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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Tendyke auf englisch. »Sage noch einer, die Leute im Altertum wären dumm und unwissend gewesen…«
    »Sagt das einer?« gab Zamorra ebenso leise zurück. »Die ollen Chinesen haben sich vor tausend Jahren schon mit Raketen beschossen, und die Phönizier setzten auf ihren Kriegsschiffen Hohlspiegel ein, mit denen sie das Sonnenlicht bündelten und die Segel der anderen Schiffe in Brand setzten – schon mal was von Laserkanonen gehört?«
    »Schön«, fuhr Tendyke wieder laut und auf französisch fort. »Du versetzt also die Festung in die Blaue Stadt. Was dann? Stein gegen Stein, Mauer gegen Mauer?«
    »Es wird etwas geschehen, das die Wirklichkeit verzerrt und die Blaue Stadt vernichten wird«, sagte der Zauberpriester. »Dafür sorge ich, wenn ich meinen Helfer aus einer anderen Zeit hole.«
    Zamorra und Tendyke sahen sich an.
    Sie waren doch Menschen aus einer anderen Zeit! Aus der Zukunft dieses Indios! Und sie sollten ihm helfen! Was wollte er noch? Wen wollte er holen? Und vor allem: wie?
    »Vorübergehend werden die Stadt und die Festung am gleichen Platz existieren können«, erklärte der Priester weiter. »Dann aber wird die Festung stabil werden, und die Blaue Stadt verschwindet. Dann ist die Gefahr vorüber, die unserem Reich droht durch den Feind, der mit jeder geraubten Seele stärker wird.«
    »Unsere Zukunft zeigt, daß das geklappt haben muß«, warf Tendyke ein, »bloß kann unser Freund es mir immer noch nicht anschaulich genug klar machen, wie es funktioniert… da sind mir noch zu viele Unwägbarkeiten drin.«
    »Wann wirst du den Angriff durchführen?« fragte Zamorra den Priester.
    »Ich werde sofort beginnen. Noch ehe die Sonne dieses Tages ihren höchsten Stand erreicht, wird die Blaue Stadt vernichtet sein.«
    Zamorra sprang auf.
    »Du bist verrückt!« stieß er hervor. »Du willst heute angreifen? Jetzt, sofort?«
    »Nach unserer Unterredung beginne ich mit der Vorbereitung«, sagte der Zauberpriester ruhig.
    »Dann wirst du auf unsere Unterstützung verzichten müssen«, sagte Zamorra. »Eben hast du uns noch garantiert, daß wir unsere Gefährtin vorher aus der Blauen Stadt herausholen können. Die ist aber mehrere Tagesreisen von hier entfernt. Eine Woche werden wir bestimmt brauchen, um die Stadt zu erreichen, und dann haben wir Nicole noch nicht gefunden… aber diese Zeit fehlt uns, wenn du heute angreifst! Kannst du nicht mehr rechnen, Narr?«
    »Ihr könnt euch nicht weigern«, sagte der Priester gelassen. »Ich werde euch zwingen.«
    »Das möchte ich sehen«, sagte Tendyke rauh. »Eher erschieße ich dich, Freundchen, ehe du das schaffst.«
    »Du wirst damit ein Zeitparadoxon schaffen!« warnte Zamorra. Er sah wieder den Priester an. »Du hast uns belogen. Und du wirst uns nicht zwingen können. Dazu reicht deine Macht nicht aus; wir sind dir zumindest ebenbürtig. Auch wir bedienen uns der Magie.«
    »Ich weiß. Deshalb brauche ich euch ja. Aber die Ereignisse, die ich auslöse, werden euch zwingen. Außerdem habe ich nicht gelogen«, sagte der Priester scharf. Es war das erste Mal, daß er aggressiv wurde. »Ich lüge nie. Ihr werdet Zeit genug haben. Erklärte ich euch nicht eben, daß die Stadt und die Festung vorübergehend am gleichen Ort existieren werden? Dann habt ihr Zeit genug, hin und her zu wechseln. Und auch ich kann dann tun, was ich tun muß, ehe die Stadt vernichtet wird.«
    »Das würde eine Art Dimensionsüberlappung erfordern«, sann Zamorra.
    »Das geht aber nur, wenn es sich um zwei verschiedene Dimensionen handelt. Das ist hier aber nicht der Fall; sowohl die Stadt als auch die Festung existieren doch in derselben Dimension.«
    »Du hast nichts verstanden. Ihr versteht es beide nicht. Aber ihr werdet es sehen«, sagte der Priester. »Ich werde mit den Vorbereitungen beginnen.«
    Er verließ sein Quartier und turnte verblüffend schnell den Baumstamm hinab. Zamorra und Tendyke sahen sich an.
    »Dann wollen wir uns mal anschauen, was dieser Wunderknabe sich zurechtgebastelt hat«, sagte Tendyke. »Einsteins Theorien sind dagegen Kindergarten-Lektüre.«
    ***
    Der Herr der Blauen Stadt beobachtete.
    Er sah Nicole Duval zu. Entfernungen und Hindernisse gab es für ihn nicht. Auch wenn sich Häuser und Straßen zwischen ihnen befanden, sah er sie trotzdem so deutlich, als befände sie sich unmittelbar vor ihm.
    Er mußte wissen, was sie als nächstes tat, um seinen Gegenschlag führen zu können. Sie war weitaus gefährlicher, als er ursprünglich angenommen
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