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0373 - Das Schiff der Bestien

0373 - Das Schiff der Bestien

Titel: 0373 - Das Schiff der Bestien
Autoren: Jason Dark
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Mit allem hatten die beiden gerechnet. Mit Extremisten, Separatisten oder Terroristen, aber nicht mit Werwölfen, und das wollten sie auch kaum glauben, obwohl die drei dämonischen Kreaturen vor ihnen standen und sie anstarrten.
    Als erster fand der Engländer die Sprache wieder. »Großer Lord!« hauchte er, »das kann es doch nicht geben.« Er verzog das Gesicht, als hätte ihm jemand Säure zu trinken gegeben. Und auf seinem Rücken hatte sich eine kalte Schweißschicht gebildet.
    Der Russe stand neben ihm, das halbvolle Champagnerglas in der rechten Hand.
    Plötzlich fiel es zu Boden, rollte noch ein Stück, zerbrach aber auf dem weichen Teppich nicht. Der Champagner versickerte allmählich.
    Noch taten die Werwölfe nichts. Sie standen nur da und starrten auf die beiden Menschen.
    »Ist das ein Scherz, Towaritsch?« fragte der Russe plötzlich. Seine Stimme klang kehlig, als säße in seiner Luftröhre ein dicker Kloß.
    »Nein, kein Scherz.«
    »Weshalb die Verkleidung?«
    »Ist es eine?«
    »Vielleicht.«
    Die beiden Diplomaten, die so leicht nichts erschüttern konnte, hatten ihre Fassung zurückgefunden. Es war ja ihr Beruf, sich auf immer neue Situationen einzustellen. Und dies zumeist innerhalb kürzester Zeit.
    Vor einigen Minuten waren, als der Zug noch stand, draußen Schüsse aufgeklungen. Da hatte der Russe sehr erregt reagiert und seinem Kollegen die Schuld an den Vorfällen gegeben. Nun aber dachte er anders darüber. So etwas würde sich der Engländer nie aussuchen. Der sowjetische Botschafter war der Meinung, daß sie beide in einer Falle saßen. Dahinter mußte eine Gruppe stecken, die internationale Verbindungen besaß und möglicherweise beide Großmächte gegeneinander ausspielen wollte.
    Ähnlich dachte der Engländer. Er schaute den Russen von der Seite an und erkannte dessen Nicken.
    Also zusammenarbeiten. Etwas anderes hatte die Kopfbewegung nicht bedeuten können.
    Waren sie wirklich nicht verkleidet? Die Augen des adeligen Mannes von der Insel glitten über die Gestalten. Er hatte mal in Germany Karneval gefeiert und einige Menschen in ähnlichen Kostümen gesehen. Die konnte man ja täuschend echt nachmachen.
    Aber keiner von denen hatte so gefaucht, wie der linke neben ihm stehende Werwolf tat. Es war ein Geräusch, das den beiden Männern durch Mark und Bein schnitt. Drohend und gefährlich, gleichzeitig davon kündend, wer hier das Sagen hatte.
    Die Menschen wichen zurück. Sie taten es unwillkürlich, und gleichzeitig setzten sich auch die Werwölfe in Bewegung.
    Sie gingen sehr leise, kaum hörbar schleiften sie über den Teppich. Zwei von ihnen hatten die Schnauzen so weit geöffnet, daß der Geifer über den Unterkiefer quoll und zu Boden klatschte.
    »Weg kommen wir hier nicht!« stellte der Engländer sehr richtig fest und suchte trotzdem nach einem Ausweg. Er war stolz auf die zahlreichen Möbelstücke in dem Wagen gewesen, jetzt standen sie ihm im Weg.
    Plötzlich »explodierten« die Bestien.
    Die beiden schon älteren Männer hätten sich vielleicht noch zur Seite werfen können, das schafften sie auch nicht. Sie kamen sich vor wie die Hauptdarsteller in einem Horrorstreifen, als die Bestien größer wurden und sie erreichten.
    Pranken droschen zu.
    Harte Schläge peitschten auf die Schultern der Männer. Der Russe und der Engländer wurden in die Knie gedrückt. Der teure Stoff ihrer Anzüge fetzte an den getroffenen Stellen auf, so daß die Schulterwattierung hervorquoll.
    Der Russe wankte zurück. Er stieß gegen einen eingebauten Aktenschrank und spürte das Vorderteil des Schlüssels so hart wie einen Pistolenlauf im Rücken.
    Der Engländer hatte sich nicht auf den Beinen halten können. Unter der Wucht des Treffers war er in die Knie gesackt. Die Schmerzen rasten erst durch seine Schultern und lahmten seinen rechten Arm. Mit dem anderen stützte er sich an einem der schweren Sessel ab. Er dachte in diesen Momenten darüber nach, daß die Werwölfe doch existierten und keine verkleideten Menschen waren.
    Diese Bestien wollten Opfer. Er und der Russe mußten ihnen gerade recht kommen.
    Es war der letzte Gedanke, den der Engländer vorläufig fassen konnte, denn der Unhold stürzte sich auf ihn. Der Diplomat nahm diesen widerlich scharfen Gestank in sich auf, den die Bestie absonderte, und er hörte die erstickten Schreie seines russischen Kollegen.
    Dann nahm ihm der Fellkörper des Unholds die Sicht und preßte ihn mit dem Rücken gegen den weichen Teppich. Der
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