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0552 - Einer kam wieder

0552 - Einer kam wieder

Titel: 0552 - Einer kam wieder
Autoren: Jason Dark
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Nie mehr würde der Stadtstreicher und Lebenskünstler Paul Putnam diese Nacht vergessen.
    Dabei hatte alles so harmlos und normal begonnen. Die Trinkerei mit seinen Kollegen, die er früh genug verlassen hatte, um nicht Stunden durch London zu torkeln.
    Er war dann hinunter zur Themse gegangen, zu seinem Lieblingsplatz, weil er das Rauschen des Flusses in der Dunkelheit besonders liebte. Da kam ihm das Wasser immer vor wie ein schwarzer, fließender Teppich, über den hin und wieder helle Lichtreflexe huschten, als wären die Sterne vom Himmel gefallen, um in den Fluß zu tauchen.
    Aber sie standen noch über London. In der herrlichen Pracht einer angenehmen Herbstnacht, die einen Himmel ohne Wolken zeigte.
    Wie schwarzgrau gestrichen wirkte er, nur der Halbmond hob sich davon ab.
    Putnam hockte am Kai. Es war eine ziemlich verlassene Stelle, östlich des Tower und auch weg von den Docks.
    Eigentlich seine Gegend, in der er die letzten Jahre verbracht hatte.
    Hin und wieder warf er einen Stein ins Wasser oder schaute über die sich bewegende Fläche zum anderen Ufer hin. Ab und zu glitt ein Patrouillenboot der River Police durch die Wellen. Der Bug schob einen weißen Schaumbart vor sich her, auch am Heck quirlte das Wasser zu einem weißgrünen Kreisel auf.
    Die Nacht war völlig normal. Man konnte sitzen, nachdenken und sich über den kommenden Winter Gedanken machen, was Putnam auch tat, denn er dachte an gewisse kalte Tage, die er unbedingt im Warmen verbringen wollte.
    Das Trampen in den Süden kam nicht in Frage. Er hätte sich als blinder Passagier auf der Fähre verstecken müssen, so etwas lag ihm nicht. Irgendwo besaß der hagere Mann mit den grau gewordenen Haaren noch einen Rest von Würde.
    Die Gesellschaft hatte ihn ausgestoßen und gedemütigt, aber sie konnten nicht alles mit ihm machen.
    Wieder blickte er über das fließende Wasser, als könnten ihm die Wellen sowie die Strömung eine Antwort auf seine Fragen geben.
    Aber der Fluß schwieg. Was er einmal geschluckt hatte, würde er nie wieder hergeben. Es versank im tiefen Schlamm des Grundes, der schon so viel in sich hineingesaugt hatte.
    Wirklich alles?
    Nein, Paul Putnam hatte schon erlebt, daß der Fluß vieles von dem zurückgab. Gerade an dieser Stelle, wo er hockte, waren die unmöglichsten Dinge angeschwemmt worden.
    Nicht nur Holzbalken oder alte Lumpen. Einige hundert Yards weiter, wo der Kai abrupt aufhörte und die Wellen auf einer breiten Uferzone ausrollten, hatte sich Putnam nur wundern können, was die Themse hergab.
    Zweimal waren ihm Leichen fast vor die Füße gespült worden.
    Aufgedunsen, eine sogar gefesselt und mit gebrochenen Beinen sowie herausgeschnittener Zunge.
    Ein Mafia-Opfer…
    Noch jetzt rann es ihm kalt den Rücken hinab, wenn er daran dachte. Und er wunderte sich auch darüber, daß sich seine Gedanken in diesen Augenblicken damit beschäftigten.
    Ein Omen?
    Paul schluckte und saß plötzlich auf der Kaimauer.
    Nicht einmal weit vom Ufer entfernt tat sich etwas. Zwar rollten die Wellen heran, aber irgendwie hatte sich auch dort ein Trichter gebildet, aus dem ein grünliches Leuchten drang.
    Um dies alles besser sehen zu können, mußte Putnam den Bereich des Kais verlassen und nach links gehen, wo der Kai schließlich endete und die Wellen von keiner Mauer gebrochen wurden.
    Putnam zog die Beine an und lief die Strecke mit raschen Schritten.
    Er hatte das Gefühl, als würde diese Nacht noch eine Überraschung für ihn bereithalten.
    Was konnte unter Wasser grünlich schimmern? Er dachte an eine brennende Taschenlampe mit einem Filter davor. Unsinn, dachte er.
    Schau nach, dann siehst du es.
    Mit langen Schritten eilte er über die Kaimauer. Seinen alten Mantel hatte er nicht geschlossen. Die Schöße wehten seitlich von ihm hoch wie zwei Flügel.
    Er wußte selbst nicht genau, weshalb er so rannte, das grüne Leuchten hatte ihn irritiert, und er wollte unbedingt sehen, was sich unter der Wasserfläche tat.
    Etwas außer Atem erreichte er den Rand der Kaimauer und sprang von dort zu Boden. An der linken Seite führte eine Uferstraße vorbei. Auch in der Nacht war sie befahren. Besonders beladene Trucks fuhren die Docks und Lagerhallen an.
    Manchmal huschen die Lichtvorhänge der Scheinwerfer über den Kai. Auch als Paul zu Boden sprang, erwischte ihn das Restlicht eines Scheinwerferpaares, doch der Fahrer sah nicht einmal einen huschenden Schatten.
    Putnam lief zum Wasser. Er bewegte sich auf weichem
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