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0581 - Der Blutstein

0581 - Der Blutstein

Titel: 0581 - Der Blutstein
Autoren: Jason Dark
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soll ich tun, Mutter?«
    »Zu mir kommen, Sohn.«
    Es war seltsam, aber er nahm es hin, von einer Hexe als Sohn angesehen zu werden. Er spürte nicht einmal Angst, kaum Unbehagen, nein, er freute sich sogar darauf, ihr unter die Augen treten zu können und grübelte darüber nach, wie sie wohl aussah.
    Ein erster Blick in das Zimmer hatte ihm nicht viel gebracht. Zwar leuchtete eine Lampe im Hintergrund des Raumes. Ihr Schein allerdings ließ den Körper der Hexe so ziemlich im Dunkeln. Er erfaßte ihn nur in der unteren Hälfte und dazu am Rand.
    Gina hockte auf einem Stuhl. Dennis sah auch ihre Hände. Sie lagen flach auf den Oberschenkeln, die Finger ausgestreckt, die beinahe die Knie berührten.
    Ungewöhnliche Nägel konnte er erkennen. Jeder Nagel war für sich selbst unterschiedlich gefärbt und am Rand mit einer leichten Goldfarbe nachgezeichnet.
    »Du brauchst dich nicht zu fürchten, Dennis. Ich bin bei dir. Ich will dich in die Arme schließen. Komm zu mir, Junge. Deine richtige Mutter wartet auf dich. Es hat lange gedauert, aber jetzt müssen wir zusammenhalten, damit uns die Gefahr nicht überrollt. Weißt du, Dennis, es gibt sehr böse Menschen, die uns einfach nicht in Ruhe lassen wollen. Dagegen müssen wir uns einfach wehren.«
    »Ja, Mutter!« hauchte Dennis, immerhin noch so laut, daß Gina ihn verstehen konnte.
    »Ich freue mich, daß du so denkst.« Sie streckte ihm die Arme entgegen. »Ja, ich freue mich darüber, Dennis. Es ist wunderbar, einen Sohn wie dich zu besitzen. Keiner kann einer Mutter nachfühlen, wie großartig das ist.«
    Dennis ging weiter, obwohl er Pudding in den Knien spürte. Er wurde angezogen und gleichzeitig abgestoßen. Je näher er seiner Mutter kam, um so besser konnte er die Dinge erkennen.
    An der Wand hing ein Schild und daneben eine Waffe. Eine Mischung aus Schwert und Lanze, denn auf beide Seiten waren die Klingen geformt und liefen vorn spitz zu. Dafür befand sich der Griff in der Mitte. Dieses Lanzenschwert konnte beidseitig töten.
    Waffe und Schild hingen über dem Kopf der Mutter. Doch Dennis sah das Gesicht nicht. Wo es sich eigentlich hätte befinden müssen, schwamm eine dunkle Insel über dem Körper.
    »Schau nach rechts, mein Junge!«
    Dennis schrak zusammen, als er die Worte hörte. Er hatte sich seiner Mutter bis auf einen Schritt genähert. Wenn er den Arm langmachte, konnte er sie anfassen. Nur traute er sich nicht. Möglicherweise war es auch der Geruch, der seine Nase erreichte.
    Ein Gestank, der ihm zwar neu war, den er trotzdem schon öfter gerochen hatte.
    In seinen sehr intensiven Träumen. Der Geruch war scharf, er brannte in der Kehle, und Dennis erinnerte sich daran, daß er ihn auch gespürt hatte, als er aufwachte.
    Brandgeruch…
    Der gleiche Gestank, der auch über den Platz geströmt war, als der Scheiterhaufen loderte. Reisig brannte, zerplatzte unter der Glut.
    Qualm breitete sich wolkenartig aus und fuhr ihm ins Gesicht.
    »Nun sieh schon nach rechts und auch unter die Decke, mein Kleiner. Los, mach!«
    Dennis konnte nicht anders. Er drehte den Kopf – und hatte das Gefühl unter Strom zu stehen.
    Vor ihm saß zwar die Hexe, aber ihr Kopf befand sich unter der Decke. Von dort aus hatte er auch zu ihm gesprochen und war nur mehr ein verbranntes Etwas, in dem allerdings zwei Augen gefährlich leuchteten…
    ***
    Dennis konnte nichts mehr sagen. Eigentlich hätte er bei diesem furchtbaren Anblick schreien müssen, doch auch das schaffte er nicht. Seine Kehle war zu. Er fühlte sich in eine andere Welt versetzt, als würde er auf einer Insel schwimmen.
    »Nun, Dennis?«
    Der Junge schloß die Augen, öffnete sie wieder und streckte dem Körper seinen Arm entgegen.
    Gleichzeitig hob die Hexe die Hand. Beide berührten sich. Dennis durchzuckte es wie ein Schlag. Dieser Kontakt mit seiner Mutter war für ihn etwas Außergewöhnliches. Nie hätte er gedacht, daß seine Alpträume plötzlich wahr werden würden.
    Die Hand fühlte sich kalt an, auch rauh. Vielleicht rieselte auch Eisblut durch die Finger.
    »Du zitterst ja«, flüsterte der Kopf unter der Decke, und seine Augen bewegten sich. »Hast du Angst, mein Junge?«
    »Ja.«
    »Das brauchst du doch nicht. Welcher Junge hat schon Angst vor seiner Mutter?«
    »Ich… ich kenne meine Mutter nicht. Ich bin bei Adoptiveltern aufgewachsen.«
    Sie ließ ihn nicht los. »Das weiß ich, Dennis.«
    »Woher?«
    »Ich habe dich gespürt, mein Junge. Ich weiß, daß du Dennis heißt, aber ich höre
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