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Das Monster von Moskau

Das Monster von Moskau

Titel: Das Monster von Moskau
Autoren: Jason Dark
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»Hast du zufällig hören können, woher dieses ungewöhnliche Geräusch kam?«
    »Ja, das habe ich.« Der alte Mann streckte den Arm nach rechts. »Von dort, Karina.«
    »Liegt da nicht der Teich?«
    »Genau.«
    »Okay, dann lass uns hingehen und nachschauen. Es kann sein, dass alles sehr harmlos ist, und dass nur ein Stück Eis geknackt ist. Daran musst du auch denken.«
    »Keine Sorge, das tue ich.«
    Sekunden später bereits waren sie auf dem Weg zu ihrem neuen Ziel. Karina spitzte ihre Ohren. Sie wartete darauf, dass sich das Geräusch wiederholte, doch da hatte sie Pech.
    Eine gewisse Unruhe stellte sie schon in sich fest. Sie merkte auch, dass ihr Herz schneller schlug, und genau das war ein Zeichen für sie, dass etwas in der Luft lag. So hundertprozentig glaubte sie nicht mehr daran, dass dieser Laut nur harmloser Natur gewesen war.
    Vom Friedhof bis zum Gewässer war es nicht weit. Aber es gab einen natürlichen Sichtschutz, der von den schlanken Birkenstämmen gebildet wurde. Beide merkten auch, dass der dünne Nebel hier dichter wurde. Sie mussten damit rechnen, dass er sich über dem Wasser ausgebreitet hatte.
    Valentin ging schneller als normal über den unebenen Boden hinweg. Er atmete auch heftiger und schüttelte sich manchmal, als wäre er von einem Kältestoß erwischt worden.
    Das Wasser war bereits zu sehen, wenn sie durch die Lücken zwischen den Bäumen schauten. Aber es warf keine Wellen. Es schien so starr wie ein Spiegel vor ihnen zu liegen, nur dass es eben kein Bild wiedergab von denjenigen, die am Ufer standen.
    Und das Ufer hatten sie bald erreicht. Sie glitten über gefrorenes Gras hinweg und blieben stehen, als sie den Rand des Gewässers erreicht hatten.
    Groß war der Teich nicht. Bei Tageslicht war es kein Problem, selbst Einzelheiten am anderen Ufer zu sehen, aber in der Dunkelheit mussten sie sich schon anstrengen.
    Dabei wollte Karina nicht bis zum anderen Ufer schauen. Die zugefrorene Mitte des kleinen Teichs interessierte sie viel mehr. Umgeben von dünnen Schwaden hockte dort eine unheimliche Gestalt.
    Auch Valentin hatte sie gesehen. »Das ist er«, flüsterte er, »das ist Kozak, der Herr der Toten...«
    ***
    Selbst Karina Grischin, die wirklich einiges hinter sich hatte, bekam in diesen Augenblicken eine Gänsehaut.
    Bisher war alles nur Theorie gewesen. Jetzt aber näherten sie sich der Praxis. Natürlich wusste sie nicht, ob Valentin hundertprozentig Recht hatte, deshalb fragte sie ihn.
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Valentin schüttelte den Kopf. »Er muss es einfach sein«, erklärte er mit rauer Stimme.
    Überzeugt hatte er Karina mit dieser Aussage nicht. Sie konnte ihm auch nicht das Gegenteil beweisen, aber sie wollte den Beweis bekommen, und dazu musste sie auf das Eis.
    Von ihrem Vorhaben sagte sie Valentin zunächst nichts. Zudem hörte sie wieder das leicht knirschende Geräusch von der Mitte des Teichs her. Jetzt war ihr klar, was es zu bedeuten hatte.
    Eis brach...
    War es doch nicht so fest, wie es aussah? Es konnte sein, denn zu oft boten zugefrorene Gewässer eine nur trügerische Sicherheit. Man hörte und las immer von Unfällen, die oft mit dem Tod der Menschen endeten, die sich auf das Eis gewagt hatten.
    Wer immer dort auf dem Eis hockte, er hatte sich in den letzten Sekunden nicht bewegt und auch keine Notiz von den beiden am Ufer stehenden Menschen genommen.
    Jetzt schien sich das zu ändern, denn die Gestalt verließ ihre geduckte Haltung und richtete sich auf.
    Leider tat sie das mit dem Rücken zu den beiden Beobachtern hin, doch für Valentin stand fest, dass es Kozak war.
    »Er ist es, Karina. Das weiß ich...«
    Sie gab ihm keine Antwort und ließ die Gestalt nicht aus den Augen. Ihre Lampe ließ sie vorerst ausgeschaltet, der Hexer oder Herr der Toten sollte nicht schon jetzt Bescheid wissen.
    Seine Kleidung war – wie konnte es anders sein – schwarz oder braun. Ein Kragen reichte hoch über den Nacken hinweg bis zum Kopf hin, auf dem keine Haare zu wachsen schienen, denn über den Rand des Kragens hinweg leuchtete die Kopfhaut.
    Keine Haare, eine Glatze. Möglicherweise waren sie ihm im Grab ausgefallen, denn Karina ging davon aus, dass der Herr der Toten selbst zu ihnen gehörte.
    Er breitete seine Arme aus und bewegte auch die Beine. Damit tastete er auf der Oberfläche herum und prüfte deren Dicke. Diesmal war kein Knirschen zu hören. Das Eis war dick genug, um das Gewicht der Gestalt zu halten.
    Valentin hatte die Hände
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