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0552 - Einer kam wieder

0552 - Einer kam wieder

Titel: 0552 - Einer kam wieder
Autoren: Jason Dark
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einer lebenden Wasserleiche begegnet ist.«
    »Wie schön für ihn. Sonst noch was?«
    »Sei mal ernst, John. Es war nicht so schön für den Mann. Er ist zur Polizei gelaufen. Man nahm ein Protokoll und sorgte auch dafür, daß wir einen Durchschlag bekommen. Du kennst den Weg ja.«
    »Sicher, den kenne ich.«
    Im Büro saß Suko schon an seinem Platz. Er hatte sich den Korb vorgenommen und mit zielsicherem Blick genau den Bericht erwischt, um den es mir auch ging.
    Mein Freund reichte ihn mir rüber. »Lies mal, John, da will jemand eine Wasser…«
    »Aber eine lebende Wasserleiche.«
    »Du weißt Bescheid?«
    »Klar doch.« Ich schnappte mir die beiden fotokopierten Seiten und las sie durch.
    Was der Mann gesehen hatte, las sich irgendwie unwahrscheinlich. Jeder andere hätte ihn ausgelacht, sicherlich hatte das auch der gegenzeichnende Sergeant Brackman getan, aber ich grinste nicht.
    Mein Gesicht blieb ebenfalls ernst wie das meines Freundes.
    »Was hältst du davon, Suko?«
    »Keine Ahnung, Alter. Vielleicht hat der einen Taucher gesehen, der aus dem Fluß gestiegen ist.«
    »Möglich. Aber ein Taucher mit zwei Kanonen?«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Sollen wir hinfahren und den Zeugen mal interviewen?«
    »Wäre nicht schlecht. Aber zu zweit…?«
    Suko hatte keinen rechten Bock, ich im Prinzip auch nicht. Eine Entscheidung wurde hinausgeschoben, denn Glenda kam mit Kaffee und Tee. Sie stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab und erkundigte sich nach dem Protokoll.
    »Wir haben es gelesen«, sagte ich.
    »Was sagt ihr?«
    »Nichts. Vielleicht ein Spinner.«
    »Ich würde der Sache nachgehen.«
    »Machen wir auch. Aber nach dem Kaffee. Weiß Sir James schon darüber Bescheid?«
    »Der kommt erst gegen Mittag.«
    »Bis dahin sind wir wieder zurück.« Ich gönnte mir den ersten Schluck, der so herrlich schmeckte. Ein Morgen im Büro ohne Glendas Kaffee war kein Morgen.
    Die Tasse war zur Hälfte leer, als das Telefon anschlug. Der Apparat stand näher bei Suko, deshalb nahm der Inspektor auch ab. Er bekam große Augen. »Das gibt es doch nicht! Wo bist du?« Kurze Pause. »In London? Toll. Ja, er ist da, ich gebe ihn dir. Bis später dann.«
    Suko reichte mir den Hörer über den Schreibtisch. »Wer ist es denn?« fragte ich flüsternd.
    »Wirst du schon hören.«
    Ich hob die Schultern und hatte mich kaum gemeldet, da wäre ich fast hochgesprungen. »Wladimir!« rief ich. »Wladimir Golenkow. Du bist hier in London?«
    »Ja.«
    »Privat?«
    »Leider nein.«
    Ich räusperte mich. Wenn er verneinte, hing es mit seinem Beruf zusammen. Wladimir Golenkow war beim KGB, dem russischen Geheimdienst. Nun gehörte er zu den Menschen, die schon vor Gorbatschow anders gedacht hatten als die meisten Russen. Er war sehr für Reformen, für Durchlässigkeit und war sicherlich höher gerutscht, nachdem man seinen alten Chef vor einigen Tagen abgelöst hatte.
    »Es ist also dienstlich?«
    »Korrekt.«
    »Inwiefern? Ich müßte dann…«
    »Du mußt gar nichts, John. Ich kann mir vorstellen, daß dich die Sache mehr angeht. Das möchte ich mündlich mit dir und Suko bereden, wenn es möglich ist.«
    »Wo können wir uns treffen?«
    »Ich wohne im Dorchester Hotel.«
    »Noble Adresse.«
    »Kannst du kommen?«
    »Klar, warte in der Halle.«
    »Gut, dann bis gleich.«
    Glenda und Suko schauten mich gespannt an. Unsere Sekretärin fragte: »Was war denn?«
    »Wenn ich das wüßte. Er will sich mit mir treffen. Ich fahre ins Dorchester. Mal sehen.«
    »Eine Spionagesache?« wollte Suko wissen.
    »Das glaube ich nicht. Er meinte, daß es auch uns anging, und zwar noch stärker als ihn.«
    »Ich könnte mitfahren«, sagte mein Freund.
    »Und die lebende Wasserleiche? Wir trennen uns. Du kümmerst dich um sie, ich fahre zum Dorchester. Am Mittag tauschen wir dann die gegenseitigen Informationen aus.«
    »Wie du meinst, John.« Suko verzog den Mund. »Wenn ich die Wasserleiche sehe, werde ich sie von dir grüßen.«
    »Aber mit einer Silberkugel!«
    »Mach’ ich.«
    Zwei Minuten später war ich weg. An mich erinnerte nur noch die leere Tasse.
    ***
    In den letzten Jahren hatte Ivan Siebel gespürt, daß er allmählich alt wurde. Immer öfter machte ihm das Wetter zu schaffen, besonders dann, wenn die Jahreszeiten wechselten, da spürte er den Umschwung, überdeutlich in den Knochen.
    Rheuma, sagten die Ärzte und hatten ihm geraten, aus dem relativ feuchten London wegzuziehen.
    Genau das konnte Siebel ohne offiziellen Auftrag nicht.
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