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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gebliebenen großen Räume des einstigen Palastes, der jetzt zum Heiligtum erklärt worden war und dessen Wände und Decken man sorgfältig abstützte, um ihn so lange wie möglich benutzbar zu erhalten, hatten die Priester der Kälte Aufstellung genommen. An einem mächtigen Altarstein aus violettem Marmor, mit dem Leder eines seltenen Säugetieres überzogen, hielt Gatnor seine Ansprache und sprach die Erinnerungs- und Gebetstexte. Der murmelnde, raunende Gesang der Priester begleitete seine Worte.
    So lange, bis die Überraschung eintraf…
    ***
    Es war der Augenblick, in dem sich Sid Amos erleichtert aufrichtete. Er wandte sich zu Reek Norr um.
    »Es ist geschafft«, sagte er. »Der Weg zu deiner Welt ist offen.«
    Der Sauroide sah eine Art Tunnel. Ein Tor, hinter dem ein Schacht in die Unendlichkeit führte. Der Tunnel war noch nicht fertig; er verlängerte sich von selbst immer weiter, stieß in die Ferne vor. Reek Norr kannte das Phänomen. Wenn er diesen Durchgang jetzt beschritt, würde er schon bald sein Ziel erreichen, auch wenn er es jetzt noch nicht sehen konnte.
    »Überlege es dir noch einmal«, sagte Sid Amos. »Vielleicht könnte ich deine Hilfe brauchen…«
    Aber Reek Norr schüttelte in einer menschlichen Geste den Kopf.
    »Meine Welt braucht mich mehr«, sagte er. »Sid Amos, ich danke dir für deine Hilfe. Ich danke dir von ganzem Herzen. Und ich bin sicher, daß ich mich eines Tages revanchieren werde. Ich bedaure, daß ich Merlin nicht erwecken konnte… aber du solltest die Hoffnung nicht aufgeben… wir sehen uns wieder, Amos.«
    Amos nickte. Er war überrascht. Ich danke dir von ganzem Herzen.
    Es war das erste Mal in seinem langen, langen Leben, daß jemand diese Worte zu ihm gesprochen hatte. Der ehemalige Fürst der Finsternis war tief betroffen. Und ein Gefühl breitete sich in ihm aus, das er nicht so recht definieren konnte.
    »Viel Glück, Reek Norr«, sagte er heiser.
    Der Sauroide wandte sich ab und trat in den Tunnel, der ihn in seine Welt führen sollte.
    ***
    Die Energie des Machtspruches aktivierte noch einmal die letzten Reserven in Merlins Stern. Verbunden mit der Energie des Dhyarra-Kristalls, gesteuert von Zamorras verzweifelten Worten, aus der untergehenden Blauen Stadt in die Gegenwart zu kommen, packte eine kosmische Kraft zu.
    Was Axotl, der Zauberpriester prophezeit hatte, traf auf eine bizarre Weise ein. Die Festung stabilisierte sich – und schleuderte die Blaue Stadt aus diesem Universum hinaus. Die Stadt verschwand aus der Menschenwelt und wurde gewaltsam abgeschoben auf eine Welt mit geringerer Wahrscheinlichkeit.
    Es war die Welt der Sauroiden!
    Der nicht unerhebliche Masse-Zuwachs der immerhin schon beachtlich geschrumpften Welt führte zu einem Entropieschock. Das Chaos vergrößerte sich, die Auflösung wurde beschleunigt, und eine Kältefront zog sich über das Land, ließ die Echsenwelt für Jahre in Frost erstarren.
    Nur wenigen gelang es, dagegen anzukämpfen und für ein Überleben des Sauroidenvolkes zu sorgen. Die Priesterschaft der Kälte entstand in jener frostklirrenden Ära.
    Die Zeit verging. Die Blaue Stadt zerfiel und gab dabei Energie ab, die ihre nähere Umgebung stabilisierte. Aber da war noch etwas.
    Dieses Etwas raste durch die Zeit.
    Merlins Machtspruch, das Amulett, der Drang zur Gegenwart, die Dhyarra-Energie… all das wirkte zusammen. Die Menschen waren nicht mehr in der Lage, sich im Moment des Übergangs von der Blauen Stadt zu lösen. Aber während jene in ihrer Zeit verblieb und dann in der Echsenwelt durch die Jahrhunderte alterte – wurden die Menschen in die Zukunft beschleunigt.
    In ihre Zeit…
    Dort tauchten sie auf… in jenem Moment, in welchem Orrac Gatnor von den Sümpfen seine Gedenkzeremonie abhielt… von welcher Reek Norr gewußt hatte, daß sie zu diesem Zeitpunkt stattfinden mußte! Nur Norr wußte auch von dem Geheimnis der Stabilität in der Ruinenstadt. Dorthin hatte er den Weltentunnel gelenkt, dort war er sicher, nicht in die Entropiewerte seiner Welt einzugreifen.
    Unmittelbar hinter dem erschrocken herumfahrenden Orrac Gatnor entstand ein Riß in der Welt. Die Mündung des Tunnels entstand, und in diesem Tunnel tauchte Reek Norr auf, schritt den Priestern der Kälte entgegen und erreichte seine Heimatwelt… im gleichen Moment, als der Zeitstrom sechs Männer und zwei Frauen ausspie, unmittelbar vor der Mündung des Weltentunnels!
    Und bevor dieser Tunnel erlosch, ergriff Professor Zamorra die letzte und
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