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Spione auf Burg Schreckenstein

Spione auf Burg Schreckenstein

Titel: Spione auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Zwergenaufstand

    „Höchste Zeit, dass wieder mal was passiert!“ sagte Mücke nachts in der Folterkammer von Burg Schreckenstein, wo der Ritterrat tagte.
    Die Großen hatten den Raum sofort beschlagnahmt, als seinerzeit ein Teil der zu eng gewordenen Neustädter Schule auf die Burg verlegt worden war.
    „Ja“, bestätigte Stephan Mückes Feststellung, „machen wir einen Streich. Wir rosten ja sonst ein!“
    Alle dachten angestrengt nach.
    Wie hart das Ritterleben gewesen sein muss, wurde in diesem Kellerraum spürbar. Bis auf eine elektrische Glühbirne hatte sich hier seit Jahrhunderten nichts geändert. Da standen sie noch, die alten Marterinstrumente, sozusagen gebrauchsbereit: das Rad, auf das der zum Tode Verurteilte gefesselt wurde, um ihm die Eingeweide aus dem Leib zu drehen. Ohne Narkose, versteht sich. Die eiserne Jungfrau, eine hohle Figur zum Aufklappen mit langen Spitzen an der Innenseite, die den Kandidaten beim Schließen der Tür durchbohrten. Die Daumenschrauben, Brenneisen, Beile und Pfähle, der Block, auf dem Hans-Jürgen saß, und die Streckbank, wo Dampfwalze, der Stärkste, zu lagern pflegte.
    „Wie war’s mit einem Streich gegen Rosenfels?“ fragte er und spielte mit einer der vier Eisenmanschetten.
    „Längst mal wieder fällig! Die Mädchen vergessen sonst, dass es uns gibt“, antwortete Dieter.
    Mücke und Schulkapitän Ottokar nickten. Sie saßen ihm gegenüber auf dem steinernen Richtertisch. Dahinter, in den drei Richtersesseln, lagen Stephan, Witzbold Klaus und Andi.
    Der grinste. „Fehlt uns nur noch eine gute Idee.“
    Hier in der Folterkammer waren schon zahllose Ideen ausgebrütet worden. Hier war es gewesen, wo die Jungen beschlossen hatten, sich „Ritter“ zu nennen und ritterliche Tugenden zu pflegen — die Ehrlichkeit vor allem. In der Schulgemeinschaft auf der Burg gab es keine Lügen. Jeder sagte die Wahrheit. Auch zu den Lehrern.
    „Wir könnten ja mal...“, Hans-Jürgen stockte und winkte sich selber ab. „Haben wir ja längst gemacht.“
    „Gibt’s überhaupt noch einen Streich, den wir nicht gemacht haben?“ pflichtete ihm Ottokar bei.
    „Du sagst es“, antwortete Dieter. Er lehnte an der Wand mit dem Geheimausgang. Neben ihm stand der berühmte schwarze Kasten, der das Gruseln lehren konnte. Zeigte sich in jenen grausamen Ritterzeiten ein Gefangener nicht geständig, befahl ihm der Richter näher zu treten. Dabei trat der Arme unweigerlich auf eine zwischen den Steinfliesen eingelassene Leiste. Knarzend sprang der Kasten auf und ein Skelett mit Sense neigte sich mit staubigem Grinsen heraus, als wolle es sagen: Nun gesteh schon! Sonst komm ich dich holen! Bei den jetzigen Rittern hieß der Knochenmann „Paule“ und galt mehr oder weniger als Mitschüler.
    „Wie war’s, wenn wir den Mädchen alle Schulbücher und Hefte verstecken ? “ schlug Andi vor.
    „Dann fallen sie uns vor Dankbarkeit um den Hals!“ alberte Klaus.
    „Wir könnten ihnen auch das Wasser und den Strom abschalten!“ meinte Dieter.
    „Und?“ fragte Stephan. „Dann kochen sie im Freien und waschen sich im See. Das ist mehr was für den Winter.“
    Wieder überlegten alle angestrengt. Es war nicht einfach. Die Ritter hatten es sich selber schwergemacht. Zu einem richtigen Schreckensteiner Streich gehörten nämlich zwei Voraussetzungen: Niemand darf erschreckt oder geschädigt, nichts darf zerstört oder beschädigt werden. Ein harmloser Schreck zählte natürlich nicht. Die Betroffenen sollten noch darüber lachen können.
    „Sollen die Mädchen uns doch helfen, eine Idee zu finden!“ dachte Ottokar laut. „Wie denn? Was denn?“ Mücke baumelte ungeduldig mit den Beinen.
    Ottokar lächelte vor sich hin. „Zuerst einmal müssten wir wissen, was sie beschäftigt, was sie reden. Damit wir gezielt das machen können, was sie genau nicht wollen! Technisch wäre das möglich. Wenn wir zum Beispiel überall Wanzen anbringen und die Gespräche aufzeichnen...“
    „Wanzen sind zu kriegen. Und gar nicht so teuer, glaube ich“, warf Andi begeistert ein.
    „Ziemlich Spitze!“ Dampfwalze schlug sich auf die Schenkel und sprang auf. Dabei trat er, wie schon öfter, auf die Leiste zwischen den Steinfliesen. Der schwarze Kasten öffnete sich knarzend , Paule mit der Sense neigte sich heraus und wackelte hin und her. Doch er war nicht allein. Neben ihm kauerte, an die Gebeine geschmiegt, einer der Mini-Ritter: der kleine Herbert. Frech sah er in die Runde.
    „Was tust du denn
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