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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7
Autoren: H. J. Alpers
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könnten, genausowenig wie ein Mensch, der am Rande eines riesigen Feldes zeltet, die dortigen Falter und Schmetterlinge beeinträchtigt. Sofern er sie nicht mit Insektenmitteln besprüht, natürlich – und das war gewiß nicht unsere Absicht! So würde es als weiteren Vorteil keine kläglichen, gebrochenen Eingeborenen geben, die um ein paar Brosamen Technologie vom Tische des Reichen bettelten, keine zerstörte einheimische Kultur, wenn ihre Götter kamen und ihre Träume zunichte machten. Ein Nachteil war natürlich, daß sie schlichtweg uninteressant waren. Wir hatten es den Siedlern überlassen, gegebenenfalls mehr herauszufinden. Es war nicht dringlich gewesen – zu jenem Zeitpunkt. Wir erwarteten Großartigeres: irgendwelche verblüffenderen, anspruchsvolleren Wesen irgendwo.
    „Ob eine Krankheit unsere Leute dahingerafft hat, und die Eingeborenen haben die Hinterlassenschaft übernommen?“
    „Sie könnten die Teile nicht einmal heben, geschweige denn zusammensetzen“, erklärte ich.
    „Aber warum dann hier, inmitten des Nichts? Statt, ja, Häfen und Docks, Siedlungen, die sich von der Küste aus ins Landesinnere vortasten …! Sie wollten das Innere unberührt lassen. Für alle Fälle, wegen der Eingeborenen. Und jetzt haben sie sich genau dorthin ausgebreitet! Das heißt, sie haben sich nicht ausgebreitet, sie haben sich dorthin zurückgezogen.“
    „Vielleicht irgend etwas Unerwartetes im Meer? Aus dem Meer?“
    „Ach, kommen Sie! Was immer es sein mag, es dürfte kaum notwendig sein, tausend Kilometer Land zwischen sich und dieses Etwas zu bringen!“
    „Vielleicht ist die See selbst lebendig, auf irgendeine eigenwillige Art, bei der Algen ihre Nervenzellen darstellen? Vielleicht begriff sie erst nach einer Weile, was vorging, und strahlte Feindseligkeit gegen die menschlichen Eindringliche aus?“ spintisierte ich geradezu hoffnungsfroh drauflos.
    Marinetti lachte.
    „Ich möchte wie Sie auch gerne mal auf etwas völlig Exotisches stoßen! Ich bin genauso begierig darauf, mein Lieber. Aber es handelte sich um einen ganz normalen Ozean – nur etwas salziger und weit fischreicher als alle Meere, die wir seither zu Gesicht bekommen haben.“ Ein etwas bitterer Unterton schwang nun mit.
    Stimmt, leider. In all den Flugjahren hatten sich die Sterne als ziemlich gewöhnlich herausgestellt. Bislang waren wir selbst immer noch die erstaunlichste Erscheinung. Von den fünf „lebendigen“, kolonisierbaren Welten hatte nur diese hier, die erste, überhaupt eine komplexere Lebensform hervorgebracht: die elfenhaften Ureinwohner. Die anderen lebendigen Welten befanden sich auf einer frühen paläozoischen Stufe: Dies reichte von freundlicher Weite bis zum wilden, zerklüfteten, vulkanischen Extrem. Auf eine Art war das erfreulich, bedeutete es doch, daß wir all die Welten für uns hatten mit ihren Atmosphären und Gewässern, wenn auch etwas wenig Humus und Vegetation. (Aber damit konnte man zurechtkommen). Jede einzelne konnte entwickelt werden – einzigartig und wunderbar.
    Andererseits wurde das mit den Jahren immer deprimierender, die Kolonisten schliefen weiter vor sich hin, und wir blieben wach und forschten und forschten. Wir fanden nichts außer dem, um dessen Entdeckung willen man uns losgeschickt hatte: neue Welten zur Besiedlung durch den Menschen. Nichts Erstaunliches, nichts Besonderes. Und da waren wir nun auf dem Rückweg zur Erde über die erste Welt, die wir besiedelt hatten, mit der absolut eintönigsten, ödesten Landschaft von allen – obwohl sie doch ihre Vögel, kleinen Tiere und „Elfen“ besaß –, wollten sehen, was die Menschheit in vierzig Jahren hervorgebracht hatte und vielleicht, nur vielleicht erfahren, daß man etwas Interessantes – eine Kleinigkeit würde ja schon genügen – über jene Ureinwohner herausgefunden hatte, die wir (wenn auch nicht spöttisch oder aggressiv) als Falter und Schmetterlinge abgetan hatten, während es uns zu Größerem drängte. Die Menschheit würde sich dank unserer Mühen ausbreiten – doch wir waren enttäuschte Männer und Frauen.
    Und welcher Lohn war es nun für unsere Besiedlungsmühen und die riesigen Aufwendungen der Erde, wenn vierzig Jahre nicht mehr hervorgebracht hatten als eine jämmerliche Siedlung in der Mitte eines unentwickelten Nichts?
    „Ob die Eintönigkeit der Landschaft vielleicht … zu wenig anregt?“
    „Oder das Fehlen von Gezeiten …?“ Marinetti und mir kam gleichzeitig der gleiche Gedanke. Verschiedene
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