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Mythor - 049 - Der Drachensee

Mythor - 049 - Der Drachensee

Titel: Mythor - 049 - Der Drachensee
Autoren: Peter Terrid
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Peter Terrid
    Der Drachensee
    Hörst du?
    Harter Hufschlag im Nebel. Das leise Schnauben der Pferde. Waffen klirren.
    Sie sind es. Kennst du sie, die Abgesandten des Grauens? Bist du es, den sie jagen?
    Wehe dir!
    Sie reden nicht viel, sie handeln vielmehr. Seit geraumer Zeit sind sie unterwegs. Müdigkeit kennen sie so wenig wie Erbarmen. Sie haben ein Ziel, sie werden es erreichen.
    Drudin hat sie losgeschickt. Sie sind die Vollstrecker seines Willens, der keine Gnade kennt. Sie reiten bei Tag und Nacht, nichts und niemand kann ihnen entgehen.
    Versuche nicht, dich vor ihnen zu verstecken. Sie werden dich finden. Ihr Weg ist die Straße des Bösen. Wo sie rasten, hält der Tod Einzug.
    Wie in Sarphand, wo sie sich unter die wilden Fänger mischten, wo sie Mythor tatsächlich zu ihrem Gefangenen machen konnten. Wäre der Stumme Große Vierfaust nicht gewesen – nichts sonst hätte Mythor retten können.
    Sie suchen immer noch. Niemand kreuze ihren Weg. Wer du auch bist, birg dich bang und zeige dich nicht.
    Du könntest enden wie der Stumme Große Daumenlos. Mythor hat seine verschrumpelte Leiche gefunden. Sein Tod geht zu Lasten dieser drei.
    Sie reiten schweigend. Fröhliches Plaudern kennen sie nicht. Nur ab und zu sagt einer etwas.
    Es sind drei: Herzog Krude von Elvinon, Coerl O’Marn und Oburus, drei Männer, drei Kämpfer, drei Boten Drudins, die den Tod überall hintragen, in welche Richtung Drudin sie auch sendet. Noch immer suchen sie Mythor.
    Ihre Pferde durchtraben einen Bach voll eisigkalten Wassers, aber sie halten nicht inne. Weiter geht der Ritt, immer weiter nach Süden.
    Sie wissen, dass Mythor von einem Deddeth beherrscht wurde, der im Hochmoor von Dhuannin entstanden ist. Sie wissen aber auch, dass Mythor wieder frei ist – freies Wild für die schweigsamen Reiter Drudins.
    Sie jammern und beklagen sich nicht, dass sie immerzu unterwegs sind, kaum Pausen kennen. Sie sind willfährige Gefolgsleute Drudins, sein Wille ist ihr Wille. Sie jammern auch nicht über verpasste Gelegenheiten, nicht darüber, dass sie keinerlei Einfluss auf Luxon mehr haben.
    Ihre Gedanken sind starr wie ihre gläsernen Gesichter. Sie suchen Mythor. Sie wollen ihn finden und töten – nicht mehr, nicht weniger.
    Hörst du sie? Sie sind in deiner Nähe!
    Wo sie auftauchen, sind Tod und Angst mit ihnen. Sie wissen, dass sie ihren Auftrag erfüllen werden, denn Drudin ist ihr Auftraggeber, und hinter Drudin wiederum stehen Mächte, die sich dem Zugriff kleiner Menschen entziehen. Die Todesreiter wissen sich mit der ganzen Macht der Finsternis im Bunde. Sie wissen, dass Cherzoon schon in Richtung Süden unterwegs ist, zusammen mit Drudin und einigen Tausendschaften Eiskriegern. Das Böse ist unterwegs, der Schattenzone entgegen.
    Lauf, wenn du kannst! Lass sie nicht in deine Nähe!
    Sie sind nach Süden unterwegs. Nebel liegt über dem Land und verhüllt, was besser niemand sieht. Es ist, als berge sich das Land vor dem Anblick der Todesreiter.
    Sie haben keine Empfindung für das Land ringsum. Sie reiten durch den Nebel, den Ruinen von Erham entgegen. Dort wollen sie Mythor fangen und töten.
    Rühr dich nicht! Stell dich tot! Hör auf den harten Schlag der Hufe und warte viele bange Augenblicke lang, bis der Schall nicht mehr wie Trommelschlag in deinem Schädel dröhnt, bis sie sich von dir entfernen. Kannst du sie noch hören? Dann bleib liegen, Unbekannter! Rühre dich nicht. In dem Augenblick, in dem sie dich erkennen, bist du dem Tod verfallen. Also schweige und lass sie an dir vorüberziehen. Und sind sie vorbei, dann laufe, so schnell du kannst, so weit du es vermagst. Dein ferneres Leben kann glücklich sein.
    Lauf. Du bist Drudins Todesreitern begegnet und nicht darüber gestorben. Ist das nicht genug?
    Anderen ist es nicht so gut ergangen. Sie sind nun tot, du aber lebst und kannst laufen. Tu es also.
    Drudins Reiter werden ihren Weg fortsetzen. Sie haben dich nicht bemerkt. Sie reiten nach Erham.
    Sie kennen keine Furcht, schon gar nicht vor dem Tod. Sie haben es auch nicht nötig, sich zu fürchten. Sie wissen etwas, das ihnen Freude einflößen könnte, wären sie zur Freude noch fähig.
    Sie werden nicht allein sein in den Ruinen von Erham.
    Sie wissen, weil Cherzoon es sie hat wissen lassen, dass dort in den Ruinen von Erham Freunde und Gefährten auf sie warten.
    Wehe dem Unglücklichen, der jetzt seinen Weg nach Erham nimmt und den Reitern Drudins begegnet…!
    *
    »Langsam könnte etwas passieren«,
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