Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Titel: Piper und das Rätsel der letzten Uhr
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
weiter die Straße hinab.

    In kleinen Dörfern wie diesen, das wusste sie jetzt, wurde wirklich alles zu einer sensationellen Neuigkeit. Und die Tatsache, dass George Earle, ledig und kinderlos und in seiner Freizeit ein Bienenzüchter, sich für ein paar Tage um die Tochter seiner Schwester kümmern musste, hätte es wohl bis zur Schlagzeile in der lokalen Zeitung gebracht, wenn es denn eine lokale Zeitung gegeben hätte.
    »In Orten, die so abgelegen und so klein sind wie Buckbridge«, hatte Pipers Vater bemerkt, »verbreiten sich Neuigkeiten schneller, als die Druckerschwärze zu Buchstaben wird.«
    Piper verstand jetzt, was er damit gemeint hatte.
    Gezwitscher, das war es. Die Leute hier zwitscherten wie die Vögel und dazu brauchten sie nicht einmal Internetzugang. Buckbridge-in-the-Moor war wie Twitter, nur noch schneller.
    Piper hielt inne und dachte einen Gedanken, der ihr nicht gefiel. Ihr Vater und ihre Mutter waren jetzt auf den Hebriden-Inseln in Schottland, schauten sich die Gegend an und hatten Spaß. Pipers Vater schrieb besondere Reiseführer für Touristen, die andere Touristen hassten und ihnen aus dem Weg gehen wollten. Er zeigte ihnen, wie das ging. Und Pipers Mutter war selbstständige Steuerberaterin, was für Pipers Geschmack viel zu viel mit Zahlen zu tun hatte.
    Piper seufzte.
    »Wir möchten etwas Besonderes machen«, hatte ihr Vater ihr gestanden.
    »Weil wir zehn Jahre verheiratet sind.«
    »Ihr möchtet ohne mich feiern?« Piper hatte sofort gemerkt, dass etwas faul an der Sache war.
    »Wir möchten zu zweit verreisen.«
    »Erwachsene tun das manchmal«, hatte Pipers Mutter zu erklären versucht.
    Piper war nicht erfreut gewesen, nein, ganz und gar nicht. Sie verreiste so gerne mit ihren Eltern.
    »Hin und wieder«, hatte ihr Vater ihr geduldig zu erklären versucht, »müssen Eltern auch mal etwas allein unternehmen.« Dann hatten sich beide angeschaut, als wollten sie etwas aushecken.
    Piper hatte gelächelt und eingelenkt: »Ist gut.«
    Sie seufzte noch mal. Diesmal lauter.
    Am Dorfbrunnen angekommen kreuzte eine Katze ihren Weg. Sie hatte glänzendes schwarzes Fell und weiße Flecken am Hals.
    »Hüte dich vor Miss Naughton«, sagte Piper.
    Die Katze blieb kurz stehen, starrte sie nur an und ging dann ihres Weges.
    »Na ja, ich habe dich gewarnt.«
    Mit langsamen Schritten latschte Piper weiter. Sich zu beeilen, machte keinen Sinn. Zeit hatte sie mehr als genug.
    Schon die Fahrt hierher war sterbenslangweilig gewesen. Ihre Mutter hatte sie gestern mit dem Auto hergebracht. Die Gegend war immer verlassener geworden, es gab viele Kreuzungen und mindestens genauso viele Hügel. Überall sah es gleich aus. Hecken, Bäume, ein Bach, eine Brücke, Hecken, Bäume, ein anderer Bach. Irgendwann war sie eingeschlafen, und als sie aufwachte, waren sie auch schon in Buckbridge-in-the-Moor angekommen. Ihre Mutter war hektisch gewesen und hatte in Eile ihren Bruder George begrüßt, Pipers Reisetasche in den Eingang gestellt, ihre Tochter geküsst und versprochen, ganz schnell wieder herzukommen.
    Dann war sie gefahren und Piper hatte fluchend festgestellt, dass sie ihren MP3-Player im Auto liegen gelassen hatte.
    Jetzt war sie also hier. Ohne MP3-Player. Und mit einem Onkel, der nicht viel redete.
    Immerhin hatte sie ihr Handy dabei.
    »Damit bleiben wir in Kontakt«, hatte ihre Mutter gesagt.
    Und ihr Vater hatte angemerkt: »Du kannst deine Freundinnen anrufen und SMS schreiben.«
    Blöd nur, dass man Buckbridge-in-the-Moor im vermutlich größten Funkloch der Welt errichtet hatte. Während der ersten Stunden nach ihrer Ankunft hatte das pinkfarbene Handy vergeblich versucht, ein Netz zu finden, und Piper hatte es schließlich aus Mitleid ausgeschaltet.
    »Oh Mann«, stöhnte sie leise, kaum hörbar. Sie kickte einen Stein vor sich her und sah ihm nach, als er in einer Pfütze versank.
    Sie latschte weiter und gähnte dabei mehrmals.
    Vor der kleinen Bücherei blieb Piper schließlich stehen.
    Sie betrachtete die Bücher im Schaufenster: Für die Kinder gab es dort John Masefield, Roald Dahl, Enid Blyton und Diana Wynne-Jones, für die Erwachsenen Charlotte Brontë, Rosamunde Pilcher und Agatha Christie. Alte Schmöker. Gähn! Dazu Bücher wie Wandern im Dartmoor, Die Geschichte des Torfs und Angeln – Sport der Ruhe. Noch mehr: Gähn!
    Zwischen den Büchern schimmerte ihr Spiegelbild.
    Das schlaksige Mädchen im Spiegel lächelte nicht. Die karierte Regenjacke, eine orangefarbene Wollmütze,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher