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Auf dem Schlachtfeld der Liebe

Titel: Auf dem Schlachtfeld der Liebe
Autoren: Heather Graham
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    Biscayne Bay, Florida, Mai 1862
    Die Nacht wirkte schwarz wie ein ewiger Abgrund und das Meer täuschend ruhig, beängstigend dunkel unter dem Wolkenhimmel. Hin und wieder sandte der Mond dünne Strahlen in die Finsternis. Außer dem Gluckern der Wellen, die gegen das kleine Boot schlugen und dem rhythmischen Geräusch der Ruder war nichts zu hören.
    Plötzlich verstummte das Plätschern, und das Boot glitt langsamer zur Küste. »Warum rudern Sie nicht weiter?« fragte Risa Magee. Trotz ihrer Furcht hatte sie entschieden, daß dieser Krieg nicht mehr Menschenleben fordern durfte als unbedingt nötig.
    »Für Sie würde ich alles tun, Risa«, seufzte Finn. »Aber das wäre reiner Wahnsinn.«
    »Sie können mich doch nicht mitten in der Bucht absetzen!«
    »Hier treiben sich Gauner, Diebe und Mörder herum -von feindlichen Rebellen ganz zu schweigen. Wenn St. Augustine auch von der Union besetzt ist, diese Halbinsel gehört den Konföderierten.«
    »Machen Sie mir keine Schwierigkeiten, Finn. Sie müssen mich nur zur Insel bringen ...«
    »Dafür könnte es zu spät sein«, unterbrach er sie. »In diesen Gewässern war ich schon lange nicht mehr. Aber ich habe gehört, die Blockadebrecher würden oft vorbeikommen. Vernünftige Leute wagen sich nicht mehr hierher, aus Angst vor unfaßbaren Greueltaten.«
    »Unsinn!« erwiderte Risa ungeduldig. »Die Rebellen haben kein Schlangenvolk gezüchtet, das sich aus dem Meer erhebt und für sie kämpft.« Es war ein Fehler gewesen, Finn um Hilfe zu bitte. Aber wer hätte sie sonst in dieses Gebiet gebracht? Seit dem Ausbruch des Krieges lebte
    der rotblonde, sommersprossige junge Yankee in Florida, ein Bergungstaucher aus Boston - ein Opportunist, der keine Partei ergriff, aber immerhin ein anständiger Opportunist. In seiner Freizeit half er im Hospital von St. Augustine aus und machte Risa den Hof. Sein Interesse schmeichelte ihr, doch sie nahm ihn nicht ernst. Schon gar nicht jetzt, in diesen komplizierten Zeiten ...
    Nachdem sie beschlossen hatte, Ian McKenzie in seinem Everglades-Domizil aufzusuchen, konnte ihr nur Finn helfen - ein Mann, der sich bestechen ließ und mit ihr die Küste hinabfuhr, ohne nach dem Grund ihrer gefährlichen Aktivitäten zu fragen. Und der General Magee, ihren Vater, nicht informieren würde.
    »Wenn jemand wüßte, wohin ich Sie gebracht habe, Risa ...«
    »Habe ich Ihnen nicht gesagt, Major McKenzie würde sich in dieser Gegend aufhalten? Deshalb bin ich hier.«
    »Aber wenn es Ihrem Vater zu Ohren kommt... Er stellt mich vors Kriegsgericht.«
    »Das kann er nicht, weil Sie kein Soldat sind.«
    »Oder er läßt mich erschießen!«
    »Finn!« Sollte Papa jemals von dieser Eskapade hören, wäre der Teufel los, dachte sie schuldbewußt. Aber Finn müßte nichts befürchten, denn ihr Vater würde nicht herausfinden, daß sie den armen Kerl umgarnt hatte. Er würde lediglich seine Tochter einsperren und den Schlüssel ihres Gefängnisses wegwerfen. Zum Glück kämpfte der hochgeschätzte, erst vor kurzem beförderte General Magee gerade an General Grants Seite, in weiter Ferne. »Keine Bange, Finn, er wird nichts erfahren. Setzen Sie mich am Ufer der Insel ab, und ich kehre allein nach St. Augustine zurück.«
    »Nein, das wäre sträflicher Leichtsinn. Sie müssen mich auf mein Schiff begleiten ...«
    »Wenn wir unseren ganzen Mut zusammennehmen«, versuchte sie an seinen Stolz zu appellieren, »werden wir feststellen, warum die Rebellen erfolgreicher sind als die Yankees.«
    Verlegen wich er ihrem eindringlichen Blick aus. »Sie sind unfair, Risa, und Sie ahnen nicht einmal, was wir
    wagen.«
    Das wußte sie nur zu gut. Vor einiger Zeit hatte sie den US-Major Ian McKenzie geliebt. Sie waren verlobt gewesen. Doch das Schicksal hatte die Hochzeit verhindert. Er war mit einer anderen verheiratet worden. Und jetzt blieb ihr, einer Yankee, nichts anderes übrig, als allen Gefahren zu trotzen und einen Rebellenspion zu retten, die Mokassinschlange. Und Ians Frau zu schützen. Selbst wenn Risa nie vergessen konnte, wie sehr sie Ian einmal geliebt hatte, durfte sie nicht zulassen, daß seiner Frau ein Leid geschah. In grausamen Zeiten waren sie Freundinnen geworden und hatten ihr Leben füreinander riskiert. Nun mußte sie Alaina finden.
    Auf den Kopf der Mokassinschlange war ein Preis ausgesetzt. Tot oder lebendig, vorzugsweise tot.
    Und Alaina war irgendwo in der Nähe. Um Risa vor dem Biß eines giftigen Reptils zu bewahren, hatte sie sich dem
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