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0552 - Einer kam wieder

0552 - Einer kam wieder

Titel: 0552 - Einer kam wieder
Autoren: Jason Dark
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Schlüssel im Schloß, wenig später war die Tür offen, und der Bulgare stand vor uns.
    Ich hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. So hatte sich bestimmt niemand einen Spion oder Agenten vorgestellt. Er wirkte eher wie der Ritter von der traurigen Gestalt.
    Das Haar wuchs derart strubbelig auf seinem Kopf, daß es wie die Fäden eines Mobs wirkte. Ein graues Gesicht, kleine Augen, sogar rotgeädert, die Alkoholfahne, die uns entgegenwehte, zerknitterte und auch angeschmutzte Kleidung, schäbige Schuhe mit offenen Hacken. Konev war ziemlich dick, er wirkte zudem aufgeschwemmt.
    »Und nun?« fragte er.
    Diesmal redeten wir Englisch. Auch Wladimir, der die Antwort gab. »Du bist in Gefahr, Konev.«
    Er wischte über sein Gesicht. Dabei schien er die Falten noch mehr zu verteilen. »Ach ja?«
    »Genau.«
    »Kommt mir nur nicht mit Moralpredigten, die hasse ich.«
    »Erinnere dich daran, daß du ein Schläfer bist. Ich hatte es dir vorhin schon gesagt.«
    Der Bulgare lachte. »Das ist längst vergessen. Die Zeiten sind gestorben.«
    »Nein, aber vielleicht stirbst du!«
    Die Hand des Schläfers ballte sich zur Faust. »Was soll das heißen, verdammt?«
    »Laß uns rein!«
    Konev zögerte nicht mehr. Der letzte Satz hatte ihn nachdenklich werden lassen.
    In der Bude gab es nur ein großes Zimmer, in dem es zudem widerlich stank. Nach alter Kleidung, nach Alkohol und nach Speiseresten, die auf Tellern klebten. Konev hatte sie auf der Spüle übereinandergestapelt. Eine alte Couch mit gebogener Rückenlehne, dazu der Schrank, der fast auseinanderfiel, Tisch, zwei Stühle, ein Fernsehapparat und der dazugehörige Recorder.
    Direkt hinter dem Eingang lag ein kleiner Vorraum, von dem zwei schmale Türen abzweigten. Vielleicht zur Toilette und zur Dusche.
    »Hier wohne ich«, sagte Konev. Er war stehengeblieben und knetete seine Hände.
    »Nicht komfortabel«, meinte Golenkow.
    »Ich brauche nicht viel: Wollt ihr euch setzen?«
    »Gern.«
    Wir entschieden uns für die Stühle. Sie sahen etwas sauberer aus, als der fleckige Couchbezug.
    Auf dem alten Holztisch standen zwei Wodkaflaschen. Eine war leer, die andere fast voll.
    Konev hockte auf der Couch und strich durch sein Gesicht. »Wollt ihr was trinken?«
    Wir lehnten hastig ab.
    »Ich bin kaputt«, flüsterte er. »Der letzte Abend hat bis zum Morgen gedauert.«
    »Sie wissen nichts?« fragte ich.
    »Nein. Ich will nicht gestört werden. Das Telefon habe ich abgestellt. Die sollen mich in Ruhe lassen.«
    »Das machen Sie aber nicht«, sagte Golenkow.
    »Willst du mich aktivieren?« fragte der Bulgare.
    »Nein, nicht mehr.«
    »Das ist gut. Ich hätte auch keinen Bock. Ich lebe hier. Manchmal recht, dann wieder schlecht…«
    »Aber du hängst an deinem Leben, nicht?«
    »Wer tut das nicht?«
    »Das wollte ich nur wissen, denn ein Killer hat sich auf deine Fersen gesetzt.«
    Zuerst wollte Konev abwinken, dann bekam er den Sinn der Worte richtig mit und setzte sich steif hin. »Was hast du da gesagt, ein Killer? Wieso, weshalb?«
    »Es liegt lange zurück. Erinnerst du dich nicht? Ivan Siebel, Doug List und…«
    »Hör auf, ich weiß Bescheid. Die Aktion damals.«
    »Genau.«
    »Das ist vorbei!«
    »Dachten wir auch. Aber einer kam zurück. Und der hat es auf die Schläfer abgesehen. Zwei von ihnen sind schon tot. Du kannst dir vorstellen, was das bedeutet.«
    Konev nickte langsam. »Ja, das kann ich«, flüsterte er. »Das kann ich sogar sehr gut.«
    »Jetzt hat man dich ins Visier genommen.«
    »Wer denn?«
    Wir hoben beide die Schultern. »Einen Namen kann ich nicht sagen«, sprach Golenkow weiter. »Aber alles deutete darauf hin, daß dich jemand killen will, der eigentlich hätte längst tot sein müssen. Ein Monstrum, eine lebende Leiche, ein Untoter…«
    Jetzt sprang Konev wirklich hoch. »Was erzählst du denn da für einen Scheißdreck. Das ist…«
    »Die Wahrheit!« sagte ich trocken.
    Er setzte sich wieder. Sein rechter Arm schnellte vor, die Hand griff zielsicher nach der noch gefüllten Wodkaflasche. Da sie schon geöffnet war, brauchte er sie nur zu kippen und gegen die Lippen zu drücken. Er ließ einiges von dem Zeug in seine Kehle gluckern, setzte die Flasche wieder ab, rülpste und sagte: »Mein verspätetes Frühstück.«
    »Milch wäre besser gewesen«, warf ich ein.
    »Davon wird mir immer übel.«
    Mir war es egal. Sollte jeder nach seiner Fasson selig werden. Konev wirkte sogar ruhiger, als er fragte: »Der Killer ist also unterwegs, nicht? Und es
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