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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Feinde über die Kenntnis seines Namens auch Macht über ihn gewinnen konnten, oder verriet er deshalb seinen Namen niemandem, damit niemand ungewollt zum Verräter werden konnte?
    Zamorra trug dem Zauberpriester Tendykes Worte vor. Unter sich sprachen sie englisch; das verstand der Priester nicht, so daß sie sich unbelauscht unterhalten konnten. Französisch hatte er in verblüffendem Tempo gelernt, als Zamorras Amulett noch den Übersetzer spielte.
    Es war eine seltsame Art Doppeleffekt gewesen, der die Übersetzung synchron zum gesprochenen Wort direkt im Gehirn des Gesprächspartners verständlich machte. Aber diese Kommunikation war recht eingeschränkt gewesen. Der Zauberpriester konnte offenkundig sowohl Tendykes als auch Zamorras Worte verstehen, umgekehrt hatte aber nur Zamorra die direkte Übersetzung erhalten und mußte sie für Tendyke noch einmal laut zusammenfassen. An dieses Handicap hatten sie sich bei ihrer Unterhaltung gewöhnen müssen. Es war schon als mittleres Wunder zu betrachten, daß das Amulett überhaupt diese Übersetzerdienste geleistet hatte.
    Als es dann blitzartig verschwunden war, was Zamorra den Beweis lieferte, daß Nicole ebenfalls in der Vergangenheit angekommen sein mußte, hatte er zunächst geglaubt, die Verständigung mit dem Inka-Priester sei nun wieder unmöglich geworden. Das aber hatte sich als Irrtum erwiesen.
    Irgendwie mußte der Priester es mit seinen Zauberkräften fertiggebracht haben, sich wahrscheinlich durch die Übersetzerkunst des Amuletts, möglicherweise durch dieses noch unterstützt, umfangreiche Kenntnisse in Zamorras Sprache anzueignen. So konnten sie sich in französisch weiter unterhalten, und Zamorra blieb nur die Sorge um Nicole, die in Gefahr sein mußte, denn sonst hätte sie das Amulett ihm nicht abgefordert.
    Der Priester hob jetzt beide Hände.
    »Ich habe zwei Möglichkeiten, meine Magie zu verstärken, so daß es mir möglich sein wird, die Festung durch den Nichtraum dorthin zu schleudern, wo sich die Stadt des Blauen Fürsten befindet. Eine dieser Möglichkeiten werde ich mir aus einer anderen Zeit heraus beschaffen.«
    Zamorra hob verblüfft die Brauen, aber bevor er eine Zwischenfrage stellen konnte, fuhr der Priester bereits fort: »Allein sie wird schon dafür sorgen, daß gewaltige Kräfte freiwerden, die die Grundfesten des Seins erschüttern. Doch im Moment der Erschütterung kann die Festung sich stabilisieren und die Stadt besiegen.«
    »Aber es können doch nicht zwei Dinge zur gleichen Zeit am selben Ort sein«, beharrte Zamorra. »Du gibst dich einer Illusion hin, Priester. Die Festung wird zerstört werden, nicht die Stadt. Die Festung wird an den Häusern der Blauen Stadt zerschellen.«
    »Nein«, erwiderte der Priester. »Es gibt einen Weg. Ich habe dafür gesorgt. Verlaßt euch darauf. Außerdem werdet ihr mir ja doch helfen.«
    Zamorra schnappte unwillkürlich nach Luft. »Niemals – nicht für einen solchen Irrsinn!« fuhr er auf. »Erstens wird es kaum gelingen, diese Festung zu versetzen, und zweitens reißt es die Struktur der Welt auseinander!«
    Dem Inka-Priester mit dem Begriff Raumzeit-Gefüge zu kommen, wagte er nicht und wählte statt dessen den einfachen Allgemeinbegriff. Aber dann war es der Priester selbst, der erstaunliche Kenntnisse verriet, als er sagte: »Eben das bezwecke ich! Nur dadurch wird es doch möglich, die Blaue Stadt zu vernichten, wenn die Konstanten der Zeit und des lebenden Raumes ihre Stabilität verlieren… dann wird sich durchsetzen, was das größere Potential besitzt.«
    »Aber diese Festung hat weitaus weniger Masse als die Blaue Stadt…«, wandte Zamorra ein.
    »Du kennst sie? Du warst dort?« Schlagartig erwachte wieder das Mißtrauen des Priesters.
    »Ich war nicht dort, aber ich war in anderen Blauen Städten dieser Art, und ich weiß, wie groß sie sind. Deine Festung wirst du darin verstecken können…«
    Der Priester breitete die Handflächen aus.
    »Zamorra, glaubst du im Ernst, ich hätte diese Festung nach meinen ganz eigenen Plänen bauen lassen, wenn ich mir nicht schon durch die Architektur eine magische Kraft versprochen hätte? Du kennst den Grundriß nicht, der ein Zeichen der Kraft ist. Es wird helfen…«
    »Zamorra, er muß es doch schaffen können«, warf Tendyke auf englisch ein. »Glaube ihm. Den Beweis dafür haben wir doch in unserer Gegenwart schon gesehen! Die Festung befindet sich da doch im Dschungel und nicht mehr in den Anden! Begreifst du nicht, daß
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