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Die Satanswelt

Die Satanswelt

Titel: Die Satanswelt
Autoren: Poul Anderson
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1
     
    Elfland ist der neue Teil von Lunograd. So steht es geschrieben, und so verzeichnen es die Verwaltungskomputer. Lebewesen wissen es besser. Sie sehen Glanz, Pracht, Frohsinn, einen Ort, an dem man sich vergnügen und austoben kann. Sie spüren einen Zauber, der nirgends seinesgleichen findet.
    In der alten Untergrundstadt hingegen stehen die Maschinen nie still.
    David Falkayns Schritte verlangsamten sich, als er die Grenze zwischen diesen beiden Welten erreichte. »So, mein Kleines«, sagte er, »hier ist ein hübscher Fleck zum Abschiednehmen.«
    Das Mädchen, das sich Veronica nannte, preßte die Hand an die Lippen. »Meinst du das im Ernst?« fragte sie entsetzt.
    Falkayn musterte sie ein wenig verblüfft. Sie bot einen reizvollen Anblick, das mußte man ihr lassen: ein eigenwilliges Gesicht, fließendes dunkles Haar, in dem synthetische Diamanten wie Sterne glitzerten, und, kaum verhüllt von dem schillernden dünnen Gewand, eine makellose Figur. »Oh, nicht für ganz, wie ich hoffe.« Er lächelte. »Aber die Pflicht ruft. Treffen wir uns heute wieder zur Freizeitschicht?«
    Erleichterung huscht über ihre Züge. »Das klingt schon besser. Du hast mich erschreckt. Da bummeln wir friedlich dahin, und dann sagst du aus heiterem Himmel … Im ersten Moment dachte ich, du wolltest mich loswerden.«
    »Weshalb denn, um der Galaxis willen? Schließlich kennen wir uns erst drei Standardtage – seit Theriaults Party.«
    Sie errötete und sah an ihm vorbei. »Aber vielleicht brauchst du Abwechslung nach der Eintönigkeit im Raum«, entgegnete sie leise. »Und die Mädchen bewundern dich. Du bist die Sensation, der Kosmopolit im wahrsten Sinn des Wortes. Gewiß, wir richten uns nach der neuesten Mode und kennen den Klatsch des Universums, aber kaum eine von uns ist über Jupiter hinausgekommen. Den Männern ergeht es ähnlich. Keiner hält den Vergleich mit dir aus. Ich bin so glücklich, so stolz und habe solche Angst davor, daß plötzlich alles aus sein könnte.«
    Falkayns Eitelkeit regte sich. Tatsächlich gab es nur wenige Männer in seinem Alter, die bereits das Kapitänspatent der Handelsmarine besaßen, ganz zu schweigen davon, daß er die rechte Hand eines ungekrönten Königs wie Nicholas van Rijn war und über das Schicksal von ganzen Planeten entscheiden konnte. Er fand auch, daß er nicht gerade schlecht aussah: die Nase vielleicht eine Spur zu kurz, aber hohe Wangenknochen und ein kantiges Kinn, die Augen verwegen blau im Kontrast zu seiner gebräunten Haut, das wellige blonde Haar von fremden Sonnen gebleicht. Er war stattliche einsneunzig groß, und obwohl er eben erst von den Grenzen des erforschten Raumes zurückgekehrt war, stammte sein perlgrauer Rock und die goldglitzernde Kniehose von Lunas bestem Schneider.
    Moment mal, bremste er sich. Woher wußte er, daß Veronica ihn mit ihren Komplimenten nicht aus der Reserve locken wollte? Er hatte den Termin seines Arbeitsbeginns absichtlich verschwiegen, um sich eventuelle Spitzel vom Halse zu halten.
    »Du schmeichelst mir«, erwiderte er. »Wenn du willst, treffen wir uns zum Abendessen. Vielleicht bleibt sogar Zeit für das Ballett. Aber das Essen geht vor. Statt neuen wilden Planeten will ich einmal neue wilde Restaurants erforschen – mit einer charmanten ortskundigen Führerin.«
    Veronika verneigte sich. »Zu Diensten, großer Häuptling der Polesotechnischen Liga!«
    »Also dann gegen sechs?«
    »Abgemacht.« Sie hielt ihn am Arm fest. »Aber weshalb sollen wir uns gleich trennen? Wenn ich mir schon den Tag für dich freigenommen habe, kann ich dich doch begleiten.«
    Die Kleine zeigte ihre Krallen. Er durfte sich nichts anmerken lassen. »Tut mir leid, das geht nicht. Geheime Mission!«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Hast du dieses Theater wirklich nötig?« Ihr Tonfall war spöttisch und zugleich herausfordernd. »Soviel ich weiß, besitzt du ein hohes Ansehen in der Solar Spice and Liquors Company, und die besitzt ein hohes Ansehen in der Polesotechnischen Liga, und die wiederum steht über den Planetengesetzen – selbst über denen des Commonwealth. Wovor hast du also Angst?«
    Falkayn beschloß, die Herausforderung zu erwidern. »Die Liga ist keine Einheit«, erklärte er Veronica wie einem kleinen Kind. »Sie stellt einen Zusammenschluß interstellarer Kaufleute dar. Wenn sie mehr Macht als jede Regierung besitzt, so liegt das daran, daß sie notgedrungen überall ihre Beziehungen hat. Sie organisiert Genossenschaften und
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