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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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abzusehen, daß sie in zehn- oder hunderttausend Jahren wohl ganz aufhören würde, zu bestehen – dann würde ihre Wahrscheinlichkeit gegen Null sinken. Je niedriger diese Wahrscheinlichkeit, desto höher die Entropie, das Chaos – und das Niveau der magischen Kraft. Ein Sauroide, der in seiner eigenen Welt mittels seiner magischen Kraft gerade mal ein Streichholz in Brand setzen konnte, der vermochte auf der Erde mit der gleich geringen Anstrengung ein atombombenähnliches Chaos zu entfesseln. Umgekehrt waren starke Magier wie Merlins Silbermond-Druiden in der Echsenwelt nahezu hilflos.
    Dies war einer der Gründe gewesen, aus denen Reek Norr derzeit in Caermardhin war. Mit seiner hier gigantischen magischen Kraft hatten Zamorra und Sid Amos versucht, Merlin aus seinem Eiskokon zu befreien.
    Aber selbst Norr hatte versagt.
    Er war dann noch hier geblieben und hatte einen Erfahrungsaustausch mit Saranow begonnen. Doch mehr und mehr zog es ihn zurück.
    Er traf mit Sid Amos zusammen, als der gerade seine Privatgemächer betreten wollte. Der Sauroide hob grüßend die Hand. Die Krallen in seinen Fingerspitzen waren zurückgezogen und nicht zu sehen.
    »Ich muß mit dir reden, Sid Amos«, teile er sich dem Ex-Teufel mit.
    Die Verständigung dieser so unterschiedlichen Geschöpfe erfolgte auf halbtelepathischer Basis. Irgendwie induzierte Norr bei seinen Gesprächspartnern Begriffs- und Bilderketten direkt in deren Bewußtsein, während er sich in seiner eigenen Sprache äußerte, und er selbst nahm auch die Bilder und Begriffe der anderen in sich auf. Es war eine eigentümliche Art der Unterhaltung, aber sie kannte keine Mißverständnisse.
    »Komm«, sagte Amos.
    Reek Norr folgte ihm in ein schlicht eingerichtetes Zimmer und nahm in einem der Sessel Platz. Aus seinen kindhaft großen Augen sah er Amos eindringlich an.
    »Ich muß zurück in meine Welt«, sagte er. »Mir bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Amos hob die Brauen. »Wie meinst du das?«
    »Ich bin schon zu lange hier«, sagte Norr. »Du weißt, daß es für mein Hierherkommen keinen Masse-Ausgleich gab. Meine Körpermasse fehlt jetzt meiner Welt.«
    »Du meinst, es könnte einen Entropie-Schub gegeben haben?«
    »Das auch«, sagte Norr. »Ich bin zwar nicht der Ansicht, daß die Masse, die ich besitze, meineWelt zum endgültigen Zusammenbruch bringen würde, aber sie gerät in bestimmten Bereichen aus dem Gleichgewicht. Der Zerfall beschleunigt sich, möglicherweise um ein paar Tage oder gar Jahre. Ich kann es nicht berechnen; das könnte nur die Priesterschaft der Kälte.«
    »Aber?« lauerte Amos.
    »Aber es wird über kurz oder lang eine Angleichung geben«, sagte Norr. »Die Welt wird sich an den Masseverlust gewöhnen, ihn irgendwie nivellieren. Wenn das erst einmal geschehen ist, bin ich bei meiner Rückkehr ein Fremdkörper. Dann störe ich das ohnehin labile Gleichgewicht abermals erheblich.«
    Amos nickte. Einer stabilenWelt wie der Erde machte es absolut nichts aus, ob ein Mensch verschwand oder hinzukam. Selbst Hunderttausende von Tonnen Masse würden nichts ausmachen. Die Erde war in sich gefestigt.
    Aber die Echsenwelt war es nicht. Sie war hochgradig unwahrscheinlich, und jede Störung machte sie noch unwahrscheinlicher. Die Sauroiden kämpften einen aussichtlosen Kampf um die Erhaltung ihrer Welt, um ein Absenken der Entropie, die alles im Chaos auflösen würde.
    Auch jede Veränderung dieser Art erhöhte den Entropie-Wert.
    »Ich hatte gehofft, du würdest warten, bis Zamorra wieder hier ist«, sagte Amos. »Ihr könntet noch einmal miteinander sprechen.«
    Der Sauroide verzog die Lippen seines langgezogenen Reptilmundes zu dem, was für ihn ein Lächeln war.
    »Ich bin sicher, daß sich mein und Zamorras Weg noch öfters kreuzen werden«, sagte er. »Ich will nicht länger warten.«
    »Es ist schwierig, ein Tor in deine Welt zu öffnen«, wich Amos weiter aus. »Auch hierbei hätte ich gern Zamorra an meiner Seite. Er hat wesentlich größere Erfahrungen, und er kennt deine Welt, im Gegensatz zu mir. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Tor an eure Konstanten richtig anpassen kann…«
    »Das laß nur meine Sorge sein«, wehrte Norr ab. Er fühlte, daß Amos nur fadenscheinige Argumente vorschob. Ihn bedrückte etwas anderes.
    Da war etwas, weshalb er zögerte, Norr einfach so gehen zu lassen.
    Aber er kam nicht dahinter.
    Es war Sid Amos’ sich allmählich steigernde Furcht vor einer drohenden Gefahr. Doch Amos war nicht bereit, mit
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