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Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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Prolog
     
    D er Schneesturm raubte ihnen die Sicht. Statt sich an Spuren zu orientieren, musste Domeniko sich auf seinen Instinkt verlassen.
    Selbst seine Nase konnte in der eisigen Luft nichts mehr erschnüffeln, was ihm den Weg gewiesen hätte und die uralte Karte, die ihm helfen sollte, die Höhle zu finden, war nutzlos, wenn es keine Anhaltspunkte gab, mit denen er sie abgleichen konnte. Der Trupp war mit einer dicken Kruste aus Eis überzogen, was das Weiterkommen erschwerte. Seine Glieder waren taub vor Kälte trotz des dichten Fells. Er spürte seine Beine kaum mehr und seinen Begleitern erging es ebenso. Bei jedem Schritt sanken seine Leute und er knietief ein. Aber aufgeben kam nicht infrage. Er war nicht nach Alaska gereist, um mit leeren Händen zurückzukehren.
    Er musste sie finden.
    Und dann kam es darauf an, wie sie reagierten. Wie viel von den Legenden der Menschen stimmte – oder von denen seines Volkes. In beiden Fällen ging er ein hohes Risiko ein, doch sein Ziel war es wert. Denn wenn es ihm gelang, sie auf seine Seite zu ziehen, konnte er gelassen der Versammlung entgegensehen, die Corelus einberufen hatte und in der es nur um eine Sache gehen konnte: die Nachfolge des Fürsten. Er gehörte zu den Anwärtern, aber er stand nicht in Corelus’ Gunst. Das war ihm bewusst. Der Fürst und er teilten nicht dieselbe Meinung über Menschen und Lycaner. Domeniko hielt Corelus für schwach. Was der Fürst über ihn dachte, war ihm gleich. Doch ganz sicher war Corelus im Bilde, dass er den Friedenspakt für eine sinnlose Farce hielt, die ihr Volk schwächte. Daraus machte er keinen Hehl. Ihrem Fürsten mochte das nicht schmecken und ihn somit kaum zu dessen erster Wahl in der Nachfolge machen. Darum war es wichtig, vorzubeugen, auch wenn das Recht der Erblinien auf seiner Seite war. Im Zweifelsfall würde er sich dieses Recht erkämpfen, falls Corelus es ihm nicht zugestand.
    „Wir müssen umkehren“, sagte der Lycanthrop hinter ihm. „Hier gibt es nirgends eine Zuflucht und der Schneesturm wird immer schlimmer.“
    „Wir gehen weiter“, entschied Domeniko mit einer Stimme, so eisig wie der Wind, der sie umwehte. „Es kann nicht mehr weit sein.“
    „Es ist unmöglich, sich zu orientieren. Alles ist weiß. Vielleicht laufen wir seit Stunden im Kreis.“
    Domeniko antwortete mit einem Knurren, zeigte seine Zähne und schnappte nach seinem Gefolgsmann. „Feiglinge kann ich nicht brauchen.“ Damit stapfte er umso entschlossener weiter. Die Höhle konnte nicht mehr weit sein. Dort waren sie sicher vor dem Sturm – und mit etwas Glück warteten sie dort auf ihn. Der Gedanke beflügelte ihn so sehr, dass er die beißende Kälte kaum noch spürte. Das Murren seiner acht Begleiter ignorierte er.
    Urplötzlich ragte ein schwarzer Schatten aus den wirbelnden Flocken empor. Der Wind pfiff um die Ecken eines riesigen Felsmassivs, dessen Größe man nur erahnen konnte, weil die eisüberzogenen Wände im Schnee kaum zu sehen waren. Lediglich der Eingang stellte sich wie aus schwarzer Tinte gegossen dar und schnitt das Wintertreiben ab, wenn man ihn betrat. Eine glühende Erregung ergriff von Domeniko Besitz. Sie waren da! Es musste so sein, er konnte sich nicht irren.
    Im Inneren der Höhle atmeten seine Lycaner auf. Hier konnten sie warten, bis das Wetter sich beruhigte. So dachten sie zumindest. Aber Domeniko ließ ihnen kaum genug Zeit, sich die Eiskristalle aus dem Fell zu schütteln. Witternd hob er die Nase. Der Geruch von nassem Hundefell überlagerte es fast, doch er nahm es dennoch wahr. Der gesamte Eingangsbereich war markiert. Zwar hatte die Schärfe des Urins hier bereits nachgelassen, doch aus den tieferen Gefilden drang er intensiver zu ihm herauf.
    Sein Herz schlug schneller. Er hatte sie wirklich gefunden!
    Eine Fackel wäre ihm jetzt lieb gewesen, da sie neben Licht auch Wärme verbreitet hätte. Doch sie hatten nur einige dieser modernen Leuchtstäbe mitgebracht, um gegen die Dunkelheit vorzugehen. Sie ermöglichten eine spärliche Sicht, ließen die Umgebung nur erahnen. Immerhin besser, als blind in eine mögliche Gefahr zu rennen.
    „Weiter!“, herrschte Domeniko seine Begleiter an. „Ausruhen könnt ihr euch, wenn wir zurück in England sind.“
    Jetzt, wo er den Rückzugsort seiner Verwandten gefunden hatte, war es leicht, ihrer Spur zu folgen. Ihr Geruch erfüllte jeden Winkel, er hätte blind sein können. Die Nuancen wurden mal schwächer, mal stärker, an jeder Biegung brauchte
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