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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7
Autoren: H. J. Alpers
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Inhalt
     
    Evelyn Lief
    Jedes vierte Haus
    EVERY FOURTH HOUSE
     
    Ian Watson
    Eine Zeitspanne, die Wunder wirkt
    A TIME-SPAN TO CONJURE WITH
     
    Gerd Maximovič
    Broadnars Geschöpf
     
    Gero Reimann
    Chick’s Polis
     
    Arthur Jean Cox
    Eine Passage in Kursivbuchstaben
    A PASSAGE IN ITALICS
     
    Gardner Dozois
    Begegnung mit Lilith
    A KINGDOM BY THE SEA
     
    Gerd Maximovič
    Das Spinnenloch
     
    Reinmar Cunis
    Ogun für einen Weißen
     
    Michael Bishop
    Kleine Geschichte des Fahrrads (401 v. Chr. – 2677 A. D.)
    A SHORT HISTORY OF THE BICYCLE: 401 B.C. to 2677 A.D.
     
    George R. R. Martin
    Aussichtslose Varianten
    UNSOUND VARIATIONS
     
    Nachwort

     
Evelyn Lief Jedes vierte Haus EVERY FOURTH HOUSE
     
    LEVITTOWN: Eine kleine Vorort-Ranch, zum Teil aus Backstein, zum Teil aus weißgestrichenen Schindeln. Die Fensterläden sind rot. Alle andern Häuser des Blocks sind aus Backstein und Schindeln. Nur die Fensterläden unterscheiden sich. Die einen sind blau, andere gelb oder auch grün. Jedes vierte Haus hat rote Fensterläden.
    Es ist Abend.
    Harold ist fort. Das Baby weint. Es weint immer nur.
    Barbara spülte das Geschirr vom Abendessen. Das Spülwasser war nur lauwarm.
    Es ist so heiß hier drinnen. Heiß, feucht und stickig.
    Sie brachte das Spülen und Abwaschen zu Ende, dann tupfte sie sich die Stirn mit dem Geschirrtuch. Sie ließ die Teller aufgestapelt stehen, daß sie von selbst trockneten. Als sie von der Spüle wegtrat, betrachtete sie ihre Hände. Sie sind so weich für Harold. Dieses Spülmittel ist wirklich Masse.
    Im Wohnzimmer schaltete Barbara den Fernseher ein und ließ sich auf die ungemachte Bettcouch fallen. Im Schlafzimmer weinte das Baby.
    Bald wird er müde werden und einschlafen. Wenn er in fünf Minuten nicht aufgehört hat, werde ich nach seiner Windel sehen. Die Werbesendung hat gerade die richtige Länge.
    NUN, LIEBE ZUSCHAUER, EINEN BLICK AUF UNSEREN PHANTASTISCHEN FERNSEH-VITALTRIP. Dieses einfache Gerät …
    Barbara sah sich die Werbung an und erinnerte sich, wie Harold das Wirklichkeits-Zusatzgerät geholt hatte. Es war etwa einen Monat nach ihrer Hochzeit gewesen, vor fast anderthalb Jahren. Nachdem alle Hochzeitsgeschenke eingetroffen waren, hatten sie festgestellt, daß noch ein bißchen Geld für ein paar Extras übrigblieb. Barbara hatte Harold erklärt, daß sie das Zusatzgerät brauchte. Es kostet nur neunzehn Dollar, und sieh doch mal, was man alles damit machen kann. Mit dem Wirklichkeitsgerät könntest du alles denken, hören, schmecken, riechen und fühlen, was der Schauspieler empfindet. Du könntest tatsächlich zu einer ganz anderen Person werden. Was sollte sie denn den ganzen Tag anfangen, während sie darauf wartete, daß das Kind in ihrem Innern wuchs und Harold von der Arbeit kam?
    Im anderen Zimmer hatte das Baby zu weinen aufgehört.
    Gut. Jetzt schläft er. Nach dem Unfall hatte ich Angst, er könnte innere Verletzungen davongetragen haben. Die Arzte hätten ja etwas übersehen können, so daß das Baby verblutet wäre. Aber wenn er ruhig ist, dann muß es ihm auch gutgehen. Ich werde schon auf ihn aufpassen.
    Der Film handelte von einem enttäuschten, aber verliebten jungen Mann. Er hatte einen alten Zauberer umgebracht, der sein Mädchen vergewaltigt hatte. Nun stand ihm der Prozeß bevor. Doch jedermann wußte, daß er freigesprochen würde. Und vor dem Gerichtsgebäude wartete sein Mädchen auf ihn.
    Barbara weinte. Eigentlich nicht wegen des Films, sondern wegen Harold. Er war erst vor einer Woche gestorben.
     
    „Harold, überhol nicht! Da vorne kommt eine Kurve. Bitte, Harold!“
    „Hör auf, an mir herumzunörgeln. Du wirst schon wie deine Mutter. Du weißt, daß ich noch nie einen Unfall gebaut habe. Nicht den kleinsten Krat…“
    Barbara hatte gerade noch Zeit, das Baby an sich zu drücken. Das Baby festzuhalten und wortlos, doch lauter als der Unfallärm zu schreien.
    Sie erwachte zerschunden und zerschrammt und hörte das Baby weinen. Harold war tot. Das Baby war blutverschmiert. Das Baby. Barbara legte das Baby auf das rote Pflaster, beugte sich über ihren toten Mann und das Kind, traute sich nicht, sie anzufassen, wollte trösten und getröstet werden. Wollte, daß man ihr sagte, daß alles gar nicht wahr war.
    Sie hatte den Eindruck, als hätte das Baby die ganze Woche geweint. Erst jetzt hatte es endlich aufgehört.
    Das Baby. Es ist alles, was mir von Hamid geblieben ist. Oh, warum hat er nicht auf mich gehört, nur dieses eine
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