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0581 - Der Blutstein

0581 - Der Blutstein

Titel: 0581 - Der Blutstein
Autoren: Jason Dark
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zu dem Schloß und auch der Hexe. Seine Worte wollten mir nicht aus dem Sinn, denn er hatte, bevor wir gingen, gesagt: »Dieses Schloß, es kommt mir vor, als wäre es mein eigentliches Zuhause.«
    Spinnereien eines in der Pubertät steckenden Jugendlichen? Daran wollte ich nicht glauben. Hinter Dennis steckte mehr. Nicht ohne Grund hatten ihn über einige Zeit hinweg die schlimmen Träume gequält, in denen stets die Hexe Gina eine Hauptrolle spielte.
    Sie und der Junge – da mußte es einfach eine Verbindung zwischen den beiden geben.
    Ich hatte natürlich nachgefragt, aber keine konkrete Antwort bekommen. Dem Jungen war kein Vorwurf zu machen, denn auch er litt unter den Alpträumen und dessen Nachwirkungen. Er konnte sie überhaupt nicht einordnen und wußte nicht einmal, ob er sie als positives oder negatives Zeichen deuten sollte.
    Das Schloß, so hoffte ich, würde uns Klarheit bringen. Und vor allen Dingen Gina, die geheimnisvolle Hexe, von der ich bisher nur gehört, sie jedoch noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
    Damals war sie verbrannt und geköpft worden. Orth, der von mir aus dem Verkehr gezogene Hausmeister der Schule, hatte allerdings steif und fest behauptet, daß dem nicht so war. Die Hexe Gina lebte munter weiter. Davon war ich mittlerweile auch überzeugt.
    Mit jedem Meter, den wir zurücklegten, wuchsen die Mauern des Schlosses höher vor uns auf. Wir sahen auch die beiden Türme, die so wirkten, als würden auf ihren runden Säulen steinerne Zipfelmützen wachsen. Innerhalb der Mauern wirkten die Fenster wie kleine, gefährliche Gucklöcher, aus denen wir beobachtet werden konnten.
    Natürlich suchte ich die Öffnungen mit meinen Blicken ab. Bisher hatte ich weder ein Gesicht noch ein Augenpaar entdecken können.
    Im Vergleich zur Größe des Schlosses kam mir der Eingang ziemlich schmal vor. Man erwartet bei Schlössern stets große Doppeltüren, die nur unter Mühen aufzuziehen waren.
    Hier nicht.
    Eine einzige Tür, zwar stabil, trotzdem recht einladend wirkend, bildete den Zugang.
    Davor stoppte ich meinen Schritt. Auch Dennis hielt an, sich dabei zu mir umdrehend. »Ist was, John?«
    Ich versuchte ein Lächeln. »Weißt du, ich denke darüber nach, ob es richtig ist, dich mit ins Schloß zu nehmen?«
    Er bekam einen verwunderten Blick. »Das war doch abgesprochen – oder nicht?«
    »Sicher war es abgemacht. Nur ist eine Hexe, sollte sie tatsächlich überlebt haben, nicht ungefährlich.«
    Er lachte leise und gab wieder eine ungewöhnliche Antwort. »Für mich nicht, John, glauben Sie mir.«
    Ich wollte es genau wissen. »Sag mir, wie du darauf kommst, Dennis?«
    »Gefühl.«
    »Nur das oder auch deine Träume?«
    »Beides«, gab er zu.
    »Das ist mir zu vage.«
    Der Junge verzog seinen Mund. »Mir ehrlich gesagt auch, John, aber ich kann nichts anderes dazu sagen. Es gibt einen Punkt oder mehrere Punkte, die mich und die Hexe verbinden. Im Traum als ich Mario, den Sohn der Hexe sah, da war es mir, als wäre der Junge ein Stück von mir selbst.«
    Ich hob die Schultern. »Nun ja, wir werden sehen, wer von uns beiden recht behält.«
    Ich legte meine Rechte auf die Klinke. Sie war schwer und bestand aus Eisen. Dennis wartete angespannt neben mir. Die beiden Türme waren weiter von uns entfernt. Zwischen ihnen wuchs eine Mauer hoch, in der sich auch der Eingang befand.
    Ich war überrascht, wie leicht sich die Klinke nach unten drücken ließ. Sie schien frisch geölt worden zu sein. Ein kurzer Druck nur reichte aus, um die Tür zu öffnen.
    Beinahe lautlos schwang sie nach innen. Nur ein leichtes Schleifen war für uns zu hören. Wer es vernehmen wollte, mußte schon sehr gute Ohren haben.
    Dennis blieb dicht hinter mir, als ich mich in die Finsternis hineinschob.
    Es war nicht stockdunkel, aber das Licht drang nicht durch irgendwelche Fenster, allein durch die Tür. Die in der Nähe liegenden Öffnungen zeichneten sich von innen her überhaupt nicht ab. Es ließ den Schluß zu, daß man sie abgedunkelt oder verhängt hatte.
    Dennis hatte den Griff umklammert, ließ ihn nun los und gab einen leisen Laut von sich, als er feststellen mußte, daß die Tür wieder zufiel. Von allein, ohne Druck…
    Ich wurde aufmerksam. Die Helligkeit war verschwunden. Den Jungen konnte ich mehr ahnen als sehen.
    »Was war denn?«
    »Die Tür, John…«
    »Sie ist zu.«
    »Sie fiel von selbst ins Schloß«, wisperte er. »Ich hab’ sie nicht berührt.«
    »Und du hast dich nicht geirrt?« fragte
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