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0552 - Einer kam wieder

0552 - Einer kam wieder

Titel: 0552 - Einer kam wieder
Autoren: Jason Dark
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Schuhsohle rutschte ich noch an der Hauswand ab. Die Beretta zeigte mit dem Lauf nach oben, als ich in einem Wohnraum stehenblieb und mich erst einmal umschaute.
    Eine völlig normale Einrichtung, wie man sie bei einem älteren Menschen erwarten konnte.
    Zum Glück kein Toter. Auch Wladimir kletterte durch das Fenster ins Haus. Als er im Wohnraum stand, hatte ich bereits den Flur durcheilt und war die Treppe hochgeklettert.
    Oben sah ich ihn.
    Er hing über dem Geländer wie ein zusammengerollter Teppich.
    Kopf nach vorn, Arme nach unten. Sie pendelten noch. Sein Gesicht war bleich, die Augen groß und glanzlos. Er hatte es nicht mehr geschafft, seinem Schicksal zu entgehen. Das praktisch vor unseren Augen.
    »Verdammt, verdammt!« Die Worte drangen leise über meine Lippen. »Das ist Irrsinn.«
    Wladimir sagte etwas in seiner Heimatsprache, das ich nicht verstand. Wir blieben neben dem Toten stehen. Gemeinsam befreiten wir ihn aus der Lage. Dabei sahen wir, daß ihm jemand eine Kugel in den Rücken geschossen hatte.
    »Hinterrücks!« flüsterte der Russe. »Man hat ihn tatsächlich hinterrücks erschossen.« Wir legten die Leiche auf den Boden, der mit einem dünnen Teppich bespannt war.
    Golenkow schaute mich an. »Wer?« fragte er leise. »Wer, John Sinclair, ist es gewesen?«
    Ich spürte auf dem Rücken eine Gänsehaut. »Das kann ich dir nicht sagen. Es ist aber nicht der Zombie gewesen!«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Irgendwie weiß ich es!«
    »Verdammt, man hat ihn erschossen. Und der Untote ist mit zwei Revolvern bewaffnet, wie der Zeuge sagte.«
    »Stimmt alles, Towaritsch. Dennoch glaube ich nicht, daß er durch London irrt und killt. Diese Gestalt ist viel zu auffällig. Ein grünlich schimmerndes Monstrum, eine lebende Leiche. Herr im Himmel, so etwas fällt verdammt auf.«
    Der Russe nickte. »Du kannst recht haben. Wenn es stimmt, dann hat er einen Helfer.«
    »Ja!«
    Golenkow schluckte. »Weißt du eigentlich, was das bedeutet, John? Wir haben es nicht mit einem, dafür aber mit zwei Zombies zu tun. Zwei lebende Leichen, die kein Erbarmen kennen und uns das Leben schwermachen. Wie willst du da wieder herauskommen?«
    »Es ist einfach. Gehen wir davon aus, daß sich jemand hier in London aufhält, der furchtbar aufräumt. Zwei Menschen hat er schon erwischt. Bleiben noch zwei.«
    »Coleen Ashley und Konev, der Bulgare.«
    »Ist er das?«
    »Wir haben ihn so genannt. Er wurde in Sofia geboren, deshalb.«
    »Ich würde an deiner Stelle beide noch einmal warnen.«
    »Das mache ich auch.«
    Golenkow fand das Telefon eine Etage tiefer. Als ich die Treppe hinabging, hörte ich, wie er wählte und nach einer Weile leise vor sich hinfluchte.
    »Keine Verbindung bei Coleen.«
    »Sie kann nicht im Haus sein.«
    »Ja, auch das. Ich nehme aber an, daß sie ihren Kunden empfangen hat.«
    »Sicher.«
    Golenkow war gut vorbereitet. Die Telefonnummer hatte er im Kopf. Bei Konev läutete es einige Male durch, ohne daß er eine Verbindung bekommen hätte.
    »Auch nicht da – oder?«
    Ich sah seinen fragenden Blick und schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, daß er schon tot ist. Das wäre einfach zu schnell gewesen, weißt du?«
    »Ja.« Er legte den Hörer wieder auf. »Ich glaube, wir sollten uns jetzt beeilen.«
    »Das meine ich auch!«
    Als wir das Haus verließen, hatte ich ein verdammt ungutes Gefühl. Vorwürfe stellten sich bei mir automatisch ein. Ich wurde den Verdacht einfach nicht los, irgend etwas falsch gemacht zu haben.
    Aber was…?
    ***
    Der Inspektor bewegte sich nicht. Unter der Taucherbrille hinweg starrte er auf das makabre Fundstück, das durch die offenstehende Tür geschwemmt worden war.
    Nur einen halben Yard entfernt schwebte es tanzend und zitternd vor seinen Augen. Die Hand war gekrümmt und gleichzeitig die Finger gespreizt. Sie sah aus, als wollte sie nach irgendeinem Gegenstand greifen, der aber nicht vorhanden war.
    Suko war viel gewohnt, doch dieser Anblick trieb auch ihm so etwas wie Übelkeit hoch.
    Er bewegte die Unterwasserleuchte, die er in der rechten Hand hielt. Von unten her leuchtete er die Hand schräg an. Sie glitt genau in den breiten Lichtkegel hinein, der dem schmutzigen Wasser hier unten einen grünen Stich gab.
    Und ebenso leuchtete die Hand.
    Grau und gleichzeitig grün. Wie geschaffen von einem Trickspezialisten aus den Horror-Studios.
    Bis dicht über den Ellbogen hinweg war der Arm abgerissen. Suko konnte sich kaum vorstellen, wer dies getan hatte.
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