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Der Kannibalenclan

Der Kannibalenclan

Titel: Der Kannibalenclan
Autoren: Jaques Buval
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JAQUES BUVAL

    DER
KANNIBALENCLAN
Der Autor

    Jaques Buval, 1942 in München geboren, arbeitete lange Jahre als Autor für das Fernsehen. 1996 erhielt er den Autoren-Fernsehpreis. Seit zehn Jahren schreibt er über die Serienmörder unserer Zeit. Sein Buch »Der Rucksackmörder« erschien 2000 im Weltbild Verlag.

    Weltbild Buchverlag -Originalausgaben-
    © 2001 Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt 67, 86167 Augsburg
    4. Auflage 2002
    Alle Rechte vorbehalten

    Projektleitung: Dr. Ulrike Strerath-Bolz Redaktion: Dr. Thomas Rosky
    Umschlaggestaltung: Peter Gross, München Innenlayout/Satz: UM + Massopust, Aalen Druck und Bindung: GGP Media, Pößneck

    Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany

    ISBN 3-89604-523-7

    Scan & Korrektur – Keulebernd

Vorwort
    Sehr geehrter Leser, sehr geehrte Leserin, eigentlich sollten Sie hier bereits aufhören zu lesen, denn es erwartet Sie ein Blick in die Hölle. Es erwartet sie ein Grauen, das real ist und Sie nicht mehr schlafen lassen wird. Sie werden glauben, die fiktiven Figuren eines Stephen King oder Clive Barker seien Wirklichkeit geworden. Dabei ist die Wirklichkeit viel grauenvoller als jeder Roman: Wir sehen, was aus einem wehrlosen Menschenkind werden kann – der größte Feind des Menschen ist eben der Mensch.

    Welche Ungerechtigkeit verbirgt sich hinter der Tatsache, dass einem Kind seine Gefühle für Liebe und Geborgenheit so früh genommen werden und es deshalb sein Leben lang in einer Welt der Angst, der Gewalt, der Bedrohung leben muss? Im Kopf und damit in der individuellen Wirklichkeit des hier von Jaques Buval beschriebenen Serienmörders Sascha Spesiwtsew entwickelte sich daraus eine Welt, in der er selbst sein einziger Bezugspunkt wurde, in der Gewalt als Mittel der Strafe und der Überlegenheit regiert und in der Menschen wie Hunde erzogen werden müssen, mit den gleichen Mitteln.

    Jede Äußerung des Schmerzes seiner Opfer, jede Träne empfand dieser Mann als Angriff gegen sich selbst und reagierte dementsprechend mit »Strafe«. Dieses Verhalten ist leider häufig bei Menschen anzutreffen, die als Kinder selbst misshandelt wurden. Ihnen fehlt die Fähigkeit zur Empathie, also die Fähigkeit, Mitgefühl zu entwickeln und zu erkennen, dass andere Menschen andere, eigene Gefühle besitzen. Häufig finden sich in den Aussagen von Sascha Spesiwtsew solche falschen Einschätzungen, z.B. wenn er glaubt, seine Opfer hätten die Vergewaltigungen auf irgendeine Weise genossen.
    Damit geht eine Entmenschlichung der Opfer einher, mit dem Resultat, dass die Opfer lediglich noch den Status eines Hundes oder eines Spielzeuges erhalten.

    Diese absolute Gefühlskälte ist eine fast zwingende Folge extrem schlechter Sozialisation. Sascha Spesiwtsew wurde von seinem Vater bereits als Kleinkind häufig geschlagen, und er musste zusehen, wie seine kleine Schwester vom Vater vergewaltigt wurde. All dies geschah, ohne dass die Mutter, die ja die ursprünglichste und tiefste Schutzfunktion in der Entwicklung eines Kindes besitzt, eingriff, aus Angst, selbst geschlagen zu werden. So lernte der kleine Sascha, dass Schläge und Gewalt ein legitimes Mittel der Stärke und der Überlegenheit darstellen, ja sogar des Selbstschutzes, denn der Stärkere braucht keine Bedrohung mehr zu fürchten.

    Sascha Spesiwtsew ist der alleinige Maßstab seiner Welt, sein Wille ist Gesetz, und seine Wünsche diktieren sein Leben.
    Dieser Mensch ist nicht krank, er ist das Produkt seiner Erziehung und seiner Umwelt, er ist zu einem Teufel in Menschengestalt erzogen worden.

    Für einen solchen Menschen Verständnis zu zeigen fällt enorm schwer. Warum sollte man überhaupt versuchen zu verstehen, weshalb ein Mensch Kinder quält, misshandelt und auf grausame Art und Weise tötet? Genügt es nicht, Mörder an die Wand zu stellen und damit dem Grauen ein für alle Mal ein Ende zu bereiten?

    Es genügt nicht. Zwar werden damit die tief im Menschen verwurzelten Rachegelüste befriedigt, aber die Wurzeln des Übels treiben weiter Blüten. Solange wir nicht lernen, dass Kinder die zukünftige Gesellschaft bilden und dass unser Handeln uns weitaus mehr Macht und Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung unserer Kinder verleiht, als wir uns eingestehen wollen, so lange wird es immer wieder Mörder und Gewalt geben.

    Dieses Buch ist nur vordergründig eine Dokumentation des Grauens; eigentlich geht es vielmehr darum, die Abgründe der menschlichen Seele zu erkunden und zu
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