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0552 - Einer kam wieder

0552 - Einer kam wieder

Titel: 0552 - Einer kam wieder
Autoren: Jason Dark
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antwortete ich.
    Der Rentner winkte ab und schob seine Schirmmütze zurück.
    »Ach der.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Wer kennt den nicht?«
    »Wieso?«
    Er beugte sich zum Wagen hinein. Sein rotgeädertes Gesicht füllte den Fensterumriß. Knoblauchatem streifte unser Gesicht. »Weshalb fragen Sie eigentlich?«
    »Wir sind von der Versicherung«, sagte ich schnell. »Wir müssen mit dem Mann sprechen.«
    »Falls er in der Lage ist.«
    »Ist er krank?«
    Der Rentner lachte glucksend. »So kann man es auch nennen. Ich habe aber einen anderen Ausdruck: besoffen. Der ist stinkbesoffen, glauben Sie mir.«
    »Immer?« fragte ich.
    »Fast immer. Nicht ohne Grund nennen sie ihn hier Mister Wodka. Der trinkt nur Wodka. Na ja, er kommt ja auch nicht von hier. Ist Emigrant, Bulgare. Was hier alles rumläuft?«
    »Schon gut, Sir«, sagte ich hastig. Ich wollte nicht, daß er anfing, über Ausländer zu schimpfen. »Wenn Sie uns noch den Weg erklären würden, wie wir den Garten finden.«
    Er tat es sehr langsam, fast zum Mitschreiben. Auch das Haus oder die Gartenhütte beschrieb er uns. »Sie fällt auf, weil Konev noch einen Vorbau gezimmert hat und ihn dunkelrot anstrich. So eine Art Windfang. Das Haus liegt auf freiem Gelände.«
    »Danke.«
    Das Gesicht des Mannes verschwand. Ich startete und hörte auf Wladimirs Worte, der mir erklärte, wie ich fahren mußte, denn er hatte sehr genau zugehört.
    Wir ließen Teddington hinter uns und fuhren vor einem dunklen Waldstück rechts ab.
    In der letzten halben Stunde hatte es aufgefrischt. Der Wind spielte mit den Wolken. In grauen und weißen Schichten lagen sie übereinander. Zwischendurch entdeckten wir auch Lücken, wo ein strahlendes Blau schimmerte.
    Blätter taumelten dem Boden entgegen, wo sie einen bunten Teppich bildeten. Die Straßen waren längst getrocknet und die von Hecken und Bäumen geschützte Schrebergartenanlage lag wie eine Insel vor uns.
    Die Einfahrt hatten wir schnell erreicht. Dahinter lag ein kleiner Parkplatz, auf dem zwei Fahrzeuge standen. Ein alter Lieferwagen und ein kleiner R 4.
    Wir drehten, ich parkte den Rover rückwärts neben dem R 4.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Wladimir. Seine Stimme klang flach.
    Das Gesicht des Russen hatte kantige Züge angenommen. Die Lippen bildeten einen blassen Strich.
    Wind heulte uns entgegen, blies steif gegen unsere Haut. Blätter und Staub umwirbelte uns. Auf dem Boden lagen zahlreiche Eicheln, was auf einen harten Winter schließen ließ.
    Sehr langsam gingen wir weiter. Ein Hauptweg zerschnitt die Anlage in zwei Hälften.
    Obwohl eigentlich Pflanzzeit war, wirkte das Gebiet verlassen. Es war menschenleer.
    »Die Leute scheinen keine Lust zu haben«, bemerkte mein russischer Freund. »Bei uns wäre das anders.«
    »Kann sein.«
    Einer schaute nach rechts, der andere nach links. Wege führten zu den einzelnen Parzellen. Wir sahen auch die Gartenlauben, die meisten waren schon kleine Häuser, aber eines mit rotem Vorbau entdeckten wir noch nicht.
    Jemand kam entgegen. Er schob eine Karre vor sich her und blieb stehen, als wir ihn ansprachen.
    »Wir möchten zu Konev. Wo finden wir ihn?«
    Der Mann hustete, bevor er nach rechts deutete. »Den nächsten Weg müssen Sie nehmen.«
    »Rechts oder links?«
    »Rechts.«
    »Danke.«
    »Die sind hier aber muffelig«, meinte Wladimir.
    »Daran kann man nichts machen.« Ich bog als erster in den Weg ein und sah das Haus mit dem Vorbau bereits nach wenigen Schritten. Das Rot des Anbaus wirkte schmutzig, als hätte sich Staub auf eine noch frische Farbe gesetzt.
    Ein kleines Dach wurde von zwei Pfosten gestützt. Dahinter lag dann die Tür. Das kleine Haus selbst war aus Steinen errichtet und dann grau verputzt worden.
    Fenster gab es auch. Wladimir schaute durch eines. Er drehte sich um und nickte.
    »Ist er da?«
    »Ich glaube schon.«
    »Wieso glaubst du…?«
    »Es ist dunkel. Mir scheint er auf der Couch zu liegen. Leider bewegt er sich nicht…«
    Ich bekam wieder meinen Magenklumpen. »Mal den Teufel nicht an die Wand, mein Freund.«
    Wladimir entdeckte eine Klingel, deren Knopf er drückte. Im Haus schrillte eine Glocke. Die hätte sogar Tote erweckt.
    Konev war nicht tot. Erst nach dem zweiten langen Klingeln hörten wir ihn. Er fluchte wild, bevor er wissen wollte, wer da vor seiner Haustür stand.
    Golenkow gab die Antwort. »Ich bin ein Freund aus Moskau«, rief er auf Russisch.
    Danach war es still. Dafür hörten wir schlurfende Schritte. Innen drehte sich ein
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