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Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Titel: Akasha 03 - Das Exil der Messianer
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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1. Kapitel
     
    Mandala der Hoffnung
     
     
    Erinnerungen ...
    Schwarz war der Raum, dunkel wie die Nacht jenseits der Horizonte Akashas. Ihre Schritte verursachten nicht das geringste Geräusch, während Djamenah Shara in Begleitung ihres Präzeptors an Tischen und anderen Varimöbeln vorbeiwanderte. Eine seltsame Stille herrschte, und die junge Frau empfand das Schweigen immer mehr wie eine Last. Sie roch noch den Thymianduft der Droge – sie hatte gerade die erste Dosis von ihrem Messianerlehrer erhalten –, und sie wußte, daß das Ciri nun ihr Stoffwechselsystem veränderte, es direkt einwirkte auf die Synapsen ihres Hirns, auf die Chromosomen in ihrem Leib, die DNS und RNS, die Zellkerne und das Zytoplasma.
    Sie war unsterblich geworden.
    Und doch reagierte sie auf ihre Immortalität nicht mehr mit der Art von Enthusiasmus, die sie eigentlich erwartet hatte. Der Tod war zu etwas geworden, das sie nicht mehr betraf – im wahrsten Sinne des Wortes –, aber sie wußte auch, daß der Unsterblichkeit in ihrem Fall die Funktion eines Werkzeugs zukam. Sie hatte sich in eine neue Abhängigkeit gefügt, gleichzeitig jedoch eine völlig neue Freiheit gewonnen. Djamenah war ruhig und gelassen; die lange Ausbildungszeit als Chela und schließlich Ciri-Anwärterin hatte ihr Wesen gewandelt.
    Schmerz.
    »Glaubst du an die Unsterblichkeit der Seele?« fragte der Präzeptor leise.
    Djamenah hob verwundert die Brauen. Der Messianer war stehengeblieben und sah sie aus seinen grauen Augen an. Sie bemerkte ein seltsames Glitzern in ihnen, ein erwartungsvolles Funkeln. Es ist eine Prüfung , dachte sie. Ein letzter Test.
    Leise klirrten Kristalle, und Djamenahs Blick fiel auf marmorne Schalen, aus denen dunstige, farblose Schwaden emporwallten. Sie glaubte, ein Flüstern und Raunen zu vernehmen. Einige Meter entfernt begann die lichtschluckende Schwärze, eine Finsternis, in der nichts Gestalt haben konnte. Dies war nicht Akasha.
    Der Schmerz brennt wie ein Feuer in ihr, lodert mit Flammen, die sie nicht ersticken kann.
    »Ich verstehe deine Frage nicht ganz«, erwiderte sie ein wenig verwirrt. »Steht sie nicht im Widerspruch zu allen Prinzipien und moralisch-ethischen Prämissen der Messianer?«
    Der Präzeptor lächelte.
    Sie weiß, daß sie auf der Hut sein muß, sich keinen Fehler erlauben darf. Man hält sie noch immer für die Messianermörderin. Tarnung ist notwendig. Neue Kleider. Neue Gewänder. Masken. Aber braucht sie überhaupt Masken? Sie weiß, wie sehr sich ihr Gesicht verändert hat: Falten dort, wo zuvor nur glatte Haut war, die Augen trübe, erste graue Strähnen im dunklen Haar – und kleine Pusteln bilden sich manchmal auf ihren Wangen ...
    »Die Furcht vor dem Tod«, sagte der Messianer, »ist in allen Kulturkreisen Akashas weit verbreitet, und sie war auch ein Aspekt der vorherigen planetaren Zivilisationen. Die Intelligenz entwickelte mehrere Methoden, um mit dieser Furcht fertigzuwerden, und bei einer davon handelt es sich um das, was allgemein als Religion bezeichnet wird.«
    »Religion«, entgegnete Djamenah, die sich in diesem Zusammenhang an eine bestimmte Lektion erinnerte, »bedeutet intellektuelle Verdrängung, Erkenntnisprobleme nicht zu lösen, sondern als ehern zu akzeptieren. Somit legt die Religion dem Bewußtsein Fesseln an, statt es zu befreien.«
    Der Präzeptor sah sie einige Sekunden lang stumm an und nickte dann.
    Eine Stimme, freundlich – endlich freundlich! Nach vielen Enttäuschungen. Nach dutzendfachem Fliehen. Nach Angst, Wut und Verbitterung. Freundlich! »Jaja, hier werden Sie finden, was Sie suchen. Ganz bestimmt. Ich versichere es Ihnen. Hier sind alle Daten gespeichert, alle Informationen, alles Wissenswerte. Selbst das Nebensächliche und Triviale.« (Ich möchte nur einen Hinweis auf den Ort, an den sich die Messianer zurückgezogen haben.) Freundlich. Jemand, der sich Mühe gibt, ihre Stimmung zu heben, der ihre Furcht vor einer neuen Enttäuschung bemerkt und versucht, sie zu beruhigen. Etwas, das einer emotionellen Befreiung gleichkommt. Eine Stunde – wirklich nur eine Stunde? – vorher: Ein Narbengesicht mit bösen Augen: andere, ähnliche Gestalten, die in unmittelbarer Nähe des Schleusensystems herumlungern, eine dort installierte Buchungseinheit bewachen. »Wir geben Ihnen den Zugang in dieses Habitat nur frei, wenn Sie die Summe von zweitausend Units bezahlen können.« Als Djamenah ihr Wirken als Ciristin begonnen hatte, gab es noch keine Wegelagerer dieser
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