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Auf dem Schlachtfeld der Liebe

Titel: Auf dem Schlachtfeld der Liebe
Autoren: Heather Graham
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Bucht? Wer immer darin saß, hatte in unheimlichem Schweigen ausgeharrt, sich sogar vor den eigenen Landsleuten verborgen, und abgewartet, bis sie sich verraten würden. »Rudern Sie los, Finn!«
    »Allmächtiger!« schrie er, als ein harter Schlag die Bootswand traf und Risa auf den feuchten Boden fiel.
    »Wer ist da?« rief eine rauhe Stimme. Ein Streichholz flammte auf, Laternenlicht blendete Risa. »Reden Sie, und nehmen Sie sich in acht! Wir verfüttern alle Yankees an die Haie.«
    Entsetzt hielt Risa eine Hand über ihre schmerzenden Augen. Ihr Herz schlug wie rasend, und sie brachte kein Wort hervor. Unsicher und stockend gab Finn eine Erklärung ab. »Nein, ich bin kein Yankee - ein Bergungstaucher ...«
    »Und was hat ein Bergungstaucher hier zu suchen, mitten in einer dunklen Wolkennacht?« fragte eine andere, tiefere Stimme, die leicht belustigt klang. Ein gestiefelter Fuß stieg ins Boot, und Risa sah ein Entermesser schimmern. Unter der neuen Belastung schwankte der kleine Kahn heftig, aber der hochgewachsene Mann hielt mühelos sein Gleichgewicht.
    Als einziges Kind eines Militärs hatte Risa eine Erziehung genossen, die ihr gewisse Vorteile verschaffte. In der Tasche ihres Rocks steckte ein Smith & Wesson-Repetierrevolver, und sie wußte ihn zu benutzen. Rasch zog sie ihn hervor, mit erstaunlich sicherer Hand. »Lassen Sie sich warnen, Sir - wir verfüttern alle Rebs an die Haie«, fauchte sie, von einer Kühnheit beflügelt, die sie selber verwirrte.
    Doch das nützte ihr nichts. Ehe sie zielen konnte, wurde ihr die Pistole mit einem wuchtigen Säbelstreich aus der Hand geschlagen. Die Klinge ritzte ihr die Haut auf. In hohem Bogen flog die Waffe durch die Nacht, funkelte sekundenlang im Lampenlicht und fiel ins Wasser. Dann sah Risa wieder das feindliche Entermesser schimmern.
    »Captain!« rief der zweite Mann. »Da kommt noch ein Boot, lauter Yankees ...«
    Schüsse krachten, und Risa beobachtete ein heftiges Gefecht zwischen dem Boot, das vorhin davongefahren war, und einem anderen.
    »In der Tat, es ist soweit. Bringen Sie die Gefangenen in Sicherheit«, befahl der Captain, »dann greifen wir in den Kampf ein.«
    »Soll ich sie nicht lieber den Haien zum Fraß vorwerfen?« fragte sein Gefährte.
    So viele Yankees ... Risas Gedanken überschlugen sich. War Ian McKenzie in ihrer Nähe? Würde er sie retten? Eine Hand über den Augen, versuchte sie am Lichtkreis der Laterne vorbeizuspähen, sah aber nur das bösartige Glitzern des Entermessers - und die schwarze Silhouette des feindlichen Captains.
    Sicher ist es besser, wenn ich mich den Haien in einem Stück präsentiere, dachte sie. Im Boot, in der Gewalt der Rebellen, wäre sie verloren - im Wasser hatte sie vielleicht eine Chance. Als sie aufstand, schwankte der Kahn gefährlich.
    »Was, in Gottes Namen ...«, begann der Captain. Im nächsten Moment erriet er ihre Absicht. »Nein, verdammte Närrin, warten Sie ...«
    Entschlossen sprang sie über Bord. Er griff nach ihrem Arm, verfehlte ihn, bekam ihren Rock zu fassen und konnte ihn nicht festhalten. Doch er hatte sie in ihrer Bewegungsfreiheit behindert. Es gelang ihr zwar, im Wasser unterzutauchen, aber ihr Kopf schlug gegen das Boot, das Lampenlicht verblaßte, schwarzes Dunkel hüllte sie ein.
    Risa erwachte und hörte ein Feuer knistern. Langsam öffnete sie die Augen. Sie erinnerte sich, daß irgend etwas gegen ihren Kopf geprallt war. Inzwischen hatte der Schmerz nachgelassen. Zunächst erschien ihr die Welt nebelhaft, dann erkannte sie ihre Umgebung etwas klarer. Sie lag auf einem Sofa, in eine warme Decke gewickelt, ein weiches Kissen unter dem Kopf. Obwohl der Flammenschein nur gedämpftes Licht spendete, sah sie blankpolierte Bodenbretter aus Pinienholz und mehrere Teppiche.
    Vor dem Kamin standen ein paar Ohrensessel, Familienporträts säumten das Sims aus Korallengestein.
    Eine Zeitlang fesselten die blaugoldenen Schatten der tanzenden Flammen ihren Blick. Und dann entdeckte sie ihn. Ihr Atem stockte, und sie wagte nicht, an ihr Glück zu glauben. Ian! O Gott, Ian! Sie war ins Meer gestürzt, und er hatte sie wunderbarerweise gefunden und vor dem sicheren Tod gerettet. Nun lehnte er am Kamin in seinem Salon, den Rücken ihr zugewandt, den dunklen Kopf gesenkt.
    Offensichtlich war auch er vor kurzem im Wasser gewesen. Er trug nur seine feuchten Breeches, die sich an schmale Hüften und muskulöse Schenkel schmiegten. Auf den bronzebraunen breiten Schultern schimmerte der
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