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0552 - Einer kam wieder

0552 - Einer kam wieder

Titel: 0552 - Einer kam wieder
Autoren: Jason Dark
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umgebracht worden. Ivan Siebel.«
    »Jetzt habt ihr Furcht davor, daß ich der nächste auf der Liste bin – oder?«
    »Richtig.«
    Müde winkte der ältere Mann ab. »Weißt du, Towaritsch. Ich habe lange Jahre unter einem bestimmten Druck gelebt. Zuerst hat sich noch das Gewissen gemeldet, dann war auch das vorbei.« Er hob die Schultern. »Der Tod, gütiger Himmel, der hat für mich keine Bedeutung mehr. Verstehst du das? Ich habe meine Frau verloren, ich habe sie leiden sehen. Sie hatte Krebs. Wenn mich eine Kugel erwischt oder ein Messer, dann bin ich auf irgendeine Art und Weise froh.«
    »Jeder hängt am Leben. Auch du wirst es tun. Willst du es so wegwerfen?«
    »Nein.«
    »Dann arbeite mit uns zusammen.«
    »Was kann ich tun?«
    »Nichts«, sagte Golenkow. »Es ist nur wichtig, daß du Bescheid weißt. Ich habe dich vor dem Killer gewarnt. Er kann dich als nächsten besuchen, Douglas.«
    »Wer ist es?« fragte List. Härte klang durch. Auch seine Augen hatten einen anderen Glanz bekommen.
    »Einer, der überlebt hat«, sagte ich.
    Er starrte mich für einen Moment fassungslos an. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein, das kann ich nicht glauben, das ist einfach nicht möglich. Die Sprengung hatte ausgereicht. Die sind zerfetzt worden. Sie befanden sich in einem Boot, unten in der Kabine. Wir haben die doch überrascht und in die Luft gejagt. Das Kommando war ausgereizt worden.«
    Ich hob die Schultern. »Alles sieht danach aus, als wäre trotzdem ein Rest vorhanden.«
    List versuchte zu grinsen. Es wurde nicht mehr als eine Grimasse.
    »Dann müßte ein Toter oder die Toten zurückgekehrt sein.«
    »So sehen wir das auch.«
    Er holte scharf Luft. »Ist das nicht zu weit hergeholt?« fragte er langsam.
    »Nein, wir haben unsere…«
    Scharf winkte List ab. »Hören Sie doch auf! Das ist Unsinn, ich glaube daran nicht, fertig. Wir haben sie damals in die Luft gejagt. Da ist von ihnen nichts mehr zurückgeblieben. Ich will davon nichts hören.« Er sprach Golenkow jetzt direkt an. »Hast du verstanden, Towaritsch? Da läuft nichts mehr.«
    Einem richtigen Führungsagenten hätte List diese Worte nicht sagen dürfen. Für den war die Sache erst mit dem Tod eines Mannes aus der Welt geschafft.
    Aber Golenkow war gekommen, um zu warnen und nicht, um die Schläfer für Aufträge zu wecken. »Ja, es ist gut, List. Es ist alles klar. Du kannst dich zurückziehen.«
    »Aus dem Geschäft?«
    »Meinetwegen. Die Schläfer gibt es nicht mehr. Der Ring ist aufgelöst worden, die Zeiten haben sich geändert.«
    »Danke, Towaritsch, danke.« Der Mann nickte, bevor er sich drehte und mit schlurfenden Schritten wegging. Mich schaute er nicht ein einziges Mal an. Er drückte die Haustür auf und schloß sie sehr schnell wieder.
    »Fehlt noch der vierte«, sagte ich. »Wie heißt er?«
    »Konev.«
    »Aha. Den Namen kann ich behalten. Wo lebt er?«
    »Irgendwo in einem Hochhaus, glaube ich.« Golenkow sah müde aus, das merkte auch ich.
    »Was ist mit dir?«
    Er blieb stehen, schaute über den Vorgarten hinweg und bog den Rücken durch. »Eigentlich ist nichts«, sagte er. »Aber ich fühle mich irgendwie kaputt. Als läge eine viel zu lange Reise hinter mir, verstehst du?«
    »Ja, du brauchst Ruhe.«
    »Möglich.« Er hob die Schultern. »Mir gefällt der Job nicht. Wir laufen einem Phantom nach. Es versteckt sich in einem für mich fremden Land, in dem wir…«
    Ein dumpf, und gleichzeitig peitschend klingendes Geräusch unterbrach seine Stimme.
    Ein Schuß!
    Mir rann die Gänsehaut über den Rücken und wurde zu Eis. Auch Wladimir schaute sich um, bis sein Blick an meinen Augen hängenblieb. »War das im Haus, John?«
    »Und wie!« erwiderte ich. »Komm…«
    ***
    Wir fanden die Tür nicht nur ver-, sondern auch abgeschlossen. Wer immer den Schuß abgegeben haben mochte, grundlos war dies sicherlich nicht geschehen.
    Ich dachte natürlich an Selbstmord. Der Mann hatte einen sehr deprimierten Eindruck gemacht, als würde er mit den neuen Problemen überhaupt nicht mehr zurechtkommen.
    Golenkow hämmerte gegen die Tür.
    »Was ist, Towarischtsch? Weshalb hast du geschossen?«
    Ich nahm den einfacheren Weg und hämmerte eine Fensterscheibe ein. Die Scheibe ging klirrend zu Bruch. Durch die große Lücke schob ich meine Hand und entriegelte das Fenster von innen. Etwas knallte. Kein Schuß. Es hatte sich eher angehört, als hätte jemand eine Tür zugeschmettert.
    Darauf achtete ich nicht, weil ich in das Haus stieg. Mit der
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