menge vertragen. Es gab niemand in Tiverton und Umgebung, der von sich aus mit
reinem Gewissen behaupten konnte, Cohen jemals nüchtern gesehen zu haben.
    Aus diesem
Grund auch nahm man ihn nicht ganz ernst. Cohen war seit jeher ein Sonderling
gewesen. Was er so von sich gab, nahm man hin in der Meinung, daß der Mann
sowieso nur Unsinn redete.
    Cohen gehörte
irgendwie zum Inventar des Moor-House. Wenn er mal Schulden hatte - und die
hatte er eigentlich immer -, dann schuftete er wie ein Verrückter für Mister
Franklin, den Inhaber der Kneipe. Cohen räumte im Keller auf, brachte die
leeren Flaschen aus sämtlichen Ecken und Winkeln des, windschiefen Hauses
hervor und sorgte dafür, daß diese Flaschen auch wirklich leer zum
Getränkegroßhändler zurückfanden.
    Jedermann
mochte Cohen. Auch wenn er viel Unsinn redete. Aber vielleicht machte ihn
gerade das so liebenswert. Er war so etwas wie ein Clown, einer, an dem man
seine Freude haben konnte und der einem die eigenen kleinen Fehler - wenn auch
verzerrt wie bei einer Karikatur - vor Augen hielt.
    „Ihr habt
euch wohl noch gar keine Gedanken darüber gemacht, was im Moment in dieser
Gegend eigentlich vorgeht, wie?“ Cohen blickte sich in der Runde um, als erwarte
er, daß jedermann ihm zuhöre. „Ich sage euch, das Ganze hängt mit einem Weib
zusammen. Mit einem teuflischen Weib! Die Männer fallen auf sie ’rein!“ Er
redete mit schwerer Zunge. Seine Augen waren wäßrig, und wenn er nach dem Glas
griff, geschah es mit einer kantigen und ungelenken Bewegung.
    Ein junger
Bursche mit einer Stirnglatze starrte auf Cohen. „Wie kommst du darauf, Alter?“
fragte er. „Immer wieder fängst du an, von diesem Weib zu erzählen? Hast du sie
denn schon mal gesehen?“
    „Nein,
gesehen - nicht!“ Cohen wischte mit der Rechten durch die Luft. „Aber schon
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