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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnte. Merlins Spruch der Macht!
    »Festhalten, alle!« schrie Zamorra, dem die Zeit plötzlich auf den Nägeln brannte. Jeden Moment konnte es zu spät sein. Das Bewußtsein, einer unermeßlichen Gefahr entgegenzutreiben, klebte als schleimige Angst an ihm.
    Er sah, daß einer den anderen festhielt und sie alle Körperkontakt zu ihm hatten. Und er schrie die Worte der Macht, die Merlin ihn einst gelehrt hatte.
    »Analh natrac’h – ut vas bethat – doc’h nyell yen vvé!«
    Als er ihn zum dritten Mal geschrien hatte, den Machtspruch, kam die Katastrophe…
    ***
    Und die Zeit vergeht.
    Axotl, der Zauberpriester, hat sein waghalsiges Spiel gewonnen.
    Die Blaue Stadt ist fort. Sie gibt es nicht mehr. An ihrer Stelle erhebt sich jetzt die Festung aus dem Dschungel am großen Fluß in den Selva-Wäldern. Sie ist weit abgeschnitten von der Inka-Zivilisation, aber Axotl schickt Krieger aus, die den Weg nach Hause suchen und ihn auch finden.
    Ein sporadischer Kontakt mit der Heimat wird hergestellt.
    Manchmal betrachtet Axotl die goldene Scheibe. Er ist in der Lage, das Modell der Blauen Stadt zu sehen, wenn er den Brustschild aus der richtigen Perspektive betrachtet. Und er weiß, daß er die Macht dieser Scheibe, die immer noch existiert, nur bannen kann, wenn er selbst tot ist.
    Der Zeitkreis muß vollendet werden.
    Immer noch kann die Scheibe Menschen in die Vergangenheit schicken, in die Zeit, in der es die Blaue Stadt und ihren Fürsten, den Seelenverschlinger, noch gibt. Deshalb darf niemand außer dem Zauberpriester Axotl sie berühren. Er allein weiß sich dagegen zu schützen.
    Nach vielen Jahren naht das Ende seines Lebens. Ein adliger Festungskommandant, der hier das weltliche Kommando führte, ist an einem Schlangenbiß gestorben. Er wird in der Festung direkt neben dem Sonnentempel beigesetzt. Axotl weiß, daß dies auch der letzte Kommandant war. Danach wird man die Festung aufgeben. Aber Axotl weiß auch, daß die Gefahr besteht, daß die Scheibe dann in falsche Hände geriete.
    Er ist ein alter Mann geworden. Ihm liegt nichts mehr am Leben. Er wählt den Opfertod und läßt sich gemeinsam mit dem toten Kommandant bestatten. Er hat dazu genaue Anweisungen gegeben: die goldene Scheibe muß unter der Hülle liegen, in der sich Axotls Leichnam befindet, und der Leichnam muß mit dem Gesicht nach unten beigesetzt werden. Nur so ist er in der Lage, die Macht der goldenen Scheibe zu bannen.
    Es geschieht so.
    Die Festung wird aufgegeben und im Laufe der Jahrhunderte vergessen.
    Irgendwann werden Forscher kommen, sie entdecken und die Scheibe ahnungslos freilegen. Und aus der Vergangenheit wird der Impuls kommen, der den Leichnam wiederbelebt und ihn in die Vergangenheit zurückreißt, um die Dimensionen zu schwächen und das Unmögliche möglich zu machen. Der Kreis schließt sich.
    Und die Zeit vergeht.
    ***
    In der Welt der Sauroiden begann Orrac Gatnor von den Sümpfen inzwischen mit der Zeremonie. In regelmäßigen Abständen wurde diese Feierlichkeit abgehalten, nicht nur, um der Gründung der Priesterschaft der Kälte zu gedenken, die aus jenem Zeitalter der Kälte stammte, in dem die jetzige Ruinenstadt erschien, die den Entropieschock auslöste, sondern auch, um für Ansehen und Mitgliederzulauf zu werben.
    Fernsehkameras waren installiert, die die Zeremonie übertrugen.
    Überall in den Wohn-Eiern der Echsenmenschen konnte diese Gedenkfeier gesehen werden. Und wie auch immer der einzelne über die Priesterschaft der Kälte dachte – diesem Gedanken konnte sich kaum jemand entziehen.
    Es war Jahrhunderte her. Und doch bedrohlich nahe. Die Priester der Kälte ließen keine Gelegenheit aus zu mahnen, daß sich ein solches Ereignis jederzeit wiederholen konnte. Und es lag an ihnen, das zu verhindern oder die Folgen zu mildern.
    Vom Versuch, den Entropiewert der anderen, der wahrscheinlicheren Welt, anzugleichen und in ihr aufzugehen, sprach in diesen Tagen niemand.
    Das war zu brisant. Es wußte auch kaum jemand außer Reek Norr und den Priestern, daß vor einiger Zeit ein erster Versuch immerhin zu einem winzigen Teilerfolg geführt hatte. Damals hatten sie erstmals wieder einen echten Kontakt zu jener Welt erhalten, von der sie sich vor Jahrmillionen abgespalten hatten.
    Es hatte damals eine Menge Ärger gegeben…
    Doch jetzt leitete Gatnor hier am Rande der Welt die Gedenkzeremonie.
    Hier draußen, in den Ruinen, im Bollwerk gegen die Entropie und die Vernichtung.
    In einem der letzten noch erhalten
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