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0552 - Einer kam wieder

0552 - Einer kam wieder

Titel: 0552 - Einer kam wieder
Autoren: Jason Dark
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Bettkante, den Blick zu Boden gerichtet, wo seine staubigen Schuhe zu klumpigen Gegenständen verschwanden.
    »Ich bin kaputt, ich werde alt!« flüsterte er. »Verdammt, weshalb holt man mich nicht zurück? Auf der Krim leben sie doch alle, die Verdienten des Vaterlandes. Dort ist es warm, so wunderbar. Keine Kälte, auch keine Angst. Holt mich hier aus!« Er dachte wieder an das Gespräch mit Moskau. Möglicherweise war es der zündende Funke gewesen. Nun mußte man dort aufmerksam werden, denn die Zeitbombe tickte nicht nur, sie stand kurz vor der Explosion.
    Er stand auf.
    Etappenweise geschah dies. Jede Aufwärtsbewegung war mit heftigen Schmerzen verbunden. Sein Rücken schien in Flammen zu stehen, und das Feuer erreichte sogar seinen Hals.
    Dann ging er.
    Ein alter Mann, viel älter, als er tatsächlich war. Gramgebeugt, ein Greis, den die Schmerzen fertigmachten. Sein Haar hing ihm bis in die Augen. Lange, graue Strähnen, die bei jedem Schritt wippten. Er durchlief mühsam das Zimmer und war froh, daß sein kleines Bad auf der gleichen Etage lag.
    In der unteren Etage befand sich nur der Wohnraum, daran anschließend eine kleine Gästekammer nebst Abstellraum. Einen Keller besaß das Haus nicht.
    Die Tür zum Bad stand offen.
    Das kleine Viereck war mit einer Minidusche eingerichtet, einem Spiegel einem Wandschrank, Waschbecken und natürlich der Toilette. Es besaß auch ein Fenster.
    Nicht sehr groß, ausreichend eben. Unter dem Fenster befand sich das Dach eines Schuppens, der auch zum Haus gehörte. Siebel benutzte ihn schon seit Jahren als Garage.
    Um vom Dach des Schuppens aus bequem an das Badezimmerfenster zu gelangen, reichte es schon aus, wenn man einen Bierkasten an die Fassade stellte.
    Ivan Siebel schlurfte in den Raum und ging auf das Waschbecken zu. Noch immer konnte er den Rücken nicht durchbiegen, die Schmerzen hätten ihn sonst wahnsinnig gemacht. Wie immer war das Bad kalt – und auch feucht. Gift für sein Rheuma.
    Siebel stützte beide Hände auf die Ränder des Waschbeckens, senkte den Kopf, hob ihn dann wieder und schaute in den Spiegel, auf dessen ziemlich blinder Fläche sich sein Gesicht abzeichnete.
    Es war ein Gesicht, das ihm überhaupt nicht gefiel. Grau und mit Falten, die wie ein Netzwerk die Haut durchzogen. Gerötete Augen, blasse Lippen, ein verzerrter Mund, das gehörte zu ihm, es war typisch geworden.
    Ein Gesicht ohne Energie mit müden, grauen Augen.
    Er schielte auf die Uhr. Himmel, es war erst halb vier. Eine scheußliche Zeit.
    Er bückte sich noch tiefer. Im Rücken explodierte etwas. Wieder stemmte er sich hoch, ließ aber das Wasser laufen und wartete so lange, bis es sehr kalt war.
    Dann schaufelte er sich die Flüssigkeit ins Gesicht, wusch sich und richtete sich wieder auf. Das Handtuch hing über der Stange. Er zog es weg, preßte es gegen sein nasses Gesicht und verdeckte damit seine Augen.
    Deshalb sah er nicht, er hörte nur.
    Es war ein Platzen, ein ziemlich hartes Geräusch, vermengt mit einem leisen Klirren.
    Ivan Siebel glaubte fest daran, keiner Täuschung erlegen zu sein.
    Jemand mußte von außen die Scheibe des Badezimmerfensters eingeschlagen haben. Er hätte jetzt hinschauen müssen, aber er traute sich nicht, den Kopf zu heben.
    Gebeugt stand Siebel da und zitterte. Kalte Luft wehte ins Bad. Er spürte sie auch. Sie streichelte ihn, doch für Siebel war sie wie die kalte Hand des Todes. Er fand den Mut, das Handtuch sinken zu lassen. Sein Gesicht wurde frei, das Tuch rutschte ihm aus den Händen, als er den Kopf etwas nach links drehte und geradewegs auf das Fenster schauen konnte.
    Es war zerstört worden, die Scherben lagen im Zimmer. Wind wehte in den Raum und auch an der Gestalt vorbei, die auf dem Sims hockte.
    Sie war furchtbar.
    Grünlich schimmernd, naß, klebrig, mit kalten, weißen Augen in einem entstellten und aufgedunsen wirkenden Gesicht. Klebrig hingen die Haare bis hinein in die Stirn. Der Mund war verzogen, in den beiden Händen hielt der Eindringling je einen Revolver.
    Ivan Siebel nickte. Einige Male bewegte er den Kopf. Es sah so aus, als wollte er sich selbst bestätigen.
    Er hatte es gewußt, schon immer gewußt, daß die Sache nicht beendet war.
    Moskau wußte Bescheid, aber Moskau war weit. Zu weit weg, um ihn vor dem Killer zu schützen.
    Der Grüne saß dort, als hätte man ihn angenagelt. Er stierte aus seinen hellen, grausamen Augen in das kleine Bad. Erst jetzt fiel Ivan Siebel auf, daß die Gestalt keine Pupillen
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