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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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goldene Scheibe. Und die hatte es in sich.
    Sie war der Grund dafür gewesen, daß Tendyke, der sich als Wächter der Archäologen-Crew hatte verpflichten lassen, Zamorra um Unterstützung bat. Wer diese Scheibe berührte, ver schwand einfach aus der Welt!
    Ein Schrumpfungsprozeß setzte ein, der Betreffende wurde durchsichtig – und war im nächsten Moment fort, als habe es ihn niemals gegeben.
    Hinzu kam, daß die Scheibe auf einer Seite wie ein dreidimensionales Vexierbild, je nach Blickfeld und Lichteinfall, das unglaublich detaillierte Modell einer Blauen Stadt zeigte. Noch bedeutsamer aber war, daß diese Modell nur von Tendyke, Zamorra und seiner Gefährtin Nicole Duval gesehen werden konnte. Alle anderen bemerkten es überhaupt nicht.
    Tendyke hatte gehofft, daß Zamorra das Rätsel des Verschwindens von Menschen lösen konnte. Doch ehe das gelang, verschwand er selbst – und Zamorra ebenfalls. Sie fanden sich in der von der Ausgrabung her bekannten Inka-Festung wieder, in der Vergangenheit – und rätselhafterweise nicht mehr im Amazonas-Dschungel, sondern in den Anden.
    Oder sollte es besser heißen: Noch nicht im Amazonas-Dschungel?
    Fest stand, daß diese Festung mit der im Dschungel identisch war.
    Es gab keinen Zweifel. Rätselhaft blieb, wie sie aus dem Bergmassiv, wo sie eine Inka-Stadt schützte, in den Dschungel gekommen war, viele Tagesreisen entfernt.
    Eine Lösung dieses Rätsels bahnte sich ganz allmählich an.
    Zamorra und Tendyke befanden sich in der Wohnung des Zauberpriesters, der in dieser Festung und dem Sonnentempel residierte. Anfangs hatte der Priester sie für Feinde gehalten, gefangennehmen lassen und wollte sie dem Sonnengott Inti opfern, um ihn zu besänftigen. Aber inzwischen war man zu einer gemeinsamen Gesprächsbasis gelangt. Zamorra erfuhr, daß diese Festung ein Bollwerk gegen den Feind war, der aus der Ferne zuschlug. »Wir müssen uns der Feinde mit allen Mitteln erwehren, oder wir sind für alle Zeiten verloren. Sie kommen und gehen, und wenn sie gehen, nehmen sie welche der unseren mit sich, um sie zu töten und ihre Seelen zu verschlingen, so daß sie nie ihre Erfüllung finden können. Und sie hinterlassen böse Orte, die wir nur mühsam, wieder neutralisieren können«, hatte der Zauberpriester gesagt.
    Die riesige Entfernung schien für die rätselhaften Feinde keine Rolle zu spielen. Wie es aussah, erschienen sie durch Teleportation, durch Ortsversetzung mittels Geisteskraft und Magie. Sie kamen aus der Blauen Stadt, die unter der Herrschaft eines dämonischen Fürsten stand.
    Warum der seine Schergen immer wieder gegen die Inkas aussandte, wußte niemand. Aber diese Festung war erbaut worden, um als Bollwerk gegen die furchtbaren Gesandten der Blauen Stadt zu wirken – und als Angriffswaffe.
    Wie das nun wiederum funktionieren sollte, hatten sich weder Zamorra noch Tendyke vorstellen können. Aber der Zauberpriester hatte es ihnen gesagt.
    Seine kunstvoll verzierte goldene Gesichtsmaske, die keine Augenschlitze besaß, dafür aber Edelsteine, die rhythmisch aufleuchteten, verbarg dabei jegliche Regung. Es war, als spräche ein Roboter, der das Ungeheuerliche verkündete. Ein Roboter in menschlicher Gestalt, gekleidet in eine blaue, bodenlange Robe mit goldener Stickerei und einem goldenen Flechtgürtel. Aber der hier emotionslos den Untergang der Welt ankündigte, war ein Mensch aus Fleisch und Blut.
    »Ich kann’s nicht glauben«, stieß Tendyke bestürzt hervor und wechselte einen schnellen Blick mit Zamorra. »Das ist doch unmöglich, das geht doch gar nicht?«
    »Wenn er es sagt, muß er eine Chance dafür sehen«, erwiderte Zamorra betroffen. »Vergiß nicht, daß er die Festung nach seinen Plänen hat bauen lassen und der Reichsfürst ihm dabei völlig freie Hand gab…«
    »Das haben sich Priester und Sektenführer schon immer von den weltlichen Herrschern ertrotzt«, wehrte Tendyke ab. »Sag ihm, daß nicht zwei Dinge an derselben Stelle sein können. Das geht einfach nicht – abgesehen davon, daß mir unklar ist, wie er das überhaupt bewerkstelligen will. Eine ganze Festung versetzen… dazu gehört doch mehr als das bißchen Hokuspokus, das er uns bisher vorgeführt hat!«
    Tendyke wußte, wovon er sprach. Er hatte die Magie des Zauberpriesters kennengelernt. Aber er war damit fertig geworden, und das ließ ihn an der Kraft des Priesters zweifeln, der seinen Namen auch nach dem längeren Gespräch immer noch nicht nennen wollte. Hatte er Angst, daß
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