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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anderen über diese Furcht zu reden. Er konnte es nicht; es widersprach seiner inneren Einstellung.
    Er war ein verschlossenes Geschöpf, das selten wirklich aus sich herausging.
    Er konnte seine Gefühle nicht zeigen. Die Jahrtausende in der Hölle, als Fürst der Finsternis, hatten ihn gelehrt, sich zu verschließen, um nicht angreifbar zu werden. Und diese Angewohnheit würde er nie mehr wieder verlieren können.
    Doch angesichts dieser Gefahr, die er nicht richtig erfassen konnte, hätte er liebend gern einen starken Verbündeten an seiner Seite gehabt.
    Merlin, sein Lichtbruder, fiel aus. Professor Zamorra und die Druiden… sie waren irgendwo unterwegs, und bis auf Zamorra brachten Amos alle anderen starke Abneigung entgegen. Sie sahen in ihm immer noch den Fürsten der Finsternis und konnten es nicht glauben, daß er wirklich die Seiten gewechselt hatte. Zumal seine Methoden, seinem Naturell entsprechend, immer noch recht teuflisch waren…
    Reek Norr mit seinem unglaublich hohen magischen Potential wäre eine gute Verstärkung. Deshalb ließ Amos ihn nur ungern gehen.
    Aber er wußte, daß er ihn nicht festhalten konnte. Wenn Norr gehen wollte, mußte er es ihm ermöglichen. Er konnte nur versuchen, ihn noch zum Verweilen zu überreden. Aber dazu hatte er noch nicht die richtigen Worte gefunden.
    Noch nicht…
    »Die Zeit drängt«, beharrte Reek Norr. »MeineWelt braucht mich. Und selbst wenn ich den Massen-Ausgleich nicht einmal in Betracht ziehe, habe ich noch ein anderes ungutes Gefühl.«
    Amos hob ruckartig den Kopf. Sein Blick brannte sich in den des Sauroiden.
    »Vielleicht hältst du mich für einen Narren«, fuhr Norr fort. »Für einen Spinner, einen Fantasten. Aber ich spüre… ich spüre eine Gefahr, die heraufzieht. Ich kann sie nicht definieren. Aber ich muß… zurück in meine Welt. Allein deshalb, damit ich notfalls meinem Volk helfen kann.«
    ***
    »Nun gut«, sagte Zamorra. »Wie willst du nun vorgehen, Zauberpriester? Du wirst dich ja kaum hinstellen und der Festung einen solchen Tritt versetzen können, daß sie bis in den Amazonas-Dschungel hinab fliegt. Wie stellst du dir diese Versetzung konkret vor?«
    Der Inka-Priester drehte den Kopf und sah durch die offene Tür hinaus auf den Sonnentempel. Er war nur ein paar Dutzend Meter entfernt.
    Die Wohnung des Priesters war nur über einen mit Trittkerben versehenen Baumstamm zu erreichen, der als Leiter diente. Wollte der Priester nicht gestört werden, brauchte er lediglich den Leiterbaum hochzuziehen, und niemand kam mehr an ihn heran – recht nützlich, wenn man bei Meditationen nicht gestört werden wollte.
    »Ich sagte schon, daß diese Festung nach meinen Plänen errichtet wurde«, sagte der Priester. »Der Grundriß ist ein starkes magisches Zeichen. Auch die Gebäude selbst, ganz gleich aus welcher Perspektive du sie betrachtest, beinhalten magische Symbole. Es war nicht schwer zu konstruieren, nachdem ich erst einmal genau wußte, was ich eigentlich erreichen wollte. Diese Symbole, wenn sie aktiviert sind, arbeiten zusammen, greifen mit ihren Wirkungen so ineinander, daß sie alle nur einem einzigen großen Zweck dienen werden.«
    Zamorra nickte. »Die Festung wurde also nur erbaut, um sich selbst an einen anderen Ort zu versetzen. Aber warum dann hier oben in den Bergen? Warum nicht näher am Feind, an den Grenzen des Reiches?«
    »Die Grenzen sind zu ungefestigt«, erwiderte der Priester. »Und es gab zwei weitere wichtige Gründe. Einer davon ist der, daß diese Festung die Stadt schützt, die unter uns am Berghang liegt. Sie wurde vom Feind häufiger aufgesucht als alle anderen. Doch seit die Festung hier steht, können wir auf das Erscheinen des Feindes reagieren und haben oft genug verhindern können, daß die Feinde sich ihre Opfer holten, um ihre Seelen zu trinken und hier böse Zonen zurückzulassen.«
    »Und der zweite Grund?« fragte Tendyke.
    Der Priester wandte den Kopf und ›sah‹ den Abenteurer mit seinen Edelsteinen an.
    »Der zweite Grund ist doch klar. Versuche eine Kugel einen Berg hinab rollen zu lassen. Es gelingt dir mühelos. Versuche sie aber den Berg hinauf zu schieben, und es wird dir große Mühe bereiten. Selbst in der Ebene fällt es nicht leicht. Deshalb befindet sich die Festung hier oben in den Bergen – sie wird um so leichter in das Tiefland wechseln können. Es ist alles eine Frage der Schwerkraft!«
    »Und die hat Sir Newton erst ein paar hundert Jahre nach deinem Tod entdeckt«, murmelte
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