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Das Monster von Moskau

Das Monster von Moskau

Titel: Das Monster von Moskau
Autoren: Jason Dark
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Jetzt stellte er eine Frage.
    »Was sagst du?«
    »Was willst du hören?«
    »Die Wahrheit bitte.«
    »Gut«, murmelte sie und ließ die Lampe wieder verschwinden. »Ich denke, dass wir hier auf einem völlig normalen und gut gepflegten Dorffriedhof stehen.«
    »Da hast du dich nicht getäuscht«, gab Valentin zu.
    »Und was willst du sonst noch hören?«
    Er seufzte. »Ich weiß, dass es nicht leicht ist, meinen Worten zu glauben, doch ich kann dir schwören, Karina, dass ich dir nichts vorgemacht habe. Es gibt dieses Phänomen. Es gibt die jammernden und reuigen Toten, und es gibt vor allen Dingen dieses Monster, das möglicherweise auch leidet, aber nicht in der Lage ist, seinen Fluch loszuwerden, denn man wird es nicht in die Kirche hineinlassen.«
    »Die Toten denn?«
    »Das weiß ich nicht, Karina. Es geht nicht nur um sie, sondern mehr um ihre Geister.«
    Die Agentin runzelte die Stirn. »Die sichtbar oder unsichtbar sind?«
    »Manche Geister können sichtbar sein, wenn sie in ihren Welten keine Ruhe finden.«
    »Dann sehe ich sie mehr als Gespenster an.«
    »Ja, das kann sein. Doch sollte das für uns eine Rolle spielen?«
    »Nein, eigentlich nicht«, gab Karina zu. »Nur scheinen wir etwas zu früh gekommen zu sein. Wir stehen erst am Beginn der Karwoche, in der so gebüßt wird.«
    »Ja, das ist wahr. Ich wollte nicht zu spät hier erscheinen. Es kann sein, dass sie dabei sind, sich auf den Weg zu machen. Sie werden hier ihre begrenzte Freiheit finden...«
    »Stufst du sie als gefährlich ein?«
    Valentin musste nachdenken. »Das kann man nie so genau sagen. Jedenfalls wollen sie nicht gestört werden, heißt es.«
    »Das lässt sich ja machen«, erklärte Karina leicht lächelnd. »Aber da gibt es noch Kozak, das Monster. Wenn ich darüber nachdenke, ist er gefährlich.«
    »Das ist er.«
    »Und du rechnest fest mit seinem Kommen.«
    »Es kann sein«, flüsterte Valentin, »dass er schon längst hier ist. Wir haben ihn nur nicht gesehen, wenn du verstehst. Er ist bestimmt da. Er wird unruhig, wenn die Karwoche angefangen hat. So sagen es die Legenden.«
    »Dann könnten wir uns auf die Suche machen.«
    Valentin schaute die jüngere Frau überrascht an. »Du willst es schon beenden?«, flüsterte er.
    »Warum nicht?«
    »Du denkst auch an die Gefahren?«
    »Sicherlich tue ich das. Wir haben ja Zeit. Wir können ihn suchen und auch so etwas wie Lockvögel sein.«
    Das schien dem alten Valentin nicht zu gefallen.
    Er stand für einen Moment starr auf dem Fleck und hatte die Schultern in die Höhe gezogen. Schließlich gab er nach.
    »Gut, Karina, ich will nicht als Feigling gelten. Es kann sein, dass wir Glück haben.«
    »Das meine ich auch.«
    Auf dem Friedhof hatten sie das nicht gehabt. Trotzdem leuchtete Karina das Gelände so gut wie möglich ab. Sie bewegte sich dabei auch in das Gräberfeld hinein. Nach jedem Schritt schwenkte sie den Arm mit der Lampe. Aber sie sah nichts, was nicht zum Friedhof gepasst hätte. Kreuze, Grabsteine, das war alles.
    Wenn es tatsächlich stimmte, dann hätte sie die Gespenster oder Geister über und zwischen den Gräbern tanzen sehen, doch nichts davon war eingetreten.
    Sie sah auch die Bilder, die auf manchen Grabsteinen befestigt waren. Zumeist zeigten sie ältere Männer und Frauen. Leider waren auch jüngere Personen unter den Toten, und einen besonderen Schock erlebte sie jedes Mal, wenn sie die Bilder der Kinder sah, deren Leiber in der kalten Erde lagen.
    Sie wollte schon umkehren, als sie ein Geräusch irritierte. Es klang fremd, es passte nicht in die Stille und auch nicht auf diesen Friedhof. Obwohl sie sich da sicher war, wusste sie nicht so recht, dieses Geräusch einzuordnen.
    Vom Friedhof jedenfalls war es nicht erklungen. Jemand musste sich außerhalb aufhalten.
    Als sie sich drehte und dann ihren väterlichen Freund anleuchtete, sah sie dessen Winken.
    Schnell war sie bei ihm.
    Valentin atmete recht heftig. »Hast du es gehört?«
    »Ja. Was war das?«
    »Keine Ahnung. Aber es passt nicht hierher. Ich habe es auch nicht auf dem Friedhof gehört. Es ist außerhalb aufgeklungen. Da muss jemand in der Nähe sein.«
    »Und?«
    »Kozak?«, hauchte Valentin. »Der Herr der Toten?«
    Leicht irritiert schüttelte Karina Grischin den Kopf. »Dieser Ausdruck ist mir neu.«
    »So wird er genannt, weil er die Toten in der Karwoche zusammenruft. Sie sollen für ihn da sein.«
    Karina Grischin ging nicht näher darauf ein. Ihr lag eine andere Frage auf der Zunge.
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