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0581 - Der Blutstein

0581 - Der Blutstein

Titel: 0581 - Der Blutstein
Autoren: Jason Dark
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ich.
    »Keinesfalls. Die Tür ist von allein zugefallen. Aber«, er machte eine Pause, und ich hörte, wie er über sein Haar strich, »ich habe einen Luftzug gespürt, als hätte mich ihr Atem berührt.«
    »Wessen Atem?«
    »Der der Hexe.«
    »Bitte, Dennis, behalte jetzt die Nerven. Wir sind im Schloß. Noch kannst du umkehren.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Er redete so sicher, daß ich anfing mich zu wundern. »Woher nimmst du das Wissen?«
    »Ich weiß es eben.«
    Den Beweis wollte ich mir selbst holen, drückte mich an Dennis vorbei, bekam den Griff schnell zu fassen, bewegte ihn – und mußte feststellen, daß sich der Junge nicht geirrt hatte.
    Die Tür war tatsächlich verschlossen. Und keiner von uns hatte den Schlüssel gedreht.
    »Nun, John, hatte ich recht?«
    Ich nickte, obwohl er es nicht sah. »Ja, das hattest du tatsächlich. Seltsam. Nicht?«
    »Nein«, drang mir sein Flüstern entgegen. »Hier ist eben alles ganz anders. Dieses Schloß wird nicht von normalen Mächten beherrscht. Hier waltet und schaltet die Hexe. Das müßtest du doch auch wissen.«
    Ich enthielt mich einer Antwort, da ich mich über Dennis gewundert hatte. Wenn mich nicht alles täuschte, war das nicht mehr der Dennis Höller, den ich aus seinem Gefängnis in der Schule befreit hatte. Äußerlich schon, innerlich jedoch war eine Veränderung mit ihm vorgegangen. Vielleicht war es doch nicht so gut gewesen, ihn mit in das Schloß zu nehmen, das für mich zu einem Mörderschloß geworden war.
    Ich hörte ihn scharf einatmen. Dann faßte er nach meinem Arm.
    »Riechen Sie nichts, John?«
    »Was soll ich…?«
    »Das… das riecht so ungewöhnlich süß, John. Man könnte meinen, daß es sich um Blut handelt.«
    Der Junge wurde mir immer unheimlicher. Auch ich als alter Profi hatte den Geruch bereits wahrgenommen, aber mich gehütet, ein Wort darüber verlauten zu lassen. Er hatte ja recht, es roch tatsächlich nach Blut.
    »Irgend jemand muß hier geblutet haben, John. Wenn wir Licht hätten, könnten wir…«
    »Keine Sorge, das werden wir gleich haben.« Ich hatte schon in die Tasche gegriffen und die kleine Leuchte hervorgeholt, deren Halogenlampe einen hellen, scharf gebündelten Schein verbreitete und die Finsternis radikal aufriß.
    Da ich den Arm bewegte, tanzte der Strahl zunächst über eine Wand, dann richtete ich ihn schräg zu Boden, erwischte die Stufen einer Holztreppe und entdeckte auch dort die auf dem Boden verschmierte Feuchtigkeit.
    Sie schimmerte dunkelrot, mit einem Stich ins Schwarze.
    Meine Kehle verengte sich etwas, als ich die Flüssigkeit näher in Augenschein nahm.
    Ja, es war Blut!
    Sogar noch frisches Blut, wenn es auch Pfützen gab, die schon älter waren und eine Haut auf der Oberfläche bekommen hatten. Das meiste war frisch. Ich dachte sofort an den Gehängten, dessen Körper blutleer gewesen war. Wahrscheinlich hatte er hier unten sein Leben verloren, oder er war auf der Treppe ausgerutscht und hinuntergestürzt, weil sich dort auf den Stufen ebenfalls die Flecken abzeichneten.
    Ich schwenkte den Strahl und leuchtete gegen die Tür. Dennis erkannte ich als eine Schattengestalt.
    »Ich hatte recht, nicht?«
    »Leider.«
    »Sollen wir das Schloß jetzt näher unter die Lupe nehmen? Wir müssen Gina finden – unbedingt.«
    »Was treibt dich so zu ihr?«
    »Ich kann es nicht sagen.« Er hob die Schultern und knetete seine Hände. »Es ist tatsächlich ein Band da, das uns beide verbindet. Ich will sie endlich sehen.«
    Mit der freien Hand deutete ich gegen die Treppe. »Höchstwahrscheinlich hält sie sich in den oberen Etagen auf.«
    »Ja, ja, gehört haben wir nichts.« Dennis kam auf mich zu. Sein Gesicht schälte sich deutlicher hervor, ohne direkt angestrahlt zu werden.
    Die Haut wirkte dunkelgrau. Ich sah trotzdem den Ausdruck der Spannung auf den Zügen, als könnte er nicht erwarten, endlich die Dinge zu sehen, von denen er so lange geträumt hatte. Sein Atem ging heftig, er holte Luft mit offenem Mund. Plötzlich war ich für ihn uninteressant geworden. Ohne mich noch zu beachten, schritt er auf die Treppe zu und blieb so dicht vor der untersten Stufe stehen, daß seine Fußspitzen das Holz berührten.
    Ich ließ ihn in Ruhe. Er mußte irgendein Signal empfangen haben, das für mich nicht zu hören gewesen war. Das zeichnete sich auch deutlich an seiner veränderten Haltung ab. Den Oberkörper ebenso vorgestreckt wie seinen Kopf, um die Treppe hinauflauschen zu können.
    »Was hast du,
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