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Das Monster von Moskau

Das Monster von Moskau

Titel: Das Monster von Moskau
Autoren: Jason Dark
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Karina wusste nicht, ob sie lächeln oder den Kopf schütteln sollte. Sie hatte Valentin einen Gefallen getan und sich mit ihm getroffen. Der alte Mann kannte sie von Kindesbeinen an. Er war ihr so vertraut wie ein naher Verwandter. Als Kind war sie manchmal zu ihm gegangen. Da hatten die beiden dann auf langen Spaziergängen viel gesprochen und sich gegenseitig Geschichten erzählt. Karina erinnerte sich noch gut daran. Viele lustige waren es gewesen, aber es hatte auch traurige und manchmal sehr unheimliche gegeben.
    »Ich weiß nicht, Valentin, was ich dazu sagen soll. Es klingt alles so unglaubwürdig. Tote, die aus den Gräbern steigen, um in der Karwoche für die Sünden des Lebens zu büßen.«
    »So ist es leider.« Er schaute sie ernst an. »Man kann nicht nur an das glauben, was man mit den eigenen Augen sieht. Wäre es so, dann gäbe es keine Religionen. Aber hier habe ich etwas mit eigenen Augen gesehen, und das nicht nur einmal.«
    »Ach ja?«
    »So ist es. Die Vorgänge wiederholen sich. Jahr für Jahr in der Woche vor Ostern. Am Kardonnerstag.«
    Karina furchte die Stirn. »Den haben wir heute.«
    »Stimmt.«
    »Und du meinst, dass die Toten wieder aus den Gräbern steigen und sich für ihre Sünden interessieren?«
    »Ich kann es mir schon vorstellen. Nicht alle finden ihre Ruhe. Davon musst du ausgehen.«
    Karina räusperte sich, bevor sie weitersprach. »Nehmen wir mal an, es ist so, wie du es gesagt hast. Warum hast du ausgerechnet mich zu dir geholt?«
    »Weil du es sehen sollst.«
    »Aber die Toten werden nicht zu mir kommen und...«
    »Das wohl nicht. Aber du kannst sie spüren und vielleicht auch sehen. Es wäre ein Glücksfall.«
    »Mal schauen.« Sie stellte eine Frage und schaute in das zerfurchte Gesicht des Alten, in dem die Augen aber noch immer jugendlich blitzten. »Hast du sie denn gesehen oder sie beobachten können?«
    »Das habe ich. Und deshalb habe ich dich geholt. Ich weiß schließlich, wer du bist. Nicht mehr das kleine Mädchen von früher, das so neugierig war und alles genau wissen wollte. Du hast dich entwickelt. Du bist etwas geworden, und du hast es gelernt, durchzublicken. Das habe ich nicht vergessen. Du hast eine Position erreicht, wie es nur wenigen Frauen vor dir gelungen ist. Ich habe das verfolgt. Nicht genug, nur am Rande, denn ich bin nicht so stark integriert. Du stehst jetzt ziemlich weit oben. Man hat dich akzeptiert und lässt dir freie Bahn. Zwar gibt es neue Fesseln in unserem Land, aber sie sind längst nicht mehr so stark wie die von damals. Die Leute sind offener geworden. Sie brauchen sich nicht zu verstecken, und davon profitierst auch du. Man akzeptiert Vorgänge, die man früher nicht wahrhaben wollte und einfach verleugnete. Und du bist diejenige, die Karriere gemacht hat.«
    »So schlimm ist es nicht.«
    »Doch, doch, ich weiß Bescheid. Ich habe dich manchmal gesehen, kleine Karina.«
    »Aber ich dich nicht.«
    »Ich bin nicht wichtig«, erklärte Valentin und winkte ab. Dann seufzte er und schaute durch die Scheibe des Autos nach vorn in die dämmrige Dunkelheit. »Ich hätte dich auch wirklich nicht belästigt, wenn mich nicht eine gewisse Angst überkommen hätte. Jetzt, am Beginn der Karwoche, ist sie wieder hochgekommen.«
    »Es ist demnach die Furcht vor den Toten!«, stellte Karina fest.
    »Nein, das ist es nicht. Da würde ich eher von einem Unbehagen sprechen.« Er atmete schwer. »Es sind ja nicht nur die normalen Toten. Es gehört auch noch Kozak dazu.«
    Karina Grischin wusste nicht, was sie denken sollte. Plötzlich war ein Name gefallen, den sie zuvor noch nie in ihrem Leben gehört hatte.
    »Wer ist Kozak?«, fragte sie.
    »Ein Unhold.«
    »Genauer, bitte.«
    »Ein Hexer, ein Vampir. Ein Teufel. Ich habe ihn das Monster von Moskau getauft.«
    »Und warum das, bitte?«
    »Weil er es ist. Es ist die kalte Gestalt aus dem Grab. Einer, der längst tot ist, aber immer wieder zurückkehrt und dabei Menschen tötet. Ein grauenvolles Geschöpf. Herabgestiegen aus einer Zwischenwelt, in der er keine Ruhe findet. Die Karwoche ist seine Zeit, das musst du wissen. Da holt er sich seine Opfer.«
    »Er tötet also Menschen?«
    »Ja.«
    »Saugt er ihnen das Blut aus?«
    Valentin hob die Stirn. »Das kann ich dir nicht genau sagen. Jedenfalls sehen seine Opfer schlimm aus, wenn sie gefunden werden. Hast du noch nie etwas über die Karwochen-Morde gehört?«
    »Bis jetzt nicht.«
    Valentin riss den Mund auf und lachte kichernd. »Das ist nicht
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