Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0552 - Einer kam wieder

0552 - Einer kam wieder

Titel: 0552 - Einer kam wieder
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
du hier wohnen würdest, hingen sie dir bald zu den Ohren raus, das glaub mir mal.«
    »Kann sein. Jedenfalls genieße ich noch und fühle mich auch wieder besser.«
    Der Weg führte uns in den Londoner Osten, nach Notting Hill.
    Einen Vorteil hatte der Fall. Der Russe lernte so einen Teil meiner Stadt kennen und genoß die Fahrt auch, denn er schaute sehr oft aus dem Fenster. In der Swamscombe Road wohnte Douglas List. Es war eine Sackgasse, wie wir beim Einfahren erkannten.
    Hier lebten Familien in kleinen Häusern. Bei den meisten stand Gartenarbeit als Hobby Nummer eins im Vordergrund. Alles wirkte sehr gepflegt, obwohl die Häuser schon einige Jahre auf dem Buckel hatten.
    Fast am Ende der Straße fanden wir das Haus. Es war hell gestrichen. Die neue Farbe konnten wir fast riechen. Vor dem Haus ließ ich den Rover ausrollen. Parkplatzprobleme gab es hier nicht. Ein Lebensmittelwagen stand gegenüber. Drei Frauen kauften bei einem dunkelhäutigen Kaufmann Gemüse und Milch ein.
    Nichts geht über Tarnung. Vor allen Dingen bei Agenten. Und List hatte es verstanden, sich hervorragend zu tarnen, wenn er in einer derartigen Gegend lebte.
    »Er ist übrigens Witwer«, sagte Wladimir beim Aussteigen. »Seine Frau starb vor drei Jahren.«
    »Dann gehört er nicht mehr zu den jüngsten Schläfern.«
    »Die Sechzig hat er überschritten.«
    Ich grinste. »Ihr habt eure Eisen überall, nicht?«
    Golenkow hob die Schultern. »Jedenfalls soll man sie schmieden, solange sie noch heiß sind.«
    »Das stimmt.«
    Wir standen vor dem Zaun des Vorgartens. Er war weiß gestrichen und roch ebenfalls noch nach Farbe. Das kleine Tor befand sich in der Mitte. Einen Riegel entdeckten wir ebensowenig wie ein Klingelschild. Ich warf einen Blick über den Zaun hinweg in den Vorgarten, der sehr gepflegt wirkte. Die Beete waren angelegt, wie mit dem Lineal gezogen. Kein Unkraut schaute aus dem Boden. Wer hier den Garten pflegte, hatte Zeit.
    Der Riegel saß innen. Ich schob ihn zurück und konnte das Tor aufstoßen, Wladimir ging hinter mir über den plattierten Weg. Im Haus schlug ein Hund an, der nach einigen Bellversuchen allerdings verstummte. In der Haustürnische blieb ich stehen, suchte die Klingel, fand sie ziemlich tief im Gemäuer und wollte den Knopf drücken, als ich hinter mir Golenkows Stimme hörte.
    »Ah, da bist du ja, mein Lieber.«
    Ich drehte mich um.
    Der Mann ging gebückt, als hätte er eine schwere Last zu tragen.
    Er schaute dabei zu Boden, als hätte er Furcht davor, über irgendein Hindernis zu stolpern.
    »Ja bitte«, sagte er und hob seinen Kopf an.
    Wladimir sprach wieder das Kennwort in seiner Heimatsprache aus. Doug List erschrak. Übergangslos begann er zu zittern. »Ist es soweit?« flüsterte er.
    »Was soll soweit sein?«
    »Daß ich jetzt gebraucht werde.«
    »Nein, keine Sorge, es geht um andere Dinge, Towaritsch.«
    List wischte seine Handfläche am rauhen Stoff der Hose ab und schaute mich an.
    »Er ist ein Freund«, sagte, Golenkow.
    »Gut.« Der Mann nickte. »Wie kann ich euch helfen?«
    »Es ist schwer.«
    Hastig wehrte List ab. Er trug einen alten Hut auf dem Kopf. »Bitte keine Probleme mehr. Ich kann nichts machen. Ich habe die Sechzig überschritten. Andere gehen in Pension.«
    »Agenten werden nie in den Ruhestand versetzt«, erwiderte der Russe.
    Er nickte traurig. »Das ist wohl leider so.« Dann rückte er seinen Hut nach hinten und zeigte eine faltige Stirn. »Also gut, worum geht es genau?«
    »Um dich!«
    »Das verstehe ich nicht…«
    »Hast du keinen Anruf bekommen?«
    List lachte. »Wer sollte mich schon anrufen? Meine Frau ist tot. Ich habe hier meinen Garten, mein geregeltes Leben, meine Ruhe…«
    »Die sehr schnell unterbrochen werden kann«, sagte Golenkow.
    »Die Vergangenheit ist dabei, dich einzuholen.«
    List hielt eine Harke in der Hand. Jetzt stellte er das Gerät zur Seite. Übervorsichtig fast lehnte er sie gegen die Hauswand. »Was hast du da gesagt?« murmelte er. Mich nahm er überhaupt nicht zu Kenntnis. Vielleicht hielt er mich für einen Assistenten des Russen.
    »Die Vergangenheit kehrt zurück«, präzisierte Golenkow.
    »Inwiefern?«
    »Zwanzig Jahre sind es her. Die anderen von euch hat man angerufen. Dich aber nicht…«
    »Nein.«
    »Wahrscheinlich hat jemand die Sprengung überlebt.«
    Doug List atmete tief ein. »Überlebt?« hauchte er. »Verdammt, das ist unmöglich. Wir haben…«
    »Ihr habt es gut gemacht, aber nicht gut genug. Einer ist bereits
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher