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Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Titel: Piper und das Rätsel der letzten Uhr
Autoren: Arena
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Teppiche mit Mustern bedeckten den Holzboden, der unter jedem Schritt knirschte. Das Bett war viel zu groß und außerdem war es eins von der Sorte, in denen man nicht gut schläft.
    Hinten im Zimmer hatte Piper einen alten Schrankkoffer entdeckt. Er war riesig und aus Holz. Überall waren Flecken zu erkennen und verblichene Aufkleber verrieten, wo der Schrankkoffer schon überall gewesen war.
    Gestern Abend und heute Morgen hatte sie ihn nicht weiter beachtet, aber jetzt kam ihr eine Idee, die perfekt war für einen Tag wie heute.
    Piper zog den Schrankkoffer aus der Ecke bis hinüber zum Fenster. Dort atmete sie erst einmal durch. Das Ding war schwer. Sie hatte Glück, denn der Koffer war nicht abgeschlossen. Nachdem sie ihn geöffnet hatte, räumte sie alles, was sich darin befand, raus. Lauter Krimskrams: Tischdecken, Kleider, ein zerfleddertes Buch und ein paar zerlumpte Stofftiere. Sie fand zwei Würfel, eine Blockflöte, einen stumpfen Bleistift und eine zerbrochene Schallplatte, dazu einen uralten gelben Gameboy mit kaputtem Bildschirm, ohne Spiel und Batterien.
    Piper räumte alles nach draußen, stopfte den ganzen Kram unters Bett und legte den Boden des Schrankkoffers mit zwei dicken Wolldecken aus, die sie unter dem Bett gefunden hatte. Dann krönte sie das Ganze noch mit zwei Kissen und ihrem restlichen Bettzeug.
    Die hässliche Stehlampe, die eigentlich neben dem Bett stand, zog sie zum Schrankkoffer hinüber, sodass die Glühbirne genau in den Schrankkoffer leuchtete.
    Sie stellte die beiden Bücher, die sie sich ausgeliehen hatte, nebeneinander ans Fußende des Schrankkoffers, dazu noch das zerfledderte Buch. Jamaica Inn stand auf dem Cover und Piper erinnerte sich, dass sie mal einen Film gesehen hatte, der so hieß. In dem Film ging es um Strandpiraten. Sie hatte ihn nicht schlecht gefunden, obwohl er in Schwarz-Weiß und schon sehr alt gewesen war.
    Dann betrachtete sie die Stofftiere. Das Eichhörnchen schaute sie vom Fußboden aus mit traurigen Knopfaugen an. Sie entschied, dass die Tiere auch wieder zurück in den Koffer durften. Zu den Büchern ans Fußende.
    Jetzt fehlte nur noch eine Sache.
    Piper ging zu ihrem Rucksack und kehrte mit ihrem Handy zurück. Obwohl sie wusste, dass sie nichts damit anfangen konnte, fühlte sie sich wohler, wenn es in ihrer Nähe war.
    Dann betrachtete sie ihr Werk und lächelte zufrieden.
    Draußen hatte es zu nieseln begonnen. Die leisen Tropfen wanderten wie auf Samtpfoten am Fenster hinab. Eigentlich ganz gemütlich, fand Piper.
    Sie kletterte in den Koffer hinein, winkelte die Beine an, kuschelte sich in die Kissen und Decken und betrachtete die Bücher. Mit welchem sollte sie anfangen?
    Piper gähnte.
    Seitdem sie hier war, kam es ihr so vor, als würde sie schneller müde werden.
    Egal!
    Sie nahm die Ausgabe von Jamaica Inn und schaute es sich genauer an. Die meisten Seiten fehlten und auf den wenigen fleckigen und vergilbten Seiten hatte jemand mit Bleistift und Tinte gezeichnet. Aus den winzigen Buchstaben wuchsen jetzt Bäume und strubbelige Sträucher, die Absätze wurden zu Felsvorsprüngen und kleine Bäche trennten die Sätze voneinander. Vorne, auf die Seiten, die weiß und unbeschrieben waren, hatte jemand etwas gezeichnet, das wie eine Landkarte aussah und das Wort Septemberland danebengeschrieben. Teilweise war die Zeichnung sogar farbig ausgemalt.
    Es sah schön aus.
    Langsam blätterte Piper sich durch das Buch. Die Tinte, mit der die Zeichnungen angefertigt worden waren, hatte überall Flecken hinterlassen. Sie war förmlich in das Buch gesickert.
    Piper bemerkte, dass der Bleistift noch im Schrankkoffer lag. Sie hob ihn auf und kritzelte einen schiefen Baum in die Landkarte.

    Oh Mann, dachte sie, so laut sie nur konnte. Sie legte den Bleistift beiseite und klappte das Buch zu.
    Ihre Gedanken drifteten immer wieder ab nach St. Ives und zu ihrem Leben dort. Sie fragte sich, was ihre Freundinnen gerade machten. Die Jazzdance-Stunde war jetzt vorbei.
    Schließlich schloss sie die Augen und lehnte den Kopf gegen die Wand des Schrankkoffers.
    Ihr Atem ging langsam und ruhig und sie bildete sich ein, ihr Herz schlagen zu hören, ganz leise, irgendwo in der weiten Wärme aus dicken Kissen und behaglichen Decken.
    Sie seufzte und wünschte sich einen Wunsch, der alles besser machte, was ihr das Herz bedrückte.
    Piper wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war und ob sie geschlafen hatte. Sie glaubte, auf einmal Vogelgezwitscher zu hören, ganz nah,
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