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Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Titel: Piper und das Rätsel der letzten Uhr
Autoren: Arena
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unter der dunkles Haar hervorquoll, wachsame Augen, haselnussbraun, eine alte Jeans, dazu die geblümten Stiefel, die zu groß waren, dafür aber wasserdicht – das bin ich, dachte Piper.
    Dann fasste sie sich ein Herz und betrat die Bücherei.
    Beim Klingelingeling der Türglocke schaute Mr Aysgarth auf. Er war von unbestimmtem Alter und hatte einen langen Bart, der wie störrische Schafswolle aussah. Kleine Äuglein lugten über die Ränder einer Nickelbrille hinweg. Er sah so staubig aus, wie Piper sich den Bibliothekar vorgestellt hatte. Abwartend saß er hinter einem alten Sekretär, neben dem eine grün-gelbe Topfpflanze mit großen breiten Blättern verwelkte. Auf dem Sekretär stand ein Schild, auf dem mit schnörkeligen Buchstaben sein Name zu lesen war.
    »Ah, das kleine Fräulein Hepworth«, begrüßte er sie. Seine Stimme raschelte so leise, als würde er die Wörter einzeln umblättern.
    »Piper«, sagte Piper.
    »Ein musikalischer Name«, stellte er fest. Unter dem Bart war ein verschmitztes Lächeln zu erkennen.
    Die Bücherei war nicht sehr groß. Die Regale quetschten sich in den kleinen Raum, schmiegten sich an den Wänden in die Höhe bis hinauf zur Decke. Es roch nach Räucherstäbchen (wie zu Hause in St. Ives, wenn ihre Mutter Yoga machte).
    »Hüten Sie sich vor den Katzen«, sagte Piper, bevor sie es vergaß.
    Mr Aysgarth kraulte sich den Bart. »Du hast also Miss Naughton getroffen.«
    »Ich soll Ihnen das ausrichten.« Versprochen war versprochen.
    »Sie hasst Katzen«, erklärte Mr Aysgarth belustigt.
    »Ich weiß.«
    »Aber weißt du auch, warum?«
    Piper schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß es auch nicht«, sagte Mr Aysgarth. »Aber alle hier wissen, dass es so ist, weil sie es jedem erzählt.«
    Piper war froh, dass sie niemandem von den Kühen erzählt hatte. So etwas würde sich hier verdammt schnell herumsprechen, dessen war sie sich sicher, und sie wollte nicht, dass alle sie nur noch die Kühe-Hasserin nannten.
    »Du bist hier, weil du ein Buch suchst«, stellte Mr Aysgarth fest. Keine sehr geistreiche, dafür aber eine treffende Bemerkung.
    »Dir ist langweilig.«
    Piper zuckte die Achseln. »Ich lese gerne.« Warum sollte sie wohl sonst hier sein?
    »Das ist gut«, sagte Mr Aysgarth. »Die Welt ist voller Geschichten und die meisten davon sind bis zum Rand vollgestopft mit Abenteuern. Abenteuer in Geschichten sind harmloser als wirkliche Abenteuer, aber das weißt du sicherlich. Kinder wissen so etwas.« Er hustete, was ebenfalls wie das Rascheln beim Umblättern klang, nur lauter. »Außerdem weiß man ja nie, wann einem so ein Abenteuer widerfährt. Und wenn man viel über Abenteuer liest, dann ist man gewappnet.«
    Das leuchtete Piper ein. Sie dachte an Bücher wie Tom Sawyers Abenteuer, Die Schatzinsel und Alice im Wunderland, die bei ihren Eltern zu Hause im Bücherregal standen. »Haben Sie denn ein Abenteuerbuch?«
    »Alle Bücher, die ich habe, sind Abenteuerbücher.«
    Piper bezweifelte insgeheim, dass Die Geschichte des Torfs und Angeln – Sport der Ruhe abenteuerlich waren, sagte aber nichts. Stattdessen fragte sie sich, ob er wohl auch ein Buch über böse Kühe hatte.
    »Such dir eins aus. Man findet nur dann das richtige Buch, wenn man es sich selbst aussucht«, forderte Mr Aysgarth sie auf.
    Piper ging zu dem erstbesten Regal und schaute sich die Bücher an. Die Buchrücken waren brüchig und ihre Farbe verblasst. Piper berührte sie leicht mit dem Finger, das tat sie immer, wenn sie Bücher aussuchte.
    Mr Aysgarth schwieg. Das leise Rascheln, das sich jetzt anders anhörte als seine Stimme, verriet Piper, dass er womöglich gerade Zeitung las. Sie lugte zu ihm hinüber. Bingo! Er las in einem Heft über Schafe.
    Sie schüttelte unmerklich den Kopf. Schafe!
    Dann fand sie ein Buch.
    Sie zog es aus dem Regal und pustete den Staub vom Buchdeckel. Das Buch sah schön aus, irgendwie spannend. Es hieß Die 13 Uhren – ein seltsamer Titel, fand Piper. Das Buch war dünn und sah so aus, als könne man es in einem Rutsch lesen. Piper schlug es auf und las die ersten Sätze. Es ging um einen Duke, der in einem Schloss auf einem einsamen Hügel lebte, umgeben von dreizehn Uhren, die alle nicht gingen. Alles an dem Duke war kalt, sein Lächeln und auch sein Herz.
    »Du hast eins gefunden?«, fragte Mr Aysgarth. Er war neugieriger, als Piper lieb war.
    »Ja, sieht ganz so aus«, sagte sie. Es schien ein gruseliges Buch zu sein und Piper mochte es, sich beim Lesen zu gruseln.
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