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0581 - Der Blutstein

0581 - Der Blutstein

Titel: 0581 - Der Blutstein
Autoren: Jason Dark
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hatte. Eine helle, weiche Haut. Augen, die in einem geheimnisvollen Feuer zu leuchten schienen, als sich der Lichtschein in den Pupillen brach. Ein Mund, dessen Lippen rot leuchteten, als wären sie frisch geschminkt worden. Schwarze Haare, die seidenweich glänzten, eine perfekte Frau, auch wenn sie graue Kleidung trug, die nicht besonders zu ihr paßte. Wer so aussah, sollte Mode tragen.
    »Erkennst du mich nun?« fragte sie. »Ist dir jetzt endgültig klargeworden, wer ich bin?«
    Dennis nickte sehr langsam. »Ja, jetzt habe ich dich erkannt. Du bist diejenige, die ich in meinen Träumen erlebt habe. So hast du ausgesehen – Mutter.«
    »Danke, mein Junge, danke. Ich merke nun, daß ich für dich deine Mutter bin.«
    Dennis war von der Schönheit dieser Frau so fasziniert, daß er an das Gegenteil nicht denken konnte. Zudem konnte ein junger Mensch wie er kaum differenzieren, denn es kam nicht auf Äußerlichkeiten bei einem Menschen an, sondern auf die inneren Werte.
    Davon konnte man bei einer Hexe wie Gina nicht sprechen. Sie war eine Geliebte des Teufels gewesen, sie war von Grund auf böse und durch und durch schlecht.
    Er lächelte, als die Hexe aufstand. Die Lampe neben ihr gab ihr nicht genügend Licht. Sie beugte sich zur Seite und drehte den Docht höher, so daß sich der Schein ausbreiten konnte und auch die beiden so unterschiedlichen Personen erfaßte.
    Gina legte ihre Hände auf die Schultern des Jungen. »So, Mario, wir sind wieder vereint. Gemeinsam werden wir den Blutstein gegen unsere Feinde verteidigen. Bist du dazu bereit, Junge?«
    Er sah sie an und nickte. »Ja, ich bin bereit.«
    »Du wirst meinen Weg gehen?«
    »Auch das, Mutter!«
    »Du weißt, wo er hinführt?« Die Hexe wollte bei ihrem Sohn auf Nummer sicher gehen.
    Er starrte sie an. »Ich… ich kann es mir denken.«
    »Er wird nicht leicht sein. Er ist steinig und dornig. Man wird uns aufhalten wollen, aber wir lassen uns nicht aufhalten. Verstehst du? Wir räumen die Hindernisse zur Seite. Das Schloß hier habe ich in meinen Besitz genommen. Wir sorgen dafür, daß der Blutstein nicht vergeht und ständig neue Nahrung bekommt. Erst gestern habe ich ein Opfer gefunden.«
    »Ist es der Mann, der draußen hängt?«
    »Richtig, mein Sohn.« Gina merkte, daß Dennis erschauderte. Darüber lachte sie. »Was hast du? Furcht? Skrupel?«
    »Ich… ich … kann nicht töten!« flüsterte er. »Das schaffe ich nicht, Mutter.«
    Sie lächelte, wobei zusätzlich ein spöttischer Ausdruck in ihre Augen trat. »Wieso kannst du es nicht?«
    »Menschen töten, das ist schlimm. Es ist für mich das Schlimmste, das es gibt.« Dennis war hin- und hergerissen. Er hatte bestimmte normale Moralbegriffe, die seine Eltern ihm während der Erziehung beigebracht hatten. Plötzlich wurde er verunsichert. Zum erstenmal erlebte er eine Person, der ein menschliches Leben nichts galt. Das mußte er verkraften, doch er konnte es nicht.
    Gina sah es nicht ein. Sie kam mit einem Gegenargument. »Erinnere dich, mein Sohn. Es ist nicht das erste Mal, daß du getötet hast. Du warst damals ungefähr im gleichen Alter wie heute, Junge. Da hat man dich an einen Pfahl gebunden und mich auf den Scheiterhaufen gestellt. Ich konnte mich nicht mehr befreien und verbrannte elendig. Dir aber gelang die Flucht. Es war eine schwere Flucht für dich. Ich sehe dich noch wegrennen. Hat sich dir nicht ein Häscher in den Weg gestellt, Mario. Wollte man dich nicht aufhalten?«
    Dennis starrte Gina an. Er zwinkerte mit den Augen. »Ja, das glaube ich schon.«
    »Das glaubst du nicht nur, das ist so. Man wollte dich aufhalten, aber du hast zurückgeschlagen.«
    Dennis Höller erinnerte sich. »Es war der Stein in meiner Tasche, nicht wahr?«
    »Sehr richtig.«
    »Damit stieß ich zu.«
    »In die Kehle eines Verfolgers. Du hast ihn getötet, Dennis. Du hast ihn getötet.«
    Dennis Höller schwitzte. Die Erinnerung an diese fürchterliche Tat überwältigte ihn. Er hob den Arm und umklammerte seine Kehle.
    Dabei spürte er, wie stark seine Hand bebte.
    »Nun?«
    »Aber das war in einem anderen Leben, Mutter. Ich… ich denke heute anders darüber.«
    »Unsinn, Junge. Damals oder heute, das bleibt sich gleich. Du bist Mario und Dennis zusammen. Wir werden den Weg gemeinsam gehen, Junge. Du mußt es tun, verstehst du? Ich brauche dich auch für der Blutstein. Hast du begriffen?«
    »Ja, aber…«
    »Kein Aber, Dennis. Es gibt diese Feinde. Sie sind zwischen uns. Wenn wir ihnen nicht
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