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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7
Autoren: H. J. Alpers
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mit sauberem Wasser, in dem widersinnigerweise ein schwarzer Kiesel direkt unterhalb der Wasseroberfläche schwebte.
    Der Kiesel löste sich auf. Er begann sich in Spiralen und Wolken im Wasser zu verteilen … nein, es war kein Kiesel gewesen, sondern eine dicke Tintenblase – ein Tintenklecks, der sich nun mit dem Wasser zu mischen begann, aber mit Sicherheit erst in dem Augenblick aufzulösen begonnen hatte, als wir eintraten! Es hatte sich niemand vor uns in dem Zimmer befunden. Keine anderen Türen führten aus ihm heraus; Fenster und Lichtschacht waren fest verriegelt.
    Marinetti starrte fassungslos das Wasserglas an. Greenberg hob es auf, schüttelte es hin und her, um die unausweichliche Vermischung von Wasser und Tinte zu betonen und stellte es dann wieder wichtigtuerisch ab.
    „Habt ihr das gesehen?“ fragte er gehässig.
    Ein Tintenklecks hatte sich zum gleichen Gebilde wie zuvor „entmischt“ – zufällig, unwillkürlich, genau bei unserem Eintreten? Und begann sich dann wieder zu vermischen? Die Milliarden Tinten- und Wassermoleküle sollten von all den möglichen Konstellationen gerade wieder den ursprünglichen unvermischten Zustand einnehmen? Es bedurfte einiger tausend Milliarden Jahre, damit etwas Derartiges zufällig geschah, falls es während der Lebenszeit des Universums überhaupt auftreten konnte. Und daß wir gerade hinzukamen – und Greenberg so tat, als hätte er damit gerechnet? Ließ sich denn hier nicht das zweite Gesetz der Thermodynamik anwenden? Sollte es für verschiedene Welten unterschiedliche Naturgesetze geben?
    „Oh nein!“ protestierte ich schnell. „Das hat jemand vorbereitet, kurz bevor wir hier hereinkamen! Oder es wurde durch irgend etwas ausgelöst“, fügte ich hinzu und dachte an das flackernde Licht auf dem Dach.
    „An diese Erklärung dachten wir auch“, bemerkte Greenberg.
    „Eines von diesen Elfenwesen! Hypnose. Oder Psychokinese. Irgendeine geistige Kraft, von der ihr nichts wißt …“
    „Sie helfen uns bei der Ernte. Sie haben einen nützlichen Einfluß. Wir haben sie gern – sie könnten genausogut unsere eigenen Kinder sein …“ Er lächelte gütig.
    „Aber sie sabotieren die Kolonie. Es gibt keine andere Erklärung.“
    „Und doch sind wir in Wirklichkeit ihre Kinder …“ Dann – als behebe der Anblick des tintigen Wassers eine Art Störung in Greenbergs Gehirn (Finsternis zur Finsternis, wie es hieß) – erhellte sich das Denken des Mannes, und er begann endlich zusammenhängend und fast auf unserer Wellenlänge zu reden – ein geistiger Krüppel, der wieder einmal durch die Gitterstäbe seiner Verwirrung in die wirkliche Welt blickte und sich heftig bemühte, seine Verwirrung mitzuteilen. „Es ist ihr Zeitgefühl … Für uns ist es eigentümlich. Für diese Welt real. Die angemessene Umwelt. Die richtig wahrgenommene Umwelt. Die erfolgreiche, die sich weiterentwickeln kann. Die Sonne zieht Licht an, der Kiesel zieht Wellen an: So sehen wir es, ich behaupte nicht, daß es sich so verhält. Doch wir lernen noch. Es ist anstrengend und ermüdend, so mit euch zu reden, euch das erklären zu müssen. Wir haben uns hier gut eingelebt, während wir alles beobachten. Wir sind das Leben hier gewohnt. Es war nicht unangenehm, sobald wir erst mit ihnen zusammenlebten. Zuvor jedoch war es so verwirrend und qualvoll – bis wir hierherkamen und uns anpaßten. Zwei oder drei Jahre dem Leben am Meer da draußen ausgesetzt. Dann zwei, drei weitere Jahre für die Umsiedlung, bis wir die richtige Stelle gefunden hatten – die Stelle der Macht. Aber wir begreifen nun …“
    „Ihr paßt euch nicht an , Mann! Ihr sterbt aus!“
    Ich schnappte wütend das Wasserglas, stürzte ins Freie und schüttete den Inhalt heftig in den Teich. Ich hörte Greenbergs Lachen hinter mir an der Tür. Er trat heraus, nahm mir den leeren Becher aus der Hand, bückte sich und füllte ihn erneut mit trübem Wasser, das er hineintrug und auf den Tisch stellte. Ein Ritus. Ein Ritus von Trübheit und Wasser. Die unmögliche Trennung, die Umkehrung des Zeitenverlaufs. Automatisch sah ich zum Dach hinauf. Dort gab es nun keinerlei Anzeichen für die Präsenz eines Elfenwesens. Ich war wütend auf mich, daß ich nachgeschaut hatte, und auch wütend, daß derart unwirkliche, flüchtige Geschöpfe offensichtlich so großen Schaden angerichtet hatten. Es waren keine Elfen, es waren Teufel. Aber wie hatten sie es angestellt? Gott sei Dank, daß Cambria Hekla, Livingstone und Zoe so
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