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0552 - Einer kam wieder

0552 - Einer kam wieder

Titel: 0552 - Einer kam wieder
Autoren: Jason Dark
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Einsatz warten. Bis zu diesem Einsatz führen sie ein normales Leben. Jeder Geheimdienst der Welt besitzt diese Schläfer, so etwas war nicht allein den Russen vorbehalten.
    »Und weiter?« fragte ich.
    »Man hat Ivan Siebel getötet. Ich fand ihn erschossen in seinem kleinen Badezimmer.«
    »Er lebt hier in London?«
    »Ja, in einer alten Siedlung. Völlig unauffällig, versteht sich. Sehr allein, hat kaum Kontakt, ein Mensch, den du siehst und auch wieder vergißt. Aber sein Anruf hat uns gewarnt.«
    »Worum ging es?«
    Wladimir leerte die Kaffeetasse mit einem Schluck. Dann schaute er auf seine übereinandergelegten Hände. »Das ist eine sehr alte und auch verdammt miese Geschichte.«
    »Erzähle sie trotzdem.«
    »Später. Ich würde vorschlagen, daß wir zu Siebels Wohnung fahren und du dir den Toten anschaust.«
    »Wenn du meinst.«
    Wir standen zugleich auf. Die Rechnung wollte Wladimir später begleichen. Da ich mich in London besser auskannte, nahmen wir meinen Rover. Der Russe war während der Fahrt sehr schweigsam.
    Ich beobachtete ihn hin und wieder. Dabei stellte ich fest, daß sich seine Haut an der Wange sehr häufig bewegte. Einige Male zuckte sie sogar, auch legte er die Stirn in Falten, als würde er über irgend etwas nachdenken.
    Londoner Morgenverkehr ist ein Horror aus Blech und Auspuffgasen. Wir blieben oft stecken. Doch auch in den Pausen sprach Golenkow nicht über den Fall.
    Ich ahnte, daß da etwas auf mich zukam. Um einen einfachen Mord konnte es sich nicht handeln, sonst hätte man nicht einen so hohen Geheimdienstmann geschickt.
    Die Straße kannte ich nicht, aber die Gegend. Sie gehörte zu den älteren in London, eine Industriesiedlung mit Häusern, die Jahrzehnte auf dem Buckel hatten.
    Eingeklemmt stand Haus an Haus. Kleine Fenster, graue Fassaden, oft schmutzig wirkende Scheiben.
    Wenn wir Menschen sahen, wirkten sie verhärmt oder von der schweren Arbeit gezeichnet. Überdurchschnittlich viele Farbige bewohnten diese Gegend. Sie lebten manchmal nur am Rande ihrer Existenz. Ein kleiner Lebensmittelladen besaß einen bunten Anstrich. Der einzige Farbtupfer in der grauen Umgebung.
    Auch das Wetter hatte sich nicht gebessert. Noch immer verdeckte die Wolkenschicht den Fall der Sonne.
    »Die nächste rechts, dann sind wir da!«
    »Okay.«
    Auch diese Straße glich den anderen. Nicht einmal Vorgärten waren vorhanden. Auf den Gehsteigen standen zahlreiche Mülltonnen.
    Zwischen manchen Häusern wirkten die Hofeinfahrten wie in das Mauerwerk gesägt.
    Das Haus lag auf der rechten Seite. Ich bekam gegenüber einen Parkplatz. Als wir ausstiegen, wurden wir beobachtet. Aus den Fenstern schauten Frauen. Kinder drückten sich in Hauseingänge, zwei Jugendliche spazierten vorbei und spuckten aus.
    Wir kümmerten uns nicht um sie und überquerten die Straße.
    Wladimir hatte die Führung übernommen. Er ging ziemlich schnell, als hätte er Furcht, etwas zu verpassen.
    »Ist die Tür offen?« fragte ich.
    »Ich habe einen Schlüssel.« Es war ein Dietrich, den er aus der Tasche holte.
    Ich deckte den Russen zur anderen Hausfront hin ab. Es brauchte niemand zu sehen, wie wir das schmalbrüstige Gebäude betraten.
    Im Flur roch es säuerlich.
    »Er liegt oben.«
    Ich schloß hinter Wladimir die Tür und ließ ihn vorgehen. Auf der Holztreppe hinterließen seine Tritte Echos.
    Das Haus war nicht nur von außen sehr schmal, auch innen setzten sich die Maße fort.
    Im Bad hatten zwei Personen kaum Platz. Die dritte aber lag auf dem Boden. Bäuchlings, mit halb angewinkelten Armen, wobei eine Handfläche noch die Außenseite des Duschbeckens berührte.
    Zwei Blutlachen hatten sich neben dem Körper zu einer vereinigt.
    Auf ihr lag schon eine dünne Haut. Drei Fliegen umschwirrten sie.
    Die Stille bedrückte mich. Als ich mich bewegte, schabte auch meine Kleidung und unterbrach das Schweigen.
    Wladimir hob die Schultern. »Da ist tatsächlich nichts mehr zu machen, John. Zwei Kugeln in der Brust. Ich hatte ihn bei meinem ersten Besuch umgedreht.«
    »Und wer könnte es getan haben? Hast du einen Verdacht?«
    Er hob die Schultern. »Gewissermaßen. Ich rechne sogar mit einem Zombie.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, ein bewaffneter Untoter. Eine lebende Leiche, die zurückgekehrt ist. Nach zwanzig Jahren. Siebel hat es gewußt. Deshalb rief er uns an. Es ist eine verdammte Sache.«
    »Welche, Wladimir?«
    Er winkte ab. Nicht jetzt und nicht hier. »Laß uns irgendwohin gehen. In ein Lokal oder so.«
    »Das ist
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