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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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überwacher, der aufpassen soll, daß die Priester der Kälte keinen Unfug anstellen.«
    »Nun gut«, murmelte Amos. »Wir können es versuchen.«
    »Sofort?«
    Amos seufzte. »Sofort. Folge mir. Es gibt einen Raum in dieser Burg, der für derlei Experimente hervorragend geeignet ist.«
    Reek Norr erhob sich. »Dann laß uns keine Zeit verlieren«, verlangte er.
    Sid Amos bewegte sich nur langsam und zögernd.
    Er wußte nicht warum, aber er wurde den Verdacht nicht los, daß die Bedrohung sich jetzt schneller näherte, daß sie schon bald zur konkreten Gefahr werden würde. Und er war nicht sicher, ob die Öffnung des Weltentors das Unheil nicht erst heraufbeschwören würde.
    Aber Reek Norr ließ sich nicht überreden, noch zu warten. Amos sah keine andere Möglichkeit, als der Forderung des Echsenmannes nachzukommen.
    ***
    Axotl, der Zauberpriester, hatte den Sonnentempel betreten. Er achtete nicht darauf, ob die beiden Fremden in ihrer so merkwürdigen Kleidung ihm gefolgt waren oder nicht. Sie würden ihn unterstützen müssen, wenn es erst einmal soweit war.
    Er sah sich um.
    Von Geburt an war er blind. Dennoch sah er seine Umgebung. Nur setzte er dafür andere Sinne ein, die er statt seiner Augen entwickelt hatte. In manchen Dingen war er damit normal Sehenden noch überlegen.
    Für ihn gab es die Dunkelheit der Nachtstunden nicht. Er war nicht auf Licht angewiesen.
    Er gab seinen Unterpriestern Anweisungen. Zwar wußte jeder, was er zu tun hatte, aber es war sicherer, die Anweisungen noch einmal zu wiederholen. Es durfte nichts schiefgehen. Jeder mußte Hand in Hand mit dem anderen arbeiten.
    »Werden die Menschen in der Stadt nicht verängstigt sein, wenn die Festung, die ihnen bislang Schutz bot, plötzlich verschwindet, Hoher?« wagte einer der Priester zu fragen. »Sollte man die Menschen nicht informieren?«
    »Wozu?« fragte der Zauberpriester zurück. »Es reicht, wenn der Herrscher davon weiß. Gib dem Volk zu viel Wissen, und es gehorcht dir nicht mehr. Bereitet die Opfer vor. Wir können nicht mehr warten. In zwei Spannen erreicht die Sonne ihren höchsten Stand. Dann aber soll die Blaue Stadt vernichtet werden. Ich bin sicher, daß der Blaue Fürst einen Angriff erwartet und Vorbereitungen getroffen hat. Wir werden ihn dennoch überraschen, weil wir zu einem Zeitpunkt angreifen, an dem er uns noch nicht erwartet.«
    Die Unterpriester zogen sich etwas zurück. Einige gaben Befehle an die Tempelkrieger. Einer brachte die goldene Schale, auf der der Opferdolch lag.
    Axotl senkte den Kopf.
    Wenn alles vorbei war, würde er seinen Namen wieder nennen können.
    Dann gab es die Bedrohung nicht mehr. Dann konnte er sicher sein, daß der Feind ihn über seinen Namen nicht mehr unter seine Kontrolle bringen konnte. Nur sein Gesicht würde er den Menschen dann immer noch nicht zeigen können. Sie würden den Anblick seines augenloses Antlitzes nicht ertragen können. Es war sein Fluch, daß er stets die Maske würde tragen müssen.
    Aber vielleicht war es auch gut. Die Maske verlieh ihm den Hauch des Geheimnisvollen und Fremdartigen, und dieser Hauch bedeutete Macht.
    Er rief sich die Beschwörungen ins Gedächtnis zurück. Er durfte keinen Fehler machen, wenn er die Hilfe aus der Zukunft herbeiholte. Aus seiner ganz persönlichen Zukunft.
    Ein wenig fürchtete er sich dafür. War es nicht vermessen, was er beabsichtigte?
    Aber es mußte sein. Nur so konnte er sicher sein, daß er die Grundfesten der Welt dermaßen erschütterte, wie es sein mußte. Nur so konnte er die Voraussetzungen schaffen, mit vernichtender Wucht die Blaue Stadt aus dem Universum zu fegen, zusammen mit ihrem furchtbaren, dämonischen Herrscher.
    Der Zauberpriester hob wieder den Kopf. Er konnte direkt in den gleißenden Feuerball der Sonne schauen, ohne geblendet zu werden. Er sah den Sonnengott in der Feuerkugel.
    »Inti, gib deinem treuen Diener Kraft, das zu tun, was er tun muß. Nimm mir die Furcht vor dem Grauen, oh, mächtiger Inti!« murmelte er fast lautlos.
    Dann sah er wieder in die Runde. Die Unterpriester waren da, und die Tempelkrieger brachten die Opfer.
    Lebende Herzen, dem Sonnengott geweiht, mußten die Kraft Intis herbeirufen, um die noch größere Kraft zu manifestieren.
    Axotl war bereit.
    ***
    Tendyke faßte Zamorras Arm. »Das darf nicht wahr sein«, raunte er.
    »Das kann er doch nicht wirklich tun!«
    »Doch«, sagte Zamorra rauh. »Er kann es. Es gehört zu seiner Religion, ist ein Teil des Inka-Glaubens. Inka,
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