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Nicht ohne Risiko (German Edition)

Nicht ohne Risiko (German Edition)

Titel: Nicht ohne Risiko (German Edition)
Autoren: Suzanne Brockmann
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1. KAPITEL
    E mily Marshall stand im winzigen Waschraum des Bootes vor dem Spiegel und zog sich die Lippen nach. Von wegen Boot, dachte sie. Dieses schwimmende Schloss mit Segeln als Boot zu bezeichnen war die Untertreibung des Jahres.
    Boote waren bescheidene und praktische kleine Dinger, in denen man auf einer harten hölzernen Bank hockte und sich mithilfe von Rudern fortbewegte. Oder Dinger mit Segeln, bei denen man sich an frischer salziger Seeluft Schwielen an den Händen und einen Sonnenbrand im Gesicht holte. Manchmal brachten sie einen von A nach B, meistens aber nur von A nach nirgendwo und wieder zurück.
    Tatsächlich hatte auch der Segeltörn an diesem Abend kein bestimmtes Ziel, aber das „Boot“, auf dem Emily sich befand, war alles andere als bescheiden. Die Home Free war zwar nicht groß genug, um als Schiff bezeichnet zu werden, aber ein Boot war sie auch nicht.
    Luxusyacht, dachte Emily und zupfte die Träger ihres neuen schwarzen Cocktailkleides zurecht. Alexander Delmores Boot musste schon als Luxusyacht bezeichnet werden.
    Kritisch musterte sie ihr Spiegelbild. Das Kleid hatte sie in einem Nobelkaufhaus erstanden, ein Sonderangebot aus der Schnäppchenecke. Aber obwohl der Preis stark herabgesetzt gewesen war, hatte es sie ein Gutteil ihres Monatsgehalts gekostet.
    So viel Geld für ein Cocktailkleid auszugeben konnte sie sich eigentlich nicht leisten. Deshalb würde sie in den nächsten Wochen beim Lebensmitteleinkauf jeden Cent dreimal umdrehen und jede unnötige Ausgabe vermeiden müssen. In den Augen des Immobilienkönigs Alexander Delmore dagegen wäre der Preis, den sie für das Kleid bezahlt hatte, wohllächerlich gering. Wenn er sie zum Essen ausführte, gab er allein schon für eine Flasche Wein so viel aus.
    Natürlich verdiente er mit seinen Immobiliengeschäften auch ganz erheblich mehr als sie in ihrem Job als Englischlehrerin. So war das Leben nun mal. Und es war typisch für Emily, dass sie ihr Herz an eine Stelle in einer städtischen Schule gehängt hatte, obwohl die es sich nicht leisten konnte, ihr ein anständiges Gehalt zu zahlen. Natürlich hätte sie sich eine besser bezahlte Stelle an einer Schule in einem wohlhabenderen Stadtteil suchen können. Oder eine Stelle in der freien Wirtschaft. Ihr Collegeabschluss hätte ihr das durchaus ermöglicht. Dass sie ständig knapp bei Kasse war, war also allein ihre eigene Schuld.
    Emily streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus und schnitt eine Grimasse. Es änderte nichts: Dank ihres eleganten Kleides wirkte sie trotzdem, als gehörte sie zur gehobenen Gesellschaft.
    Etwas früher am Abend hatte Alex sie erneut eingeladen. Er wollte sie am nächsten Dienstagabend auf eine Party im örtlichen Country-Club mitnehmen. Wenn sie sich dafür noch so ein teures Kleid kaufte, würde sie sich bis zum Ende des Monats von Nudeln und Tomatensuppe ernähren müssen.
    Emily hatte aber keine Lust auf jeden Tag Nudeln. Sie liebte Meeresfrüchte. Kalbfleisch. Teure Lendenfilets. Spargel zu jeder Jahreszeit. Wassermelonen im Winter und Schweizer Schokolade.
    Sie liebte Häuser wie jenes, das Alex gehörte. Häuser, die eine fantastische Aussicht auf das klare Blau des Golfes von Mexiko boten. Häuser mit sechs Schlafzimmern und fünf Bädern. Dicke weiche Handtücher, die an den Kanten nicht ausfransten. Hausangestellte. Essen in teuren Restaurants. Große schwimmende Wochenendpartys auf Alex’ Yacht – Partys wie diese, die früh am Samstagnachmittag begannenund erst spät in der Nacht von Sonntag auf Montag endeten. Riesige Flachbildfernseher mit allem Drum und Dran, supermoderne Musikanlagen.
    Die Vorstellung, genug Geld zu haben und sich nie wieder Sorgen um die Telefon- oder Stromrechnung machen zu müssen, gefiel ihr. Ebenso die Vorstellung von Luxusurlauben, Kreuzfahrten und Reisen nach Europa.
    Auch Alexander Delmore gefiel ihr. Sie mochte ihn.
    Aber sie liebte ihn nicht.
    Er war eindeutig an ihr interessiert und hatte ihr sogar gesagt, dass er sich häuslich niederlassen und eine Familie gründen wolle. Er zählte zu den begehrtesten Junggesellen Floridas, und es schmeichelte Emily, dass er sie attraktiv fand.
    Aber … sie liebte ihn nicht.
    Ihre Nachbarin Carly Wilson meinte, das sei doch völlig egal. „Du liebst ihn nicht? Na und? Liebe ist sowieso völlig überbewertet. Wenn man jemanden wirklich mag, dann hält das voraussichtlich sehr viel länger als die leidenschaftlichste Liebesaffäre. Zumal in Verbindung mit einem
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