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Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things

Titel: Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
Autoren: Ann Granger
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Kapitel 1
    »Dreck, Mist und tote Dinge«, murmelte Lucas Burton. »Ich hasse das Land.«
    Die Worte platzten aus ihm hervor, obwohl niemand in der Nähe war, der sie hören konnte – mit Ausnahme der kreischend protestierenden Krähen, die er von dem überfahrenen Kadaver an der Einfahrt aufgeschreckt hatte. Ein unangenehm schmatzendes Geräusch unter seinem Fuß hatte seinen entsetzten Blick nach unten geführt, und er hatte gesehen, wie sich der Schlamm unabänderlich über die Seiten seiner zuvor makellos polierten Schuhe nach oben arbeitete. Die Krähen landeten wieder bei ihrer Beute und setzten ihren Festschmaus fort. Sie hüpften zankend und laut zeternd umher und kämpften in einem ungestümen Gedränge um die besten Stellen. Ihre kleinen schwarzen Augen glitzerten verschlagen. Es fiel ihm schwer, nicht zu glauben, dass diese Rüpel der Vogelwelt ihn auslachten.
    Lucas hob den Schuh aus dem zähen Schlamm. Es gab ein unheilvolles, saugendes Geräusch, und der Abdruck seiner maßgefertigten Budapester begann sich augenblicklich mit trübem Wasser zu füllen. Er humpelte zu einem nahe gelegenen Stapel von verrottenden Holzpaletten und bemühte sich vergeblich, den Dreck von den Sohlen abzustreifen. Was auch immer die Bestandteile dieses speziellen Drecks waren – Lucas wollte lieber nicht eingehender darüber nachdenken –, er klebte wie Leim. Mit einem resignierenden Seufzer gab er seinen Kampf gegen den Dreck auf. Er war gestrandet, und es spielte keine Rolle, ob er kehrtmachte oder weiterging. Er würde sich schmutzig machen.
    Der vereinbarte Treffpunkt war ein heruntergekommener, anscheinend verlassener Bauernhof auf dem Kamm eines Hügels an einer kaum befahrenen Nebenstraße. Die Aussicht von hier oben war spektakulär, doch Lucas war nicht in der Stimmung, sie zu genießen. Auf drei Seiten erstreckte sich eine Hügellandschaft. Auf der vierten, hangabwärts, wuchs ein dichtes Gehölz und versperrte die Sicht auf das, was am Fuß des Hangs lag.
    »Mitten in der tiefsten Wildnis!«, murmelte Lucas böse. Selbst der Klang seiner eigenen Stimme erschien ihm auf obskure Weise tröstend. Doch das war genau der Zweck dieses Treffpunkts. Der Grund, warum dieses verlassene Gehöft ausgewählt worden war. Es lag weit abseits und war dennoch leicht über die Straße erreichbar, und es bestand nur eine geringe Chance, gestört zu werden, außer von wild lebenden Tieren. Zum damaligen Zeitpunkt hatte er den Vorschlag als brillant empfunden. Jetzt fragte er sich nervös, ob die Person, mit der er sich treffen wollte, einen schrulligen, wenig reizvollen Sinn für Humor hatte. Ganz ähnlich den verdammten Krähen draußen auf dem Asphalt bei ihrer Beute.
    Wenigstens war der Treffpunkt so leicht zu finden gewesen, wie man ihm zugesichert hatte. »Das Gehöft hieß früher Cricket Farm«, hatte sein Informant ihm erzählt. »Frag mich nicht, warum. Wir haben keine Grillen in diesem Land, oder? Ich schätze, der Name bezieht sich auf das Spiel.«
    »Und du bist sicher, dass dieses verdammte Gehöft verlassen ist?«, hatte Lucas gefragt. »Du weißt selbst, wie das mit diesen verlassenen Orten ist. Keine Seele zu sehen, wie auf der verdammten Marie Celeste , und dann, bevor man sich’s versieht, ist man von Kühen umzingelt.«
    »Entspann dich, der Bauernhof ist seit Jahren verlassen. Die Gebäude stehen leer, und das Wohnhaus ist halb verfallen und vernagelt. Vertrau mir.«
    Ein frommer Wunsch, den Lucas nicht so ohne weiteres erfüllen mochte. Sie hatten ihre Bekanntschaft nach einer Pause von mehreren Jahren erst kürzlich erneuert. Damals war sie produktiv gewesen, und Lucas hatte große Hoffnung, dass es wieder so werden würde. Bis zu diesem Moment hatte er keinerlei Zweifel daran gehegt, doch hier, an diesem gottverlassenen Fleck, wurde ihm höchst unbehaglich klar, wie wenig er eigentlich über den anderen wusste. Im Allgemeinen vertraute er seiner Menschenkenntnis, doch im Prinzip war er ein Spieler, und jeder Spieler wusste eines genau: Früher oder später begeht man einen Fehler.
    Er hätte Gummistiefel mitnehmen sollen. Nein, Korrektur: Er hätte den Treffpunkt selbst aussuchen sollen. Lucas blickte sich mit zunehmenden Zweifeln um.
    »Der Mercedes ist von der Straße aus nicht zu sehen«, hatte der andere ihm versprochen.
    Er war sich dessen nicht so sicher. Leere Ställe, Scheunen und Geräteschuppen säumten zwei Seiten des Hofs und verfielen unter einem bleiernen Himmel langsam zu Ruinen. Auf der
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