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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Amulette steuerte.
    In ihrer Vorstellung zwangen sie den Eisblock aus gefrorener Zeit, sich aufzulösen. Und gemeinsam formten sie den Zauberspruch der Macht.
    »Analh natrac’h – ut vas bethat – doc’h nyell yen vvé…«
    ***
    Wieder wurde eines der sechs Amulette benutzt. Wieder erwachte die dunkle Macht in den Tiefen des Seins, und streckte ihre gierigen Arme nach der Energie aus, die gespiegelt wurde und die Macht stärken sollte.
    Doch diesmal war es anders.
    Da war noch eine andere Kraft, die sich mit der des Llyrana-Sterns verband. Eine Kraft, die einen absolut andersartigen Charakter besaß und die gespiegelte Magie veränderte, umpolte.
    Die gespiegelte, veränderte Magie war unbrauchbar! Sie war zu durchzogen von dem anderen, dem Fremdartigen. Etwas Ungeheuerliches mußte geschehen sein. Zwei unterschiedliche Kräfte arbeiteten zusammen, wurden mitgerissen, und dabei kamen sie in einer Stärke, wie sie die Macht noch niemals zuvor erlebt hatte. Ein geistiger Verbund mußte dahinter stehen, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte.
    Panik!
    Die Impulse hämmerten, störten empfindlich. Panik induzierteWut. Etwas bäumte sich mit Urgewalt auf, blockierte die eingehenden Energien ab und schlug mit aller Macht zurück, so wie ein Mensch auf ein lästiges Insekt einschlägt, das ihn gerade gestochen hat.
    Und traf.
    ***
    Das Siebengestirn von Myrrian-ey-Llyrana flammte grell auf. Die beiden Amulette in Sid Amos’ geheimen Safe glühten ebenso in unheilvollem Feuer wie jenes, das Lucifuge Rofocale trug. Überrascht registrierte Leonardo deMontagne, der Fürst der Finsternis, das Aufflammen seines Amulettes, und er vernahm einen gellenden Schrei, der aus der Tiefe kommen mußte. Und irgendwo an einem anderen Ort starrten dunkle Augen fasziniert auf die aufflammende Scheibe, die von dunklen Händen gehalten wurde…
    Niemand von jenen, die einen oder mehrere der Sterne besaßen, ahnte, weshalb die Amulette so aufglühten. Da war nur der Eindruck einer riesigen, bedrohlichen Gefahr, die wie eine schwarze Wolke über allem Lebendigen schwebte…
    Und dann war es schon wieder vorbei, verloschen…
    ***
    Sid Amos sah, wie der Zeitkokon zerfloß!
    Es funktionierte! »Analh natrac’h – ut vas bethat – doc’h nyell yen vvé…«, hallte der Machtspruch durch den großen Saal des Wissens. Er wirkte. Das Unglaubliche geschah. Das, womit Amos schon längst nicht mehr gerechnet hatte. Und er fragte sich, so wie Zamorra es sich zuvor gefragt hatte, warum sie daran nicht schon früher gedacht hatten. Sie hatten sich die Köpfe zermartert, um eine Lösung zu finden, hatten experimentiert und waren mit ihren Versuchen gescheitert… aber auf das Einfachste kommt man meistens erst ganz zum Schluß…
    Das Zeit-Eis löste sich auf!
    Hinter den milchigen Schleiern war Merlin immer deutlicher zu sehen.
    Immer stärker kristallisierte er sich heraus, und Amos glaubte schon, eine erste Bewegung zu sehen.
    Merlin erwachte…
    Und da flammten die beiden Amulette grell auf. Heller als die Sonne flammte das Licht, und für Sekundenbruchteile spürte Amos den Fausthieb einer unheimlichen Kraft, unter der sich die Menschen krümmten.
    Merlin bewegte sich!
    Merlin war erwacht! Merlin riß beide Arme hoch, und sein Gesicht zeigte äußerstes Entsetzen. Seine Lippen bewegten sich.
    Er wollte etwas sagen, aber er blieb stumm.
    Und im selben Moment verschwamm alles. Die Konturen verzerrten sich, die Körper der fünf Lebewesen verloren an Festigkeit, wurden durchsichtig, verschwanden…
    Amos stürzte nach vorn. Er versuchte das Unheil zu verhindern, die Verschwindenden noch festzuhalten. Aber es war zu spät. Als er zupackte, waren sie schon fort.
    Zamorra, Nicole, Gryf, Teri – und Merlin!
    Fassungslos stand Sid Amos da. Er fand keine Spur. Sie waren einfach nicht mehr da, gerade so, als habe sie es niemals gegeben.
    Und Merlins Gesicht, das Entsetzen zeigte…
    Er mußte etwas gespürt haben. Er mußte im letzten Moment erkannt haben, was da von irgendwoher zuschlug, mühelos die Barrieren um Caermardhin durchbrach und nach den fünf Magiern griff. Seine Lippen hatten sich bewegt, und Amos hatte die Worte von ihnen ablesen können.
    »Zu spät…«
    Niedergeschlagenheit erfaßte ihn. Jetzt wußte er, was er die Tage zuvor gespürt hatte. Das hier war die drohende Gefahr gewesen, die sich immer mehr zusammenballte. Wenn er es doch gewußt hätte!
    Es war gelungen, den Zeitkokon aufzulösen, es war gelungen, Merlin zu befreien.
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