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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß bei dem Feuerkampf gegen den Dämonischen von ihren Sachen, die in Thronnähe gelegen hatten, nicht viel übriggeblieben war; die Textilfasern zerbröckelten förmlich unter ihren Fingern. Was ihr blieb, waren die hochhackigen Stiefel, der Gürtel und ein paar Stoffstreifen, die gerade ausreichten, daraus einen provisorischen Lendenschurz zu fertigen. Besser als gar nichts…
    »Wer wird mir das alles bezahlen?« murmelte sie bitter.
    Aber das war zweitrangig.
    In erster Linie mußte sie zusehen, daß sie die anderen Verschwundenen fand. Sie mußten irgendwo gefangengehalten werden. Darauf ließ die Bemerkung des Dämonenfürsten schließen, daß der nächste geholt werden solle. Dazu war es bis jetzt nicht gekommen. Das gab den Gefangenen wahrscheinlich eine Galgenfrist.
    Nicole mußte sie finden und befreien. Dann sah die Sache schon etwas besser aus.
    Aber die Blaue Stadt war groß. Sie war sich zwar sicher, daß sie sich im Herrscherpalast befand. Aber wo sich das Stadtgefängnis befand, wußte sie nicht. Sie hatte keine Vergleichswerte. Keine Stadt war mit der anderen identisch.
    Sie mußte eben mühevoll suchen und hoffen, daß sie nicht zu spät kam.
    ***
    Caermardhin wurde nicht nur von Merlin und Sid Amos bewohnt. Derzeit hielten sich drei Menschen und ein Sauroide als Dauerbesucher hier auf. Wang Lee Chan und seine Gefährtin Su Ling genossen hier Asyl und Schutz vor den Nachstellungen der Höllenmächte, die es Wang Lee noch nicht vergessen hatten, daß er mit der Hölle gebrochen und sich auf die andere Seite gestellt hatte. Hier, in Caermardhin, waren die beiden nur sehr schwer angreifbar, und die Höllischen würden es sich mehrmals überlegen, ob sie es riskieren konnten, sich mit dem Machtfaktor anzulegen, den Merlins Burg darstellte.
    Boris Saranow, der russische Parapsychologe, befand sich zu Studienzwecken hier. Eigentlich galt er in seiner Heimat als verschollen; die Kollegen in Akademgorodok würden nicht schlecht staunen, wenn der Mann plötzlich wieder auftauchte, der spurlos aus der Welt verschwunden war.
    Bald schon würde er sich zurückmelden; die relative Beschränkung, zu der Caermardhin ihn zwang, gefiel ihm nicht so recht. Als Spitzenwissenschaftler hatte er schon in der Sowjetunion erhebliche Bewegungsfreiheit genossen, zwar unter ständiger Aufsicht des Sicherheitsdienstes, aber immerhin! Hier aber… wenn ihm in Caermardhin die Decke auf den Kopf fiel und er hinauswollte, wohin konnte er? Endlose Waldspaziergänge waren nicht sein Fall, und in der Ortschaft unterhalb der Burg gab es nur eine vernünftige Kneipe, in der er mittlerweile auch schon mit jedem Bierglas auf Du und Du stand. Hinzu kam, daß sein Informationsbedürfnis zunächst weitgehend gestillt war; er mußte die Erfahrungen, die er hier hatte machen können, erst einmal in Ruhe verarbeiten.
    Es würden sich später sicher Möglichkeiten geben, zurückzukehren.
    Jener, mit dem er Grundwissen austauschte, sehnte sich mittlerweile ebenfalls nach seiner Heimat: der vierte Dauergast in Caermardhin, der Sauroide Reek Norr. Der Echsenmann stammte aus einer Parallelwelt.
    Vor Jahrmillionen hatte sie sich in ihrer Entwicklung von der Erde abgespalten, und in ihr nahm die Evolution einen anderen Fortgang. Die Saurier starben nicht aus. Sie entwickelten sich weiter, und statt dessen spielten die Säugetiere in ihrer Welt keine entscheidende Rolle mehr. Es gab sie zwar, aber sie hatten allenfalls den selben Stellenwert, wie ihn die Reptile auf der Erde besitzen. In dieser Echsenwelt hatte sich eine intelligente Rasse aus einer Saurier-Abart weiterentwickelt, die durchaus menschliche Körperformen aufwies, sich aber dennoch alle Reptilien-Merkmale erhalten hatte. Eine andere Schädelform, große Augen, feinschuppige Haut und der typische Kaltblütler-Organismus unterschieden die Sauroiden von den Menschen der Erde. Und – unter ihnen besaßen weitaus mehr Lebewesen magische Fähigkeiten, die mehr oder weniger stark ausgeprägt waren.
    Was die Magie anging, so gab es hier eine weitere Besonderheit – das entropische Niveau.
    Als Entwicklungs-Abspaltung der Erde besaß die Echsenwelt eine wesentlich geringere Daseins-Wahrscheinlichkeit, die um so mehr sank, als die Entwicklungen fortschritten und sich immer weiter voneinander entfernten.
    Die Erde besaß die Wahrscheinlichkeit 100 Prozent, die der Echsenwelt sank von Jahrtausend zu Jahrtausend. Das führte zu einer immer fortschreitenden Auflösung ihrer Welt, und es war
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