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0463 - Das Drehbuch, das der Satan schrieb

0463 - Das Drehbuch, das der Satan schrieb

Titel: 0463 - Das Drehbuch, das der Satan schrieb
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das Höllenfeuer unter dem Kessel. Die Flammen tosten wie wahnsinnig. Natürlich hatte niemand von uns die Regler zugedreht.
    Die Heizungsanlage war eines der modernsten Systeme, die es gibt. Ein sogenannter Vielstof fbrenner.
    Er arbeitete in der Hauptsache auf Heizölbasis. Sein Brenner verdaute aber auch Kohlen, Koks, Holz, Papier und Abfallstoffe aller Art, sofern die Ölzufuhr auf die einzelnen Stoffe entsprechend eingestellt wurde.
    Die Bedienung eines solchen Kessels war, wenn nicht nur Öl verbraucht wurde, eine Wissenschaft für sich. Die Wellenlange gedruckte Gebrauchsanweisung an der Wand sagte alles.
    Ich betrachtete mir die Anlage genau.
    Das Sauggebläse zur Beseitigung von Abfallasche stand auf der höchsten Stufe.
    Ein Blick durch das Schauglas zeigte mir, daß der Brenner völlig sauber war. Er arbeitete allein mit Öl.
    »Wetten, daß Staubbeutel und Düsen im Heizungskessel liegen?« Diese Worte, die ich am Morgen hier in diesem Haus gesprochen hatte, kamen mir wieder in Erinnerung. Wir hatten am Vormittag nicht nachgeschaut, weil es ohnehin zu spät gewesen wäre, um noch Spuren sicherstellen zu können.
    Mein erneuter Blick ins Schauglas zeigte mir, daß ich mich am Morgen getäuscht hatte. Die Staubsaugerdüsen hätten selbst bei diesem Höllenfeuer nicht spurlos verbrennen können. Einige geschmolzene Metallteile hätten auf jeden Fall Zurückbleiben müssen.
    Mr. Noody alias Benjamin B. Higgold hatte niemals verräterische Abfälle verbrannt, weil es gar keine gab. Sein Plan war allerdings so ausgeklügelt gewesen, daß er sogar an die Entfernung der Staubsaugerdüsen gedacht hatte.
    Und an das Höllenfeuer in seinem Heizkessel.
    in einer Stunde würde es von selbst erlöschen, wenn ich nicht die Regler zudrehte.
    Wie von einer Natter gebissen schnellte ich zum Öltank herum. Es war ein mannshoher, rechteckiger Tank mit einer Luke auf der Oberseite. Vorn, neben dem Ölstandsanzeiger, befand sich eine Einfüllöffnung. Und dort nebenan war eine Einstiegsluke, wohl für den Tankreiniger gedacht. Diese Luke war mit einem Vorhängeschloß verschlossen. Sicherheitsschloß, flacher Schlüssel.
    Diesen Schlüssel konnte Higgold sehr gut in irgendeiner Tasche seines Anzuges haben. Oder auch irgendwo im Haus versteckt. Ein solcher Schlüssel war nie zu finden, wenn man sein Versteck nicht kannte.
    Irgendwo im Haus oder im Keller hatte ich einen Werkzeugkasten gesehen.
    Auf der Suche danach eilte ich los. Sehr viel Zeit hatte ich bestimmt nicht mehr, wenn Higgold tatsächlich kommen sollte, sein Geld zu holen. Ich rechnete mit ihm etwa zwei, drei Stunden nach Einbruch der Dunkelheit. Higgold kannte die Umgebung. Er würde sich durch die dunklen Gärten schleichen.
    Jetzt noch nicht. So wahnwitzig konnte er nicht sein.
    Der Werkzeugkasten stand in einem Verschlag neben der Kellertreppe. Er enthielt eine Stahlsäge. Sie war sogar scharf, wie ich feststellte.
    Vom Jagdfieber gepackt, ging ich zurück in den Heizungskeller.
    Die scharfe Säge fraß sich langsam in den harten Stahl des Schloßbügels. Die Vibration pflanzte sich in den dünnen Stahl wänden des Tanks fort. Jeder Hub mit der Säge verursachte einen infernalischen Lärm.
    Erschrocken hielt ich inne.
    Meilenweit, dachte ich, müßte man mich hören. Doch dann wurde mir klar, daß die Vibration nur in diesem verhältnismäßig engen Kellerraum so erschreckend laut klingen konnte. Die Wände und Türen des Hauses waren dick und schallschluckend.
    Ich sägte weiter. Es war eine mühsame Arbeit, zumal der Stahl des Schloßbügels von verschüttetem Öl fett war und anfangs kaum eine Angriffsfläche für die harten Zähne der Stahlsäge bot.
    Millimeter um Millimeter fraß sich die Säge tiefer in den Stahl. Hauchfeine Stahlspäne vermischten sich mit Ölspuren zu einem schmierigen, schmirgelnden schwarzen Film auf meinen Händen. Die Handflächen schmerzten bereits, und ich wußte, daß ich mir Blasen an den Händen holen würde. Doch ich schuftete weiter.
    Ich mußte wissen, ob meine Vermutung stimmte.
    In einer ganz kurzen Arbeitspause hörte ich irgendwo einen schweren Lastwagenmotor aufheulen und dann plötzlich still werden.
    Vor meinem Auge entstand das Bild eines Lastwagenfahrers, der sich behaglich zu einer Zigarrettenpause ausstreckt. Der Wunsch, es ihm gleichzutun, wurde übermächtig. Doch ich bezwang diesen Wunsch und sägte weiter.
    Der Stahlsteg wurde dünner und dünner.
    Als die Säge durchbrach, knallte sie mit einem dröhnenden
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