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Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Titel: Piper und das Rätsel der letzten Uhr
Autoren: Arena
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1. Kapitel

    Langweilig!, dachte Piper Hepworth, als sie die große Pfütze betrachtete. Wolken schwammen darin und ihr eigenes Gesicht, undeutlich und träge. Sterbenslangweilig, ja, so fühlte sich hier alles an.
    »Du musst George Earles Nichte sein.« Die Stimme gehörte einer älteren Dame, die ein Kopftuch trug und irgendwie genauso aussah wie Mottenpulver in alten Schränken riecht.
    »Hallo«, sagte Piper.
    »Du bist groß für eine Elfjährige.«
    Piper zuckte müde die Achseln. So wie es aussah, wusste wirklich jeder hier Bescheid.
    »Du siehst deinem Onkel gar nicht ähnlich.«
    »Ich sehe meinem Vater ähnlich«, antwortete Piper und lächelte höflich. Onkel George war der ältere Bruder ihrer Mutter.
    »Und?«
    Piper wusste nicht, was sie antworten sollte.
    »Gefällt es dir bei uns?«
    Bei uns, das bedeutete: in Buckbridge-in-the-Moor. Eine kleine Ortschaft mit kaum mehr als fünfzig Häusern, mitten im Dartmoor, und umgeben von flachen Hügeln, felsigen Erhebungen und vielen, vielen Hecken, die sogar die Mauern aus groben Steinen überwucherten. Eine Straße führte ins Dorf hinein, dieselbe Straße führte kurz darauf wieder heraus.
    »Es ist nett«, sagte Piper.
    »Schön«, sagte die Frau. »Ich bin Miss Naughton.«
    »Hallo, Miss Naughton.«
    »Du bist ein höfliches Mädchen«, stellte Miss Naughton fest. »Magst du Katzen?«
    Piper wusste nicht wirklich, was diese Frage sollte. »Katzen sind okay«, sagte sie. Sie erinnerte sich, als sie einmal eine Katze im Unterricht gezeichnet und eine Verwarnung kassiert hatte, weil man bei Mr Darren in der Mathematikstunde keine Katzen zeichnen soll.
    »Ich hasse Katzen.« Verschwörerisch kam Miss Naughton näher. »Sie sehen aus, als würden sie immerzu etwas aushecken.« Sie roch tatsächlich nach Mottenkugeln. »Verstehst du das?«

    Wieder wusste Piper nicht, was sie darauf antworten sollte.
    »Ich lege Giftköder im Garten aus, das lehrt sie, nicht so arrogant zu sein. Du weißt doch, was arrogant bedeutet?«
    Piper nickte geduldig.
    »Du solltest dich vor den Katzen in Acht nehmen, mein Kind.«
    Piper musste daran denken, dass Kühe ihr viel mehr Angst machten. Sie sahen so aus, als würden sie geheime Pläne aushecken, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Piper fand Kühe unheimlich. Aber das sagte sie der fremden Frau besser nicht. Miss Naughton schien jemand zu sein, der Kühe mochte, und Piper wollte nicht, dass das Gespräch kompliziert wurde.
    »Wohin gehst du?«, wollte Miss Naughton wissen.
    »In die Bücherei.«
    »Dann bestell Mr Aysgarth doch einen schönen Gruß. Er soll sich vor den Katzen in Acht nehmen.«
    »Mach ich«, versprach Piper.
    Miss Naughton tätschelte ihr den Kopf und dann ging sie weiter die Straße entlang.
    Piper schaute ihr nach und seufzte.
    Seit gestern Nachmittag war sie nun schon hier im Dartmoor. Zu Besuch bei Onkel George, mit einem Haufen Schulaufgaben im Gepäck. Kelly und Nora, ihre beiden besten Freundinnen, waren in St. Ives. Alles, was Spaß machte, war in St. Ives. Sie wäre sogar lieber in die Schule gegangen, als hier zu sein. Alles war interessanter als Buckbridge-in-the-Moor. Selbst die Mathestunde bei Mr Darren. Das Kopfsteinpflaster der Straße war noch nass vom Regen der letzten Nacht. Es regnete viel in dieser Gegend. Dicke Wolken zogen schnell über den grauen Himmel, der weiter hinten in das dumpfe Grün der Hügel überging. Die Luft roch nach frischem Gras und Erde und nach dem klaren Wasser der Bäche und Flüsse, die überall die Wiesen durchzogen. Die Fäulnis der fernen Moore war hier kaum mehr als eine flüchtige Erinnerung.
    Piper betrachtete erneut die Pfütze. Dann stampfte sie mit ihren Gummistiefeln, die ihr ein wenig zu groß waren, hinein, lauschte dem leisen Plitschplatsch und beobachtete die unruhigen Wellen.
    Schließlich folgte sie der Straße den Hügel hinab.
    Die Häuser waren recht klein und mit Reetdächern versehen, manche sogar noch mit Stroh. Breite Flecken von Moos machten sie teilweise etwas dunkel. Blumenkübel standen auf den Fensterbänken. Rosenhecken und andere Heckenpflanzen wuchsen überall dort, wo es Halt zum Ranken gab.
    Eine Gruppe von Frauen, die alle wie gute Freundinnen von Miss Naughton aussahen und vollgestopfte Einkaufstaschen aus Stoff trugen, standen vor einem Gemischtwarenladen und unterhielten sich schnatternd. Als sie Piper sahen, winkten sie ihr zu.
    Meine Güte, wusste denn wirklich jeder hier, wer sie war?
    Sie winkte zurück und schlenderte
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